Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
der Turnhalle und starrte kopfschüttelnd auf seinen Boris-Becker-Wimbledon-Matchball-Ball, der das Ziel wieder einmal verfehlt hatte.
»War er aber nicht!«, sagte Kaja. Sie lehnte am Ständer des Basketballkorbes, grinste den sichtlich enttäuschten Jungen hämisch an und biss herzhaft in einen Schokoriegel. »Knapp daneben ist auch vorbei, und deswegen hast du verloren!«, fuhr sie kauend fort. »Du hast nur fünf Treffer bei zehn Würfen, und nicht sechs, wie du gewettet hast!«
»War aber ziemlich eng, musst du zugeben!« Auch wenn Lukas versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, ärgerte er sich über die verlorene Wette. Und insbesondere darüber, dass er ausgerechnet gegen Kaja verloren hatte.
»War gigantomanisches Pech. Nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit hätte von den drei Ringtreffern mindestens einer im Korb landen müssen - und nicht alle drei daneben!«
»Sind sie aber!« Kaja grinste schadenfroh. »Und deshalb krieg ich 'ne Tafel Schokolade von dir.«
»Ist ja schon gut, du Spar-Kiu!«, giftete Lukas. »Mach dir deswegen nur nicht in die Hosen.« Er schaute auf seine Uhr. »Ich versteh nicht, wo Laura so lange bleibt. War doch schließlich ihre Idee, dass wir uns hier treffen, oder?! Weißt du wenigstens, was sie von uns will?«
Kaja schüttelte den Kopf. »Nö. Sie hat nur gesagt, es ist wichtig. Und dass sie eine Aufgabe für uns hat.«
Lukas schaute das rothaarige Mädchen überrascht an. »Eine Aufgabe? Welche Aufgabe denn?«
»Keine Ahnung! Weiter hat sie nichts gesagt.«
»Komisch«, brummte Lukas. Ungeduldig ließ er den abgegriffenen Tennisball in der Hand auf und ab ploppen. Dann schielte er zum Korb, zielte und warf. Der Ball sauste in einem perfekten Bogen durch das trübe Licht des Nachmittags und landete mitten im Ring. Treffer! »Mist!«, schimpfte Lukas. Jetzt, wo es um nichts mehr ging, traf er plötzlich ohne Probleme.
Kaja grinste nur still vor sich hin.
»Was ist? Wollen wir noch mal wetten?«, fragte Lukas, aber da kam Laura auch schon angerannt. Sie war völlig außer Atem.
»Tut mir Leid«, sagte sie. »Aber es hat länger gedauert, als ich dachte.«
»Das haben wir gemerkt!«, gab Lukas mit grimmigem Blick zurück. »Was hast du denn gemacht?«
»Ähm«, antwortete Laura. Sollte sie den beiden erzählen, was Sache war? Nein, besser nicht. »Ich ... Ich ... Ich ... hatte was Wichtiges zu besprechen. Mit Mary Morgain.«
»Tatsächlich?« Auf Lukas' Stirn war wieder die tiefe Falte zu sehen. Offensichtlich glaubte er ihr nicht.
Kaja half ihrer Freundin aus der Verlegenheit. »Was liegt denn an, Laura?«
Vorsichtig blickte Laura sich nach allen Seiten um. Sie vergewisserte sich, dass sie nicht beobachtet wurden. Dann trat sie ganz dicht an die Freunde heran und sprach mit gesenkter Stimme. »Hört zu: Mal angenommen, ihr müsstet hier auf Ravenstein etwas Wertvolles verstecken, etwas äußerst Wertvolles - wo würdet ihr das tun?«
Lukas und Kaja sahen sie für einen kurzen Moment überrascht an. Dann begannen sie angestrengt nachzudenken. Kaja schürzte die Lippen, und Lukas ließ seinen Tennisball auf den Boden ticken. Schon nach kurzer Zeit hatte er eine Idee.
»Wie wär s denn ... mit der Alten Gruft im Henkerswald?«
»Oh, nö! Dort soll's doch spuken!«, rief Kaja.
»Ebendrum!«, gab Lukas trocken zurück.
Kaja kapierte nicht sofort, was Lukas damit meinte. Verwirrt schaute sie ihn an und fragte: »Was willst du damit sagen?«
»Er meint, eben weil es dort angeblich spukt, traut sich dort kaum jemand hin!«, erklärte Laura. »Und genau aus diesem Grund wäre die Alte Gruft ein ideales Versteck. Wo niemand hingeht, kann auch niemand was finden!«
Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens nickte Kaja. »Ah, so - natürlich.« Ihre verkniffene Miene hellte sich wieder auf. »Wie wär 's mit der kleinen Insel?«, schlug sie dann vor.
Sie meinte die Insel im großen Drudensee, der südlich des Parks von Burg Ravenstein gelegen war. In dem klaren Gewässer gab es zahlreiche Fische, die hin und wieder die Speisekarte des Internats bereicherten. Die Ufer waren von Schilf und von alten Weiden bestanden, und an einer Stelle gab es auch einen großen Strand mit feinem Sand. An warmen Sommertagen war es herrlich am Drudensee. Die Ravensteiner
badeten und surften dort, während er im Winter, wenn er zugefroren war, zum Schlittschuhlaufen und Eishockey einlud. Beim strengen Frost der ersten Dezembertage hatte sich auch in diesem Jahr eine Eisdecke auf dem
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