Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
die ganze Zeit eher teilnahmslos dagesessen hatte, war plötzlich wieder hellwach. Sie sprang auf und wollte zur Tür eilen. »Mein Magen hängt auch schon in den Kniekehlen!« Dabei hatte sie in der letzten halben Stunde ein ganze Tafel Schokolade verputzt. Allein! Weil die anderen großzügigerweise verzichtet hatten.
Laura hielt die Freundin jedoch zurück. »Einen Moment noch!«, sagte sie vorwurfsvoll. »Lass uns bitte noch einen Augenblick länger nachdenken. Das ist jetzt wirklich wichtiger.«
Kaja fügte sich, wenn auch murrend. Während sie sich wieder auf ihr Bett setzte, blickte Laura die Jungen sinnierend an. »Was mir die ganze Zeit nicht aus dem Kopf geht: Warum haben die Löwen behauptet, die Kraft des Siegels und die Lösung des Rätsels liefen auf das Gleiche hinaus? Was kann das bloß bedeuten?«
»Da kann ich nur raten, Laura«, sagte Lukas. »Wenn es sich bei der Lösung tatsächlich um ein Wort handelt, wie wir vermuten, dann könnte das heißen, dass –«
Er brach ab und starrte wie abwesend in die Ferne.
»Was, Lukas? Was könnte das heißen?«, drängte Laura.
»Dass das gleiche Wort auch für das Siegel der Sieben Monde steht – womit wir wieder genauso schlau sind wie zuvor. Schließlich haben wir immer noch nicht herausgefunden, was es mit diesem Siegel auf sich hat und wo es sich befindet. Und an das Einzige, was uns dabei vielleicht weiterhelfen könnte, kommen wir nicht ran.«
Kaja zog eine Schnute. »Was soll das denn sein, das Einzige?«
»Dieses alte Buch natürlich«, mischte Laura sich ein. »›Die Bruderschaft der Sieben‹. Das hat die Kripo doch als Beweismittel beschlagnahmt.«
»Und wenn du Bellheim klar machst, worum es geht, und ihn einfach lieb darum bittest?«
Laura zog die Stirne kraus. »Vergiss es, Kaja! Darauf lässt der sich nie ein. Es ist sein wichtigster Beweis gegen den Professor, und den gibt der doch nicht aus der Hand.«
Resignation machte sich auf den Gesichtern der Freunde breit, und Kevin brachte zum Ausdruck, was wohl auch Lukas und Kaja dachten: »Das heißt, es gibt keinerlei Chancen mehr.«
»Nein, Kevin, das heißt es nicht«, widersprach Laura entschieden und zeigte ein ermunterndes Lächeln. »Immerhin sind es noch zwei Tage bis zum Ostarafest. Achtundvierzig Stunden, in denen noch eine Menge passieren kann. Schließlich hat Papa immer gesagt –«
» – nur wer aufgibt, hat schon verloren«, fuhr Lukas fort. Doch am Klang seiner Stimme war zu erkennen, dass er davon nicht im Geringsten überzeugt war. Deshalb verkniff sich Laura auch den Satz, den sie eigentlich noch hinzufügen wollte: »Und wer auf die Kraft des Lichts vertraut, dem wird alles gelingen.« Schließlich fühlte sie selbst, dass Zweifel an ihr zu nagen begannen, auch wenn sie das natürlich niemandem eingestanden hätte.
Nicht einmal ihrem Vater.
D er riesige Hof der Gralsburg konnte die Masse der Weißen Ritter nicht fassen. Viele von ihnen warteten deshalb draußen vor dem Tor.
Der Hüter des Lichts saß auf einem strahlend weißen Pferd, das auf einer kleinen Erhebung an der Nordseite des Hofes stand. Neben ihm hatten sich Ritter Paravain und Morwena, ebenfalls auf prächtigen Schimmeln, aufgereiht. Mit zufriedenem Lächeln ließ Elysion seinen Blick über die Legionen der Lichtkrieger schweifen, die sich in Hellunyat eingefunden hatten. Dann richtete er das Wort an sie.
»Meine Freunde«, rief er ihnen zu, und seine Stimme war laut und klar. »Wir haben uns versammelt, weil dieser Tag zu einem Freudentag für uns werden wird. Heute, am Ostarafest, wird der Kelch der Erleuchtung zu uns zurückgebracht werden. Wir werden deshalb gemeinsam zum Tal der Zeiten reiten, um der Kelchträgerin einen würdigen Empfang zu bereiten – und das Mädchen wird jedem von uns ein Beispiel geben, dass es sich lohnt, für die Sache des Lichts zu streiten.«
Lächelnd wandte er sich Paravain zu. Der Weiße Ritter hob die Hand und gab seinen Männer das Zeichen zum Aufbruch.
Auf einen sanften Schenkeldruck hin setzte sich Elysions Schimmel in Bewegung. Gefolgt von Paravain und Morwena, ritt der Hüter des Lichts durch die Gasse, die seine Garde für ihn frei machte, aus der Burg heraus. Die weiße Heerschar schloss sich ihm an, und gemeinsam ritten sie dem Tal der Zeiten entgegen.
K apitel 28 Ein
Funken Hoffnung
ls die Sonne hinter den Hügeln im Westen unterging, fühlte Laura die letzte Hoffnung schwinden. Dabei schien es, als wolle selbst der Himmel ihr Mut machen. Das
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