Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
Vom Netzwerk:
Wasser.«
    »Ich finde, sie sieht dir ziemlich ähnlich«, sagte ich und reichte Katharina meine Tasse.
    »Zum Glück«, sagte Frank. »Ich meine, stell dir nur vor, sie würde nach mir schlagen, was für eine Verschwendung!«
    »Oder nach ihrer Tante«, ergänzte ich.
    Es stimmte. Die Kleine würde mal ein echter Knaller werden.
    »Trotzdem male ich mir manchmal aus, ein russisches Ehepaar würde vor der Tür stehen, er Nobelpreisträger Physik, sie Nobelpreisträgerin Astronomie, nach Lena verlangen, mir stattdessen ein dummgesichtiges Durchschnittskind über die Schwelle reichen und Lena in ein russisches Internat für Hochbegabte stecken.«
    Lena, die an mich gelehnt stand, sagte: »Was redet ihr da für einen Quatsch!« In ihren Augen stand Angst. Ich legte den Arm um sie. Ich mochte Lena sehr.
    »Das darfst du nicht ernst nehmen«, sagte ich. »Du bist eben einfach ein cleveres Kerlchen und wirst es mal weit im Leben bringen.«
    Lena nickte zufrieden. »Auf jeden Fall. Ich kann mich nur noch nicht entscheiden, ob ich Bundeskanzlerin werden will oder Vorstandsvorsitzende von irgendwas, wo man 3,5 Millionen Euro Jahresgehalt kriegt.« Ich schluckte. Katharina und Frank schluckten auch.
    »Na, du hast ja noch ein bisschen Zeit«, sagte ich. »Und ich bin mir sicher, du schaffst alles, was du dir vornimmst.«
    »Also, wenn ich dazu was sagen darf«, schaltete Frank sich ein, »nicht dass ich wirklich glaube, dass die Meinung des Vaters eine Rolle spielt, also mir wäre das mit der Vorstandsvorsitzenden irgendwie lieber, schließlich werden wir zwei mal ohne Rente dastehen, und da ist man ja für jede Unterstützung dankbar.«
    Es klingelte. »Das werden Vater und Dorle sein«, sagte Katharina. »Machst du mal auf, Frank?«
    »Vater und Dorle?«, rief ich entsetzt. »Kommen die etwa auch? Davon hast du nichts gesagt!«
    Katharina zuckte die Schultern. »Hab ich wohl vergessen. Vater meinte gestern am Telefon, Dorle hätte sich beklagt, sie hätte die Kinder schon so lange nicht mehr gesehen.«
    »Und, haben sich die Kinder auch beklagt?«, fragte ich. Salo hatte sich bei der Erwähnung von Dorle von Katharinas Schoß gewunden und war aus dem Wohnzimmer gestürzt. Er hasste Dorles feuchte Küsse. Lena dagegen mochte ihre Großtante und trottete hinter Frank her. Ich hatte ja wirklich nichts gegen Dorle, bloß würde ich mir jetzt die gleichen Storys nochmal anhören können, die sie mir schon in Stuttgart erzählt hatte. Meinen Vater hatte ich schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Der trug in der Regel aber auch nicht grade viel zum Gespräch bei.
    »Ond, wo isch mai Schätzle?«, hörte ich Dorle im Flur rufen, wo offensichtlich gerade die Mantel- und Schuhausziehrituale absolviert wurden.
    »Der will nicht von dir abgeknutscht werden«, hörte ich Lenas helles Stimmchen. Sie war nicht nur sehr schlau, sie war auch sehr direkt.
    Dorle erschien in der Tür, Lena an der Hand. Katharina und ich kreischten auf. Ich traute meinen Augen nicht. Seit ich lebte, kannte ich Dorle in kastenförmigen schwarzen Kleidern. Die einzige Farbe, die sie sich erlaubte, war die ihrer geblümten Kittelschürzen für den Haushalt. Nun aber trug Dorle ein schon fast als modisch zu bezeichnendes graues Strickkleid. Grau! Dorle und grau!
    »Dande Dorle, schön, dass du uns besuchst«, sagte Katharina und ließ sich widerstandslos von Dorle mit feuchten Küssen überziehen. »Du siehst...ganz ungewohnt aus. Sehr...schick.«
    Eine leichte Röte überzog Dorles Gesicht. »Jetz machad net so a Gschiss. Des han i mir ledschd Woch’ en Schduagert kaufd, bevor i dai Schweschdr bsucht han«, sagte sie würdevoll. »Des isch aus am Schlussverkauf on des hen se ned en schwarz ghett.«
    Sie ließ sich schwer auf einen Stuhl nieder. Nun erschien mein Vater im Türrahmen, eine Kuchenplatte mit Käsekuchen in der Hand. Seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war sein Bart noch grauer geworden.
    »Hallo Prenzessin. Hallo Böhnle.« Er gab jedem seiner Töchter einen kratzigen Kuss auf die Wange. Ich seufzte. Ich war einunddreißig, mein Vater nannte mich Böhnchen, und keiner wunderte sich darüber.
    »Sag mal, Vater ... weißt du eigentlich noch, wie wir richtig heißen?« Mein Vater sah mich verwirrt an, wie jemand, der gerade aus dem Tiefschlaf hochgeschreckt ist und einen Moment braucht, um zu wissen, wo er sich befindet.
    »Wie moinsch’n des?«, fragte er.
    »Na ja, wir heißen ja nun nicht wirklich Prinzessin und Böhnchen. Erinnerst du dich

Weitere Kostenlose Bücher