Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
»Während es sich bei den Wölfen, Bären und Löwen überwiegend um Fleischfresser und Raubtiere handelt.«
Lukas wiegte bedächtig den Kopf. »Das ist zwar alles richtig – bringt uns aber trotzdem der Lösung nicht näher, wie ich fürchte.«
»Wieso denn nicht?« Lauras Gesicht nach zu urteilen, schien ihr eine Idee gekommen zu sein. »Immerhin könnte das doch bedeuten, dass man abwechselnd auf ein Feld mit einem Fleischfresser und dann auf eins mit dem Pflanzenfresser drücken muss. Zum Beispiel Löwe, Einhorn, Bär, Einhorn und dann Wolf?«
Lukas kniff kurz die Augen zusammen und überlegte angestrengt, schüttelte aber gleich darauf heftig den Kopf. »Kann ich mir nicht vorstellen. Es kann doch nur eine einzige richtige Lösung geben. Auf die von dir beschriebene Weise ergeben sich jedoch Hunderte von Möglichkeiten.«
»Aber nicht, wenn man sich an den Wortlaut des Rätsels hält«, warf Laura ein. »Denn der gibt vor, dass man nach Rösserart vorgehen muss.«
Kaja blies ratlos die Wangen auf. »Was ist denn damit wieder gemeint? Galopp, Trab oder Schritt?«
Lukas stöhnte laut auf, während Laura lachend antwortete: »Weder noch! Das soll wohl eher bedeuten, dass man wie beim Pferdsprung im Schach über die Felder zu ziehen hat.«
Kevin nickte. »Erscheint mir einleuchtend.«
»Genau!« Lukas schob die Brille von der Nasenspitze zurück. »Nur – auf welchem Feld fängt man an? Genau diese Frage stellt das Rätsel übrigens selbst: ›Wer unsern Anfang richtig wählt‹, heißt es schließlich.«
Laura runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich damit gemeint ist. Denn dass man auf dem richtigen Feld anfangen muss, ist zu selbstverständlich, als dass man eigens daraufhinweisen müsste! Vielleicht ist mit diesem ›Anfang‹ ja nicht das erste Feld gemeint –«
»Sondern?«, fragte Lukas ungeduldig.
»Sondern der Anfangsbuchstabe ihrer Namen!«, gab Laura das Ergebnis ihrer Überlegungen preis. »Was diese vier Tiere eindeutig unterscheidet, sind doch ihre Namen – die außerdem alle mit einem anderen Buchstaben anfangen!«
Einen Moment schien Lukas völlig perplex zu sein. Mit offenem Mund starrte er seine Schwester an – und dann leuchtete seine Miene so hell auf wie die Jackpotanzeige auf einem Spielautomaten. »Hey, Laura – das ist genial! Einfach genial! Das ist die Lösung, ganz bestimmt! Zumal die Einhörner als Einzige mit einem Vokal beginnen – mit einem E. Dem Buchstaben, der in unserem Wortschatz am häufigsten vorkommt.« Lukas strahlte nur noch mehr. »Das ist phänotastisch! Die Lösung müsste jetzt kinderleicht sein. Wir haben ein L wie Löwe, ein B wie Bär, ein W wie Wolf – und zwei E von den Einhörnern. Aus diesen fünf Buchstaben muss im Rösselsprung doch ein sinnvolles Wort zu bilden sein.«
Hastig stieß er Kaja an. »Gib mir mal einen Zettel. Ich will das Muster von der Schrankfront schnell aufzeichnen, damit es uns leichter fällt.«
Schon nach kurzer Zeit war die Skizze fertig. Laura bemerkte sofort, dass Lukas alles exakt im Gedächtnis behalten hatte.
Voller Enthusiasmus machten sich die Freunde ans Werk.
Doch ihr Eifer erlahmte schließlich, denn zu ihrer Enttäuschung fanden sie keine Lösung. Sosehr sie sich auch bemühten, es gelang ihnen einfach nicht, auch nur ein vernünftiges Wort aus den fünf Buchstaben zu formen. Und im Rösselsprung schon gar nicht. Auf welchem Feld sie auch anfingen, nicht eine Kombination ergab Sinn. Und dass »Weibe« ein richtiges Wort sei, wie Kaja steif und fest behauptete, konnten sie natürlich nicht gelten lassen. Nach einer Stunde gaben sie frustriert auf. Dabei war Laura sich fast sicher, dass sie auf dem richtigen Weg waren.
Resigniert ließ Lukas den Bleistift fallen. »Ich kapier das einfach nicht. Das erscheint alles so logosibel – und trotzdem kommt nichts Vernünftiges dabei raus!«
»Wir müssen was übersehen haben«, überlegte Laura laut.
»Sieht ganz danach aus«, stimmte Kaja zu. »Fragt sich nur, was?«
»Wenn ich das nur wüsste!« Laura seufzte gequält. »Vielleicht sollten wir noch mal darüber nachdenken, was die fünfte Rätselzeile bedeuten könnte: ›Des Siegels Kraft ihm zeigt den Weg.‹ Fällt dir dazu was ein, Kevin?«
Kevin erblasste, seine Nasenspitze wurde ganz weiß.
»Was hast du denn?«, fragte Laura besorgt.
»Ach, nichts.« Der Junge winkte ab. »Mir ist nur plötzlich ganz flau im Magen. Vielleicht sollte ich was essen.«
»Super Idee!« Kaja, die
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