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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Schritt zurück und musterte sein Werk mit einem kritischen Blick. Seine Putzaktion hatte sich gelohnt – die beiden geflügelten Sandsteinlöwen, die den Fuß der Freitreppe wie zwei grimmige Wächter flankierten, sahen fast wieder wie neu aus! Gerade wollte der Hausmeister die letzten Schmutzreste wegbürsten, als das Portal aufgerissen wurde und Aurelius Morgenstern mit wehendem Mantel die Treppe herunterstürmte. »Attila, schnell!«, rief er dem Hausmeister schon von weitem zu. »Hol den Wagen!«
    Der Glatzkopf ließ die Bürste sinken und setzte ein grimmiges Orkgesicht auf. »Hat das nicht einen Augenblick Zeit?« Er deutete auf die Sandsteinfiguren. »Noch ein paar Minuten, und ich bin fertig.«
    »Tut mir Leid, aber wir dürfen keine Sekunde verweilen! Wir müssen verhindern, dass er den Dunklen in die Hände fällt!« Damit eilte der Professor davon.
    Attila warf die Bürste in den Putzeimer und folgte ihm. Seine eisenbeschlagenen Stiefel klackten über das Kopfsteinpflaster. Dabei bewegte er sich trotz seiner grobschlächtigen Figur so flink und behende, wie man es ihm niemals zugetraut hätte.
    Das Vordach, das sich schützend über die Treppe spannte, wurde von einer gut fünf Meter hohen Steinsäule getragen. Sie hatte die Gestalt eines Riesen, der seit der Errichtung der Burg die Besucher mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. Mit einem Male jedoch verfinsterte sich sein Gesicht. Der Steinkoloss bewegte die Augen und blickte den davonhetzenden Männern nach – und fast sah es so aus, als sei er in allergrößter Sorge.
     
    Eine dichte Schneewolke stob auf, als Laura und Lukas oberhalb der Skeletonbahn aus dem Wald geschossen kamen. Nur Sekunden später donnerte die Schneekugel ins Freie. Sie musste auf dem schmalen Forstweg einige Bäume geschrammt haben, denn sie hatte an Umfang eingebüßt. Dennoch war sie immer noch dick genug, um die Geschwister zu Brei zu walzen.
    Erleichtert bemerkte Laura, dass auf der Bahn kein Betrieb herrschte. Es befanden sich keine Fahrer in dem engen Eiskanal.
    »Nicht in die Bahn!«, rief Laura dem Bruder zu. »Fahr außen dran vorbei!«
    Für einen Moment fürchtete sie, Lukas habe sie nicht verstanden, denn er fuhr weiter geradeaus. »Du sollst an der Bahn vorbeifahren!« Lauras Stimme überschlug sich fast. »Die Kugel hat es nur auf mich abgesehen, nicht auf dich!«
    Endlich reagierte Lukas: Kurz vor der Eisrinne schwenkte er ab, während Laura in sie hineinschoss. Sie spürte, wie sie auf dem spiegelglatten Untergrund augenblicklich an Tempo gewann. Die Skier unter ihren Füßen gaben laute Geräusche von sich, während sie über die harte Fläche bretterten. Doch Laura nahm das kaum wahr, denn schon flog die erste Kurve auf sie zu. Während sie darauf bedacht war, die enge Kehre richtig zu erwischen, wuchs die Hoffnung auf das glückliche Gelingen ihres tollkühnen Unterfangens. Die Schneekugel war doch viel breiter als die Bahn. Wahrscheinlich würde sie zerschellen, wenn sie ihr durch die enge Eisrinne zu folgen versuchte!
    Doch nichts dergleichen geschah. Das Schneemonster donnerte auf die Bahn zu und ballte sich, wie von einer mächtigen Geisterhand gedrückt, mehr und mehr zusammen, bis es nur noch knapp die Hälfte seines ursprünglichen Durchmessers aufwies. Die Kugel rollte problemlos in den Eiskanal, ohne etwas von ihrer Geschwindigkeit einzubüßen. Im Gegenteil: Auf dem Eis wurde auch sie schneller und schneller und schoss gleich einer riesigen Flipperkugel durch die Kurven der Skeletonbahn.
    Ein beißender Wind schlug Laura ins Gesicht und nahm ihr fast den Atem. Ihre Oberschenkel zitterten, ihre Knie waren weich. Dabei hatte sie erst knapp die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Mit jeder Kurve wurde es schwieriger, sich in der Bahn zu halten. Als Laura die nächste Biegung heranfliegen sah, stockte ihr der Atem. Sie war viel spitzer und enger als die zuvor und würde ihr ganzes Können erfordern. Gleichzeitig fühlte sie, dass ihre Kräfte zu Ende gingen. Sie konnte die Skier nur noch mit allergrößter Mühe lenken. Dennoch erwischte sie die Kurve nahezu ideal. Der Anpressdruck im Scheitelpunkt war so gewaltig, dass sie für einen Moment das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Mit einer jähen Armbewegung versuchte sie die Balance wieder zu gewinnen, geriet dadurch aber von der Ideallinie ab und raste auf den Rand der Bahn zu. Laura glaubte schon, aus der Eisrinne geschleudert zu werden, als es ihr im letzten Augenblick doch noch gelang, die

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