Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
natürlich.«
»So ist es, Laura. Das Ergebnis alleine hilft dir wenig, weil es nur für diese eine Aufgabe gilt. Du musst vielmehr verstehen, wie es zustande kommt, denn nur dann bist du in der Lage, weitere Aufgaben zu lösen. Ähnlich verhält es sich auch hier. Es wird nämlich nicht ausbleiben, dass du mit Fremden zu tun hast. Mit Leuten, die dir noch nie zuvor begegnet sind. Wenn du dann nicht fähig bist, hinter die Maske dieser Menschen zu blicken und ihre wahren Absichten zu erkennen, wirst du in große Gefahr geraten. Schließlich können wir anderen Wächter nicht immer an deiner Seite sein. Und deshalb, Laura, deshalb musst du unbedingt lernen, das wahre Wesen der Menschen zu erkennen. Damit du ganz schnell durchschaust, ob du es mit einem Verbündeten oder mit einem Feind zu tun hast. Verstehst du mich jetzt?«
Laura nickte. Natürlich verstand sie, was Mary meinte. Und noch etwas anderes wurde ihr plötzlich klar. »Ist es möglich, dass auch Dr. Quintus Schwartz zu unseren Feinden gehört?«, fragte sie nachdenklich.
»Bravo, Laura! Ich sehe, du lernst schnell. Ich halte Dr. Schwartz sogar für weit gefährlicher als Rebekka Taxus.«
»Kann er auch Gedanken lesen?«
Miss Mary schüttelte den Kopf. »Nein. Bei den Dunklen verhält es sich genauso wie bei uns Wächtern. Nur die im Zeichen der Dreizehn Geborenen verstehen sich auf alle alten Fertigkeiten. Alle anderen beherrschen jeweils nur eine davon. Quintus Schwartz zum Beispiel ist ein Meister der Telekinese - und hat damit leider bereits großes Unheil angerichtet.«
Mary Morgain brach ab und sah Laura nachdenklich an. Das Mädchen glaubte sogar einen mitleidigen Ausdruck in ihrem Gesicht zu entdecken.
»Was meinst du damit?«
Doch Mary schüttelte nur den Kopf. »Nicht jetzt«, sagte sie. »Du wirst es noch früh genug erfahren. Außerdem - was geschehen ist, ist geschehen, und wir können nichts mehr daran ändern.«
Laura wusste nicht, warum, aber plötzlich ahnte sie, dass dieses geheimnisvolle Ereignis, über das Mary Morgain nicht reden wollte, mit ihr, Laura, zu tun haben musste. Was es auch war, es hatte ihr Leben vermutlich entscheidend beeinflusst. Und sie fürchtete sich vor dem Augenblick, in dem sie die Wahrheit erfahren würde.
Die Lehrerin holte Laura aus ihren Gedanken. »Wir müssen endlich anfangen, Laura. Du hast noch so viel zu lernen, und uns bleibt nur wenig Zeit.«
»Ich weiß. Aber wenn du mir noch eine einzige Frage beantworten würdest.«
Mary Morgain nickte.
»Wenn ihr so sicher seid, dass der Kelch der Erleuchtung hier auf dem Gelände der Burg versteckt wurde - warum habt ihr ihn dann noch nicht finden können?«
»Weil wir es mit Gegnern zu tun haben, die äußerst raffiniert zu Werke gehen. Wir vermuten, dass sie den Kelch und sein Versteck mit einem Illusionszauber belegt haben, den wir nicht kennen. Zu den Verbündeten der Dunklen zählen nämlich auch die gefürchteten Fhurhurs. Das sind mächtige Schwarzmagier, deren teuflische Künste den Kriegern des Lichts und uns Wächtern schon viele Probleme bereitet haben. Wahrscheinlich haben sie auch den Zauber ausgeheckt, der den Kelch schützt und vor unseren Augen verborgen hält.«
»Und warum soll dann ausgerechnet ich ihn finden können?«
»Du verfügst über ganz besondere Kräfte, wie du bereits erfahren hast, Laura. Aber diese Kräfte und Fähigkeiten sind noch nicht vollständig ausgebildet - und deshalb ist anzunehmen, dass der Zauber bei dir nicht richtig wirkt!«
Laura schaute die Lehrerin verwirrt an. »Das verstehe ich nicht.«
»Das ist ziemlich einfach zu verstehen! Jedes Mittel, das einem bestimmten Zweck dient, kann nur in diesem Sinne wirksam sein. Nasentropfen zum Beispiel helfen nur gegen eine verstopfte Nase. Bei Bauchschmerzen dagegen sind sie völlig nutzlos. Und ein Illusionszauber, der Krieger des Lichts und ausgebildete Wächter verwirren oder mit Blindheit schlagen soll, hat bei einem Lehrling, wie du einer bist, wahrscheinlich sehr viel weniger Erfolg.«
Laura überlegte einen Augenblick lang. Das klang überzeugend. Aber dann fiel ihr noch was ein. »Ich vermute, du kannst genauso gut Gedanken lesen wie die Taxus - wenn nicht sogar besser?«
Miss Mary nickte.
»Und warum hast du dann nicht aus ihren Gedanken lesen können, wo der Kelch versteckt ist? Pinky Taxus wird doch sicherlich wissen -«
»Natürlich«, unterbrach Mary Morgain. »Natürlich kennt Rebekka Taxus das Versteck und Dr. Schwartz auch. Allerdings ...«
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