Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
klopfte, erhielt sie keine Antwort. Sie klopfte erneut, etwas energischer als zuvor – doch wieder antwortete niemand. Vorsichtig drückte das Mädchen die Klinke hinunter und trat ein, nur um augenblicklich überrascht stehen zu bleiben. »Aber das gibt’s doch nicht!«
»Was denn?« Lukas schob die Schwester zur Seite und betrat ebenfalls den Raum. Kevin folgte ihm, und so konnten die beiden Jungen endlich sehen, was Laura so sehr in Erstaunen versetzt hatte: Das einzige Bett war leer und von dem Mönch keine Spur zu entdecken.
Laura machte ein nachdenkliches Gesicht. »Das versteh ich nicht. Der Pater ist doch in der Belegliste verzeichnet. Was bedeutet, dass er noch nicht entlassen worden ist. Zumindest nicht offiziell.«
Plötzlich stieg ein schrecklicher Verdacht in ihr auf: Was war, wenn die Dunklen wieder ihre Hände im Spiel hatten? Wenn sie den Mönch in ihre Gewalt gebracht und aus der Klinik entführt hatten?
Lukas bemerkte Lauras Beunruhigung. »Was ist denn los?«
»Wir müssen rauskriegen, was mit Pater Dominikus passiert ist – und zwar schnell!«
Ohne die Antwort des Bruders abzuwarten, eilte Laura aus dem Zimmer. Im Flur erblickte sie einen jungen Mann mit schwarzen Rasta-Zöpfen, der unschwer als Pfleger zu erkennen war. Mit einem fröhlichen Pfeifen schob er einen Servierwagen vor sich her, auf dem Kaffeetassen und Teller mit Kuchenstücken standen.
Laura eilte auf ihn zu. »Entschuldigen Sie bitte, aber wissen Sie vielleicht, was mit dem Patienten aus Zimmer dreizehn passiert ist?«
Das Pfeifen verstummte. »Meinst du Pater Dominikus?«, fragte der Pfleger freundlich.
»Ja.«
»Der ist vor einer Viertelstunde abgeholt worden. Von einem netten älteren Herrn mit einem langen weißen Bart.«
»Was?«, entfuhr es Laura überrascht. »Kennen Sie zufällig den Namen des Mannes?«
»Tut mir Leid.« Der Pfleger zuckte bedauernd die Achseln.
Die Beschreibung aber, die er auf Lauras Bitte hin von dem Bärtigen abgab, beseitigte auch die letzten Zweifel: Es konnte sich um niemand anderen als den Direktor des Internats, Professor Aurelius Morgenstern, gehandelt haben.
»Wo er den Pater hingebracht hat, wissen Sie nicht?«
»Keine Ahnung. Pater Dominikus gehörte nicht zu meinen Patienten.«
»Schade«, sagte Laura. »Aber trotzdem vielen Dank.«
Während sie an der Bushaltestelle warteten, rief Laura in Ravenstein an. Allerdings hatte sie nur die Nummer des Sekretariats in ihrem Handy gespeichert und musste darauf hoffen, dass der Professor sich zufällig im Büro des Internats aufhielt. In seinem Wohnhaus gab es keinen Telefonanschluss, und ein Handy besaß Aurelius Morgenstern erst recht nicht.
Laura wollte schon aufgeben, als der Hörer doch noch abgenommen wurde. »Prise-Stein, Sekretariat Internat Ravenstein«, piepste die Mäusestimme der Sekretärin. »Was kann ich für Sietun?«
»Guten Tag, Frau Piesel… ähm… Frau Prise-Stein. Hier ist Laura, Laura Leander. Ich hätte gerne den Professor gesprochen.«
»Tut mir Leid. Aber der Herr Professor ist nicht in seinem Büro.«
»Nein?«
»Nein. Herr Professor Morgenstern fühlte sich nicht ganz wohl heute Früh und hat sich wieder hingelegt.«
»Ist es… etwas Schlimmes?«
»Nein, nein«, wiegelte die Mäusestimme ab. »Eine leichte Magenverstimmung, weitet nichts. Aber er hat ausdrücklich darum gebeten, nicht gestört zu werden. Unter keinen Umständen! Kann ich sonst noch was für dich tun?«
»Nein, danke. Vielen Dank«, sagte Laura rasch und beendete das Gespräch.
»Und jetzt?«, fragte Kevin.
»Wir müssen herausfinden, wo dieser Pater wohnt.«
»In einem Kloster, nehme ich an«, antwortete Kevin.
»Ach, nee – was du nicht sagst!« Lukas Stimme triefte vor Ironie. »Und weißt du Super-Kiu vielleicht auch, in welchem?«
Kevin reagierte nicht auf den beißenden Spott von Lukas. »Keine Ahnung«, sagte er nur und zog die Schultern hoch. »Es gibt einige davon in der näheren Umgebung.«
»Das hilft uns ja enorm weiter!« Lukas gab sich nicht die geringste Mühe, seinen Spott zu verbergen.
Laura warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Jetzt spiel dich bloß nicht auf! Wenn du wirklich so ein Superhirn wärst, wie du vorgibst, dann hättest du nicht nur den Namen des Paters, sondern auch gleich seine Adresse aus dem Rechner geholt!«
Der Vorwurf traf Lukas wie ein eiskalter Guss. Jedenfalls zog er ein Gesicht wie ein Strandurlauber nach vier Wochen Dauerregen.
A lienor traf Eileena am Brunnen. Unter Stöhnen
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