Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
lächelte verbindlich. »Wir werden umgehend ausschwärmen und neue Opfer suchen. Wenn wir uns jetzt empfehlen dürften?«
Mit einer wohlwollenden Geste entließ der Schwarze Fürst die Sklavenhändler. Sie schritten schon auf ihre Rösser zu, die von Pferdeknechten bereitgehalten wurden, als Borboron sie noch einmal anrief. »Auf ein Wort noch!«
Überrascht drehte Gramar sich um. »Ja?«
»Ihr wolltet mir doch berichten, wie weit Eure Anstrengungen auf dem Menschenstern gediehen sind?«
Der Händler strahlte übers ganze Gesicht. »Bestens, Herr, allerbestens! Wir haben schon zahlreiche Verbündete dort. Sie treten in unterschiedlichster Gestalt auf, unter vielen Namen und in mannigfaltiger Form. Und was das Verwunderliche ist – die meisten Menschen merken gar nicht mehr, wie ihnen geschieht. Willig streben sie nach allem, was ihnen vorgegaukelt wird, und sei es noch so unsinnig!«
»Gut!« Als würde die Sonne am Gewitterhimmel aufgehen, erhellte ein Strahlen das Gesicht des Schwarzen Fürsten. »Das ist eine sehr gute Nachricht. Und nun lebt wohl!«
Die Wunschgaukler stiegen auf ihre Pferde und sprengten davon, während Borboron und seine Begleiter ihnen nachblickten.
»Warum schickt Ihr nicht Eure Schwarzen Reiter aus und lasst sie gefangen nehmen?«, zischte Syrin nach einer Weile.
»Genau«, krächzte der Fhurhur. »Ich wüsste einen Trank, der sie zum Reden bringt. Dann wäre ihr Geheimnis die längste Zeit ein Geheimnis gewesen!«
Borboron schenkte ihnen nur einen verächtlichen Blick. »Ihr seid Narren, alle beide. Ihr scheint nur einen Weg zu kennen, um der Finsternis zu dienen: den der rohen Gewalt. Aber die führt nicht immer ans Ziel, merkt euch das. Ein kühler Kopf bewirkt meist mehr als heißes Blut! Zumindest solange der Kelch der Erleuchtung sich nicht in unserer Hand befindet und uns zusätzliche Macht verleiht. Bis dahin werden die Knechte des Lichts nur schwer zu bezwingen sein. Wir müssen deshalb versuchen, auf anderen Wegen an unser Ziel zu gelangen. Mit List – und mit Hilfe des Siegels der Sieben Monde!«
»Mit Hilfe des Siegels?« Syrin sah ihren Herrn an, als sei er von Sinnen. »Aber, wie… wie soll das denn möglich sein?«
»Das werdet ihr erfahren, wenn die Zeit dafür reif ist!« Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte Borboron sich um und schritt in Richtung Kerker davon.
E s war still im Fernsehzimmer. Was Laura erzählt hatte, klang so aberwitzig, dass es Kevin offensichtlich die Sprache verschlagen hatte. Der Junge schien nicht zu wissen, was er sagen sollte. Dass die Erde mit Aventerra, der Welt der Mythen, einen Schwesterplaneten besaß, von dem aus vor undenklichen Zeiten Gut und Böse auf den Menschenstern gekommen waren – wer sollte dieses fantastische Geheimnis auch auf Anhieb verstehen? Und was noch unbegreiflicher war: Die beiden Gestirne waren durch magische Pforten miteinander verbunden, durch die sich die Eingeweihten in den Nächten der vier Sonnenfeste von der einen in die andere Welt begeben konnten! Auf diesem Wege war auch der Kelch der Erleuchtung mit dem Wasser des Lebens auf die Erde gebracht worden, und Laura hatte ihn in einem dramatischen Kampf den Dunklen abgerungen – wer sollte so eine haarsträubende Geschichte denn glauben? Oder dass die Wächter und Dunklen über besondere Fähigkeiten verfügten – war so etwas denkbar? Nach Kevins Gesichtsausdruck zu urteilen, schien er daran erhebliche Zweifel zu hegen.
Obwohl es erst kurz nach drei war, hatte die Dämmerung bereits eingesetzt. Kevin erhob sich und brach die bedrückende Stille. »Ich mach mal das Licht an.«
Laura hielt ihn zurück. »Nicht nötig.«
»Aber – man kann doch kaum noch was sehen, oder?«
Das Mädchen lächelte. »Stimmt. Aber das Licht brauchst du trotzdem nicht anzumachen«, sagte es und richtete den Blick auf den Schalter. Lauras Augen wurden starr – und nur Augenblicke später flammte die Deckenleuchte auf.
Lukas freute sich diebisch über die maßlose Verblüffung, die den Freund erfasste. »Phänotastisch, nicht wahr? Und selbst für Super-Kius kaum zu verstehen«, sagte er breit grinsend, um dann, wieder ganz ernst, fortzufahren: »Allerdings habe ich neulich eine interessante wissenschaftli –«
»Lukas – bitte!«, fiel Laura ihm ins Wort, um einen der ebenso gefürchteten wie hoch gelehrten Vorträge ihres Bruders schon im Keim zu ersticken. Während der Junge einen Schmollmund zog, wandte Laura sich an Kevin. »Glaubst du
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