Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
es ihr nun sicherlich erlaubt, sich ihrer fantastischen Fähigkeiten zu bedienen. Professor Morgenstern hatte ihr nämlich eingeschärft, diese nur im Kampf für das Licht und niemals zum Spaß oder für selbstsüchtige Zwecke einzusetzen. Das würde sich rächen, hatte er erklärt, aber verschwiegen, auf welche Weise.
Laura konzentrierte sich und blickte Kevin tief in die Augen. Schon Momente später konnte sie in seinen Gedanken lesen wie in einem offenen Buch: Warum misstraut sie mir denn immer noch?, ging es dem Jungen durch den Kopf. Was mache ich bloß falsch?
Laura fühlte Scham in sich aufsteigen, und ihre Wangen röteten sich. Sie schlug die Augen nieder. Kevin hatte Recht: Er hatte ihren Argwohn wirklich nicht verdient! Sie würde ihm endlich alles erzählen.
D er Anführer der Wunschgaukler ließ die Münzen im Geldsack klirren und verneigte sich mit seinen Begleitern vor dem Schwarzen Fürsten, der sie im Innenhof der Dunklen Festung verabschiedete. »Es war uns wie immer ein Vergnügen, Geschäfte mit Euch zu machen, Borboron. Und vielen Dank auch für das Gastmahl und die Herberge!«
Ein Lächeln spielte um den schmallippigen Mund des hoch gewachsenen Tyrannen. Die Augen in seinem totenfahlen Gesicht glühten rot auf. Ein langer schwarzer Umhang hing von seinen muskulösen Schultern, und ein mächtiges Schwert ragte darunter hervor. »Auch ich habe zu danken.« Die kehlige Stimme des Anführers der Dunklen Mächte klang tiefer als der tiefste Brunnen. »Für Eure Gesellschaft – und für Euer Gastgeschenk.«
Gramar winkte lächelnd ab. »Nicht der Rede wert. Der Albino taugt nicht für unser Geschäft. Ich bin sicher, Ihr könnt mit diesem jähzornigen und gewalttätigen Kerl mehr anfangen als wir!«
»Damit könntet Ihr Recht haben.« Ein ironisches Grinsen verzerrte das Gesicht des Schwarzen Fürsten. »Und vergesst nicht: Leute wie Ihr sind mir stets willkommen! Ihr liefert nur erstklassige Ware, für die ich immer Verwendung habe.« Versonnen blickte er hinüber zur anderen Seite des Hofes, wo die zwei Dutzend Kinder, die er den Wunschgauklern abgekauft hatte, von der Aufseherin zu den Schmieden geführt wurden. Sie sollten den neuen Sklaven an ihrem ersten Morgen in der Dunklen Festung eiserne Fußfesseln verpassen. Als wüssten sie nicht, was ihnen bevorstand, trotteten die Kinder willig hinter der Frau her. »Ich frage mich, wie es Euch wohl gelingen mag, sie so gefügig zu machen? Wenn Ihr mir Euer Geheimnis bei Gelegenheit verraten würdet?«
Gramar und seine Gefährten grinsten hämisch. »Tut mir Leid, Borboron, aber auch wir Wunschgaukler haben unsere Geheimnisse, die wir hüten wie einen kostbaren Schatz.« Der Mann mit der Augenklappe warf einen scheuen Blick auf die schmächtige Gestalt, die neben dem Schwarzen Fürsten stand. Sie war in einen scharlachroten Kapuzenmantel gekleidet, der fast bis zum Boden reichte. »Euer Fhurhur wird das sicherlich verstehen.«
Borboron wandte sich dem Schwarzmagier zu. Der alte Mann verzog das gelbliche Gesicht nur zu einer verächtlichen Grimasse und ließ einen krächzenden Laut hören.
Der Herrscher der Dunklen schien belustigt und wandte sich an die hoch aufgeschossene Frau an seiner anderen Seite. »Kennst du vielleicht ihr Geheimnis, Syrin?«
Die Angesprochene trug ein smaragdgrünes Gewand. Wie eine gereizte Kobra starrte sie die Wunschgaukler aus schlitzförmigen Pupillen in einer gelben Iris an. »Ihr wisst doch, dass ich es nicht kenne!«, zischte sie. »Aber das lässt sich ändern, sehr schnell sogar! Wenn Ihr wollt –«
Mit einem bösen Lächeln fiel der Schwarze Fürst ihr ins Wort. »Nicht doch, Syrin. Lassen wir ihnen doch ihr Geheimnis – zumindest solange sie auf unserer Seite sind und uns dienen. Schließlich ist es unerheblich, auf welche Weise wir an unser Ziel gelangen, nicht wahr? Wichtig ist nur, dass wir diesen verfluchten Elysion mitsamt seiner Gefolgschaft endlich besiegen und dem Ewigen Nichts zur Herrschaft verhelfen. Habe ich Recht, Gramar?«
»Fürwahr, Borboron!« Der Wunschgaukler strahlte den Tyrannen fröhlich an. »Je mehr sich von den falschen Wünschen leiten lassen, die wir ihnen vorgaukeln, umso leichter gelangt Ihr an Euer großes Ziel!«
»Dann will ich hoffen, dass Ihr mir bald wieder Nachschub liefert. Mein Bedarf an willigen Sklaven ist grenzenlos.«
Die vier Männer in den farbenprächtigen Gewändern verneigten sich ein weiteres Mal. »Euer Wunsch ist uns Verpflichtung!« Gramar
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