Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
nicht von geringstem Interesse ist?«
Kevin war anzusehen, dass er keine Ahnung hatte, worauf Lukas anspielte. Laura jedoch war plötzlich ganz Ohr, und es dämmerte ihr schlagartig, worauf der Bruder hinauswollte. »Natürlich, Lukas, du hast Recht.« Sie strahlte. »Eigentlich hatte Pater Dominikus nicht den geringsten Grund, uns zu erzählen, weshalb der Abt zu ihm gekommen ist –«
»Eben!«, fiel Lukas ein und grinste zufrieden.
» - und dass der sich nächste Woche mit anderen Dingen beschäftigen muss.«
»Du sagst es!«, bekräftigte der Bruder, und sein Grinsen wurde breiter.
»Tut mir Leid, aber ich verstehe nur Bahnhof.«
Diesmal kam Laura dem Bruder mit der Erklärung zuvor. »Ganz einfach, Kevin – offensichtlich wollte Pater Dominikus mir klar machen, dass er in Gegenwart seines Vorgesetzten nicht reden kann und ich deshalb nächste Woche wiederkommen soll, wenn Abt Gregor unterwegs ist.«
»Alles, was recht ist, Laura, aber das ist doch reine Spekulation, oder?«
»Schon möglich. Allerdings – wenn man das seltsame Verhalten des Paters in diesem Licht betrachtet, ergibt es plötzlich einen Sinn.«
»Sag ich doch!«, kommentierte Lukas sichtlich vergnügt.
Kevins Zweifel schienen jedoch noch nicht vollständig ausgeräumt. »Und wie konnte der Pater sicher sein, dass ihr die richtigen Schlüsse aus seinen Worten zieht? Selbst Sherlock Holmes war damit wahrscheinlich überfordert gewesen!«
»Sherlock Holmes vielleicht!« Lukas lächelte so selbstzufrieden, dass Laura glaubte, eingreifen müssen.
»Schon okay, Lukas«, sagte sie deshalb. »Jedenfalls –« Plötzlich brach sie ab. Ihr Gesicht verfinsterte sich, während sie mit zusammengekniffenen Augen zum gegenüberliegenden Teil des Kreuzganges starrte.
Lukas blickte sie verwundert an. »Was ist denn los?«
Verstohlen deutete das Mädchen zur anderen Seite und neigte sich dem Bruder zu. »Da drüben war was«, flüsterte es ihm ins Ohr. »Ich hab einen Schatten gesehen, der hinter den Säulen entlanggehuscht ist.«
»Sicher?«
»Ganz sicher. Sieht ganz so aus, als würde uns jemand verfolgen. Lasst uns abhauen, schnell!«
K apitel 7 Die
List der Elevin
lienor starrte den Waldläufer ungläubig an. »Diese Wunschgaukler locken die Kinder mit falschen Versprechen – um sie am Ende an Borboron zu verkaufen?«
Silvan nickte bekümmert. »Ja.«
»Aber – wie ist das möglich?«
Morwena schaltete sich ein. »Ganz einfach: Sie versprechen ihnen zunächst das Blaue vom Himmel herunter. Erzählen ihnen, dass sie es ganz toll haben werden, wenn sie sich ihnen anschließen. Gaukeln ihnen vor, dass sie nichts als Aufregung, Abenteuer und grenzenloser Spaß erwartet, dass alle ihre Wünsche in Erfüllung gehen und all ihre Probleme verschwinden. Klingt doch gut, oder nicht?«
»Das schon«, antwortete Alienor nachdenklich. »Aber eigentlich müsste jeder wissen, dass das nicht stimmen kann.«
Ein bekümmertes Lächeln huschte über das stoppelbärtige Gesicht des Waldläufers. »Du hast Recht. Eigentlich müsste das jeder wissen, aber allzu viele wollen das einfach nicht wahrhaben. Besonders in den westlichen Regionen unseres Planeten fallen immer mehr auf die Wunschgaukler herein, und wer sich erst einmal freiwillig in ihre Fänge begeben hat, bemerkt schon bald nicht mehr, was mit ihm geschieht. Die Verführer sind nicht nur nett und freundlich, sondern auch äußerst geschickt darin, von ihren wahren Absichten abzulenken und sie durch falsche Versprechen zu ersetzen. Je länger man sich ihrem Einfluss hingibt, desto schwieriger wird es, sich ihnen wieder zu entziehen. Mit der Zeit merken die Unglücklichen gar nicht mehr, dass sie betrogen werden. Dass sie vorgegaukelten Wünschen aufsitzen und dadurch den eigenen Willen verlieren. Die meisten merken gar nicht, dass sie am Ende in der Sklaverei landen!«
»Stimmt!«, meldete die alte Eileena sich zu Wort. »Habe ich selbst erlebt, als ich in der Dunklen Festung war. Keiner von denen, die in die Fänge der Wunschgaukler geraten waren, hat sich gegen sein Schicksal gestemmt. Alle haben völlig willenlos gemacht, was man ihnen befohlen hat.«
»Aber…« Alienor war fassungslos. »Das kann doch nicht sein! Das gibt es doch nicht!«
»Leider doch.« Das Gesicht der Heilerin war sehr ernst. »Wenn man sich lange genug von anderen erzählen lässt, was angeblich wichtig für einen ist, anstatt selbst darüber nachzudenken, wird man blind für die Wirklichkeit. Deshalb zählen diese
Weitere Kostenlose Bücher