Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
meinte Lukas beschwichtigend. »Ich wollt ja nur auf Nummer sicher gehen. Schließlich hängt eine ganze Menge davon ab.«
Laura schnitt ihm eine verärgerte Grimasse. Und ob sie wusste, was alles davon abhing! Die Mächte des Lichts würden für mindestens drei weitere Monde auf die stärkende Kraft des Kelches verzichten müssen, wenn sie ihn nicht nach Aventerra zurückbrachte. Das würde ihren Kampf erschweren, und die Gefahr, dass das Böse die Oberhand gewann, wurde mit jedem Tag größer. Und was noch viel schlimmer war: Borboron würde ihren Vater töten, wenn sie den Kelch nicht in seine Hände gab.
P apa.
Sie durfte nicht zulassen, dass ihrem Vater dieses schlimme Schicksal widerfuhr! Das war einfach undenkbar, und deshalb musste sie dieses Rätsel unbedingt lösen.
Sie musste es schaffen!
»Wir dürfen nicht aufgeben, bis wir es rausfinden!«, sagte Laura trotzig und zog ihr Handy aus der Tasche. »Ich sag schon mal Sayelle Bescheid, dass wir übers Wochenende nicht nach Hohenstadt kommen.« Sie schaltete das Mobiltelefon ein und machte sich daran, die vierstellige PIN-Nummer einzutippen – als sie mit einem Mal verwundert innehielt. Eine plötzliche Erkenntnis erhellte ihre finstere Miene. »Hey – natürlich!«, rief sie aus. »Dass mir das nicht früher eingefallen ist!«
Als sie die Freunde anstrahlte, schaute sie allerdings nur in ratlose Gesichter.
»Ja, kapiert ihr denn nicht?«, sprudelte es aus Laura hervor. »Die Lösung dieses Rätsels muss so was Ahnliches sein wie eine PIN-Nummer. Eine Art Code, mit dem man den Schrank öffnen kann.«
Lukas schaute sie einen Moment entgeistert an, und dann strahlte er ebenfalls. »Ja, klar – und dieses Spielbrett ist gar kein Spielbrett, sondern so was wie eine Tastatur: Wenn man die richtigen Felder in der richtigen Reihenfolge drückt, öffnet sich der Schrank!«
Kaja machte ein verstörtes Gesicht. Kevin dagegen schien allmählich zu dämmern, worum es ging. »Die Lösung des Orakels ist dann also die geheime PIN für den Schrank, oder?«
»Genau, Kevin!« Laura lächelte ihn freundlich an. »Du hast es kapiert.«
»Sag ich doch die ganze Zeit«, war Kaja da zu vernehmen. Als sie die perplexen Mienen der Freunde gewahrte, fügte sie ungerührt hinzu: »Ist doch wohl offensichtlich, stimmt’s?«
Lukas schlug genervt die Augen zur Decke, während Laura sich eines Schmunzeins nicht erwehren konnte: Ihre Freundin war einfach unverbesserlich!
»Okay, dann lasst uns noch mal in Ruhe überlegen«, sagte Laura, inzwischen wieder ganz ernst. ›»Obwohl zu viert, für fünf wir steh’n‹, haben die Bären gesagt – was könnte das bedeuten?«
»Dass einer von ihnen gefehlt hat, vielleicht?«, überlegte Kaja.
»Quatsch, du Null-Kiu!« Lukas konnte nicht mehr an sich halten. »Es waren sechzehn Felder und sechzehn Tiere. Also kann niemand gefehlt haben, das ist doch logosibel!«
»Vielleicht wollten sie damit andeuten, dass die gesuchte Lösung fünfstellig ist und nicht vierstellig, wie es ihre Anzahl nahe legen würde?«, gab Kevin zu bedenken.
»Exaktenau!« Lukas war plötzlich ganz aufgeregt und fuchtelte mit dem rechten Zeigefinger wild durch die Luft. ›Weil einer von uns doppelt zählt‹, wie die Einhörner erwähnt haben. Wenn wir sie wörtlich nehmen, dann würde das bedeuten –«
»- dass sie selbst in der richtigen Lösung zweimal vorkommen«, unterbrach Laura ihn hastig, »und alle anderen Tiere nur einmal.«
»Ganz meine Meinung!«, mischte Kaja sich ein. Lukas’ rüde Schelte schien sie völlig unbeeindruckt gelassen zu haben. »Fragt sich nur: Aufweiche Weise kommen die Einhörner zweimal, die anderen Tiere aber nur einmal vor? Und warum?«
»Gute Frage!« Lukas blickte sie über den Rand seiner Professorenbrille an. Der Ärger war aus seinem Gesicht gewichen. »Überlegen wir einfach mal, wie sich diese vier Tiere voneinander unterscheiden?«
»Auf Anhieb fallen mir nur Gemeinsamkeiten ein.« Abwägend schaute Laura in die Runde. »Alle haben vier Beine, einen Schwanz, sind Säugetiere und tauchen in irgendwelchen Fabeln auf.«
Kaja nickte. »Stimmt. Allerdings trägt das Einhorn als einziges ein Horn – und ist außerdem auch kein echtes Tier.« Als sie bemerkte, dass Laura die Augen zusammenkniff und sie vorwurfsvoll anblickte, setzte sie schnell hinzu: »Okay, okay. Zumindest existieren Einhörner nicht in der Welt, die wir sehen können.«
»Außerdem sind sie als Einzige Pflanzenfresser«, erklärte Kevin.
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