Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
missbilligend den Kopf, und Miss Mary Morgain starrte nur mit einem Ausdruck unverhohlenen Missfallens vor sich hin. Schnuffelpuff hatte die kahle Stirn in Falten gelegt. Magister Sebaldus blinzelte nervös und putzte hektisch seine Brille. Nur Pinky Taxus grinste zufrieden. Sie war die Einzige, die ihre Sympathie für Dr. Quintus Schwartz offen zur Schau stellte. Die meisten Kolleginnen und Kollegen schienen keinerlei Verständnis für den verschärften Kurs von Dr. Schwartz zu haben. Schließlich war es unter Professor Morgensterns Leitung zu keinerlei Problemen gekommen, obwohl dieser die Schulordnung eher großzügig auslegte und nicht als eine penibel zu befolgende Anweisung zur Gängelung der Schüler verstand.
Dr. Quintus Schwartz ließ der allgemeine Unmut völlig kalt. Ungerührt wiederholte er die wichtigsten Vorschriften: »Ab sofort sind die Essens-, Lern- und Ruhezeiten wieder strikt einzuhalten. Schüler dürfen sich nur in den für sie bestimmten Räumlichkeiten aufhalten, das Betreten von Bibliothek und Turnhalle außerhalb der üblichen Öffnungszeiten ist untersagt. Und ganz wichtig: Während der allgemeinen Nachtruhe, die von heute an wieder pünktlich um 22.00 Uhr beginnt, ist es jedem Schüler strikt verboten, sich außerhalb seines Schlaftraktes aufzuhalten, es sei denn, er hätte dazu die ausdrückliche Genehmigung der Schulleitung!«
Die meisten Ravensteiner konnten nun nicht mehr an sich halten. Sie machten ihrer Empörung Luft, sodass die Worte von Dr. Schwartz unterzugehen drohten. Er griff zur Glocke und schwang sie wütend hin und her.
»Ruhe!«, donnerte er. »Gebt augenblicklich Ruhe!« Seine Augen blitzten böse.
Die Schüler verstummten.
»So ist's gut.« Dr. Schwartz klang etwas versöhnlicher. »Ich will auch gleich zum Ende kommen. Nur das Allerwichtigste noch zum Schluss: Die Alte Gruft im Henkerswald, die auf einige von euch so eine ungemein große Anziehungskraft auszuüben scheint, ist für alle Schüler strikt tabu! Ich wiederhole: Das Gelände der Alten Gruft ist strikt tabu!«
Er kniff die Augen zusammen und blickte lauernd in die Runde. Angesichts der empörten Gesichter trat ein Grinsen auf sein Gesicht. Dann setzte er sich und nahm seine Unterhaltung mit Rebekka Taxus wieder auf, als habe er in den letzten Minuten nur ein paar Banalitäten vorgetragen und nicht die gesamte Schülerschaft und den größten Teil des Lehrerkollegiums in helle Aufregung versetzt.
Laura Leander schüttelte den Kopf. Sie kapierte einfach nicht, was Quintus Schwartz mit dieser Anordnung bezweckte, zu der es keinerlei Anlass gab. Der stellvertretende Direx war zwar alles andere als beliebt bei den Schülern und hatte auch unter seinen Kollegen so gut wie keine Freunde. Aber selbst seine schlimmsten Feinde würden nicht bestreiten, dass er äußerst intelligent war. Weshalb also griff er gleich am ersten Tag zu einer völlig überflüssigen Maßnahme, von der er zudem wissen musste, dass sie nur böse Stimmung erzeugen und fast alle gegen ihn aufbringen würde? Das machte doch keinen Sinn! Es sei denn - da steckte mehr dahinter. Viel mehr, als alle anderen ahnten.
»Der Typ hat irgendetwas vor«, murmelte Laura nachdenklich vor sich hin.
Eine bange Ahnung hatte sie befallen, eine Ahnung, die sie nicht wieder losließ.
7
Geheimnisse der Nacht
iefe Nacht hatte sich über Ravenstein gesenkt. Die schmale Sichel des abnehmenden Mondes stand bleich am fast wolkenlosen Himmel und tauchte die Burg in ein fahles Licht. Aus der Ferne, vom Henkerswald her, erscholl der Ruf einer Eule, und dann hallten die tiefen Schläge der Turmuhr durch die Stille.
Es war Mitternacht.
Laura Leander lag in ihrem Bett und schlief. Ihr Atem ging ruhig und regelmäßig. Aus Kajas Bett tönte sanftes Schnarchen, der Wecker auf ihrem Nachttisch tickte leise vor sich hin. Das Mondlicht fiel durch die Gardine und zeichnete gespensterhafte Schatten an die Wände.
Plötzlich war ein seltsames Geräusch zu hören. Es klang wie das Heulen eines Wolfes. Laura stöhnte leise auf und drehte sich in ihrem Bett um, als störe das schaurige Heulen ihren Schlaf. Im selben Moment wurde die Klinke der Zimmertür geräuschlos nach unten gedrückt. Mit einem kaum hörbaren Knirschen öffnete sich die Tür. Ein dünner Lichtstrahl fiel vom Gang aus in den Raum, wanderte über die Wand, an der Lauras Bett stand, wurde größer und größer, bis er schließlich Lauras Gesicht erhellte. Stoff raschelte.
Erneut ging das
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