Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
verzog das Gesicht. »Das war ihm ja förmlich anzusehen: Stinkefurz hat bestimmt gedacht, dass ich eine blöde Kuh bin, und überlegt, wie er mir am besten Stress machen kann?«
»Falsch, Laura. Ganz falsch!«
»Echt?«
»Ja. Max Finkensturz hat eher das genaue Gegenteil von dem gedacht, was du vermutest!«
Das Mädchen war überrascht. »Tatsächlich?«, fragte es. »Was denn?«
»Das musst du schon alleine herausfinden«, antwortete Miss Mary vieldeutig, als das Läuten der Schulglocke die Pause beendete. »Und denk bitte dran: Wir treffen uns nach dem Mittagessen im Turmzimmer!«, gab die Lehrerin Laura noch mit auf den Weg, bevor sie zurück ins Internatsgebäude gingen.
E in Schleier aus Schwarzem Nebel lag über der Dunklen Festung, die sich am Rande des tückischen Schwefelsumpfes erhob. Ein riesiger Schwärm Krähen kreiste um die Zinnen. Ihr schrilles Gekreische erfüllte die Luft und war selbst bis in Syrins Gewölbe zu hören, das tief im Inneren der Trutzburg gelegen war.
Borboron stand in der Nähe des großen Feuers, das den höhlenartigen Raum in flackerndes Licht tauchte, und lauschte mit ausdruckslosem Gesicht dem Bericht der unheimlichen Frau. Als Syrin geendet hatte, nickte er ihr zufrieden zu. »Gut gemacht, Syrin. Ich wusste, dass Verlass auf dich ist - du hast mein Vertrauen nicht enttäuscht!«
Ein triumphierendes Lächeln verzerrte das bleiche Gesicht der Frau. Rasch trat sie auf den Schwarzen Fürsten zu. »Das war erst der Anfang, Borboron! Seit sich das Rad der Zeit in meinem Besitz befindet, verliert der Lichtzauber, mit dem Elysion meine Kräfte zu bannen versuchte, mit jedem Tag an Wirkung.«
Syrin nestelte die Kette mit dem goldenen Anhänger vom Hals und betrachtete ihn gierig. »Lichtalben haben zwei dieser Amulette zu Anbeginn der Welten aus dem gleichen Gold geschmiedet, aus dem auch der Kelch der Erleuchtung gefertigt ist. Sie verleihen ihrem Besitzer große Macht und helfen bei der Suche nach dem Kelch, sobald er verloren geht. Elysion - er möge in den Tiefen der Finsternis verrotten! - besitzt eines davon. Das hier aber -« Damit hielt sie das stilisierte Rad direkt vor das Gesicht des Schwarzen Fürsten - » - das hier wurde vor undenklichen Zeiten auf den Menschenstern gebracht. Aber jetzt - jetzt gehört es mir! Mir! Mir!«
Ihre krallenartigen Finger schlossen sich so fest um das Schmuckstück, als wollte sie es nie wieder hergeben, und ein irres Leuchten ließ ihre Augen strahlen. »Bald schon werde ich wieder über den Sehenden Kristall gebieten können, und dann, Borboron, dann -«
Das Öffnen der Tür unterbrach sie, und der Fhurhur trat in das Gewölbe. Sofort schoss Syrin auf den Mann im scharlachroten Kapuzenumhang zu. »Hast du mitgebracht, worum ich dich gebeten hatte?«
Anstelle einer Antwort griff der Fhurhur unter seinen Umhang, holte eine unscheinbare Flasche darunter hervor und reichte sie der bleichen Frau. Eine klare Flüssigkeit befand sich darin, die wie Wasser aussah.
Hastig zog Syrin den Korken aus dem Hals der Flasche und schnupperte daran. »Es ... es riecht nach nichts«, stellte sie beinahe enttäuscht fest und schaute den Fhurhur fragend an.
Der Mann nickte. »Stimmt«, antwortete er mit seiner dünnen Fistelstimme. »Deshalb wird auch niemand etwas merken, wenn du es ihm in den Trank mischst!«
»Und das Elixier ist tatsächlich so wirksam, wie du behauptest?«
Ein Anflug von plötzlichem Zorn verfinsterte das Gesicht des Schwarzmagiers. »Hüte deine Zunge, Weib, und wage nicht an meinen Kräften zu zweifeln!«
»Schon gut, schon gut!« Syrins Stimme klang sanft und schmeichelnd. »Ich bin doch nur ein ... unwissendes Weib, wie du richtig feststellst!«
Der Fhurhur musterte die Frau mit zweifelndem Blick, als sei er sich nicht sicher, ob sie es ernst meinte oder sich über ihn lustig machte. Als er weitersprach, klang er besänftigt.
»Das Elixier hat seine Wirksamkeit schon zahllose Male unter Beweis gestellt - sowohl bei uns wie auch auf dem Menschenstern. Ein Tropfen davon bringt den sicheren Tod - und der ist qualvoller, als selbst du dir vorstellen kannst!«
»Gut! Sehr gut!« Wieder glänzten Syrins Augen wie die einer Irren. »Dann ist Elysions Schicksal besiegelt - und selbst das Wasser aus dem Kelch wird ihm nicht mehr helfen!«
D as Turmzimmer war im obersten Stock des Bergfrieds gelegen und nahm die gesamte Etage ein. Die Fenster, die den Blick in alle vier Himmelsrichtungen freigaben, boten eine herrliche
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