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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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wenig später würdest du den Mast seines Piratenschiffes im Sonnenuntergang am Horizont verschwinden sehen. Ein Bernhardiner dagegen zieht dich unter einer Lawine hervor und hat sogar noch ein Schnapsfläschen dabei, um dich wiederzubeleben.«
    »Letztlich ist mir völlig schnuppe, wie Leon mich anguckt! Ich will ja sowieso nichts von ihm! Du dagegen hast dich ja anscheinend sehr gut mit ihm verstanden.«
    »Er ist ja auch sehr nett.«
    »Du kannst ihn haben!« Komisch, irgendwie klang meine Stimme trotzig.
    »Tatsächlich?«
    Eine kleine Pause entstand. Ich konnte großzügig sein. Sicher fand Leon Lila zu dick. Außerdem würde sie sowieso antworten, dass sie nichts von ihm wollte. Er war doch überhaupt nicht ihr Typ. Oder? Eigentlich hatte ich Lila nie gefragt, auf was für einen Typ Mann sie stand. Vielleicht Modell Wikinger, mit blondem, leicht gelocktem Haar? Warum sagte sie nichts? Das Schweigen zog sich hin. Mir wurde plötzlich furchtbar heiß unter meinen drei Decken.
    »Na ja, nach einem Abend kann man ja auch noch nicht viel sagen. Warten wir’s mal ab.«
    Wir verabredeten uns für den Abend zum Rosamunde-Pilcher-Gucken. Nur wegen der Landschaftsaufnahmen von Cornwall, natürlich. Zum Kaffeetrinken hatte ich mich bei meiner Schwester eingeladen.
    Nachdem Lila aufgelegt hatte, sprang ich aus dem Bett. Ich hatte keine Ruhe mehr. Lila hatte die total falsche Antwort gegeben! Es konnte doch nicht sein, dass sie ernsthaft was von Leon wollte!
Ich
hatte ihn schließlich entdeckt!
Ich
hatte ihm das Leben gerettet! Ich lief hektisch im Schlafzimmer auf und ab und hatte keinen Blick mehr übrig für die Winterpracht vor meinem Fenster. Wahrscheinlich war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Sie hatten sich doch von Anfang an so prima verstanden! Und deshalb hatte mich Leon auch so angesehen. Wie ein Bernhardiner! Ein Bernhardiner, der Mitleid mit mir hatte! Eigentlich hätte er den Abend viel lieber alleine mit Lila verbracht! Er hatte sofort ihre inneren Werte entdeckt! Und ich blöde Kuh hatte es nicht gemerkt! Sie waren beide viel zu höflich ...
    Es klingelte. Ich stürzte an die Tür.
    »Entzückend.« Leon stand vor mir und streckte mir die nach Tabak riechende
Sonntag aktuell
hin, die mir Frau Müller-Thurgau manchmal hinlegte, nachdem sie sie gelesen hatte. Er trug einen schwarzen Rollkragenpulli, der ihm, hätte ich es nicht besser gewusst, fast ein intellektuelles Aussehen gab. Er wirkte ausgeschlafen, frisch geduscht und sorgfältig rasiert. Ich sah an mir herunter. Ich trug ein ausgebeultes, gelb-gräulich-verwaschenes Sweatshirt, einen blauen Schal, grünlila geringelte Leggins und darüber knielange Wollsocken mit einem norwegischen Muster. Ich müffelte, weil ich noch nicht geduscht hatte, meine Zähne waren nicht geputzt und wahrscheinlich stand mein Haar in alle Richtungen ab. Ich hatte es vorgezogen, noch nicht in den Spiegel zu sehen. Ich hörte, wie unten die Tür von Frau Müller-Thurgau aufging und zog Leon zur Tür herein. Er sah erfreut aus.
    »Willst du die Telefonnummer von Lila?«, platzte ich heraus.
    Leon sah mich erstaunt an. »Nein, warum? Ich meine, wir treffen uns doch sicher bei Gelegenheit mal wieder, oder? Es war doch ein sehr netter Abend. Lila ist wirklich ein Superkumpel!«
    »Na ja«, sagte ich, »sie ist ein bisschen dick.«
    Leon sah mich vernichtend an. »Das ist mir aufgefallen. Hältst du mich für so oberflächlich, dass mir das etwas ausmacht?«
    Ich wurde knallrot. Ich war ein Schwein. Ein schäbiges, gemeines Schwein, das soeben seine beste Freundin verraten hatte. Ich hörte den Hahn krähen.
    »Nein, natürlich nicht«, flüsterte ich. Leon machte eine Handbewegung, als ob er meine hässliche Bemerkung wegwischen wollte. »Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mit mir einen Winterspaziergang machen möchtest. Nachdem du geduscht hast, natürlich.« Er grinste. »Es ist herrlich draußen. Und es hilft sicher gegen den Kater.«
    »Ich habe keinen Kater«, sagte ich. »Ausnahmsweise. Und ich bin bei meiner Schwester zum Kaffee eingeladen. Ich muss langsam sehen, dass ich in die Gänge komme.«
    Ich überlegte fieberhaft, ob ich noch sagen sollte, dass es schade war und ich gerne mit ihm spazieren gegangen wäre, bei dem herrlichen Wetter. Aber das würde ihm nur wieder falsche Hoffnungen machen. Also schwieg ich. Leon schwieg auch. Er sah enttäuscht aus. Dann räusperte er sich.
    »Schade. Na, du wirst ja nicht jeden Sonntag zu deiner Familie fahren. Ein

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