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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Metern gelangten sie an eine schmale Tür, die in einen Kreuzgang führte.
    Während die Freunde wortlos dahinschritten, hallten ihre Tritte durch das Halbdunkel des Ganges. Zu ihrer Linken befanden sich Gebäudemauern, in die in regelmäßigen Abständen Nischen eingelassen waren. Statuen aus Stein und Gips zierten sie, vermutlich Heilige und fromme Brüder, die in der Geschichte des Ordens eine besondere Rolle gespielt hatten. Auf der anderen Seite des Ganges gab eine Säulenreihe den Blick auf einen geräumigen Innenhof frei. Im Sommer mochten die schmalen Wege, die wahrscheinlich durch Blumenbeete und gepflegte Rasenflächen führten, zum Spaziergang einladen. Doch nun war alles von einer dicken Schneedecke bedeckt, sodass Laura die Augen recht schnell wieder abwandte und sie erwartungsvoll auf den dicken Mönch heftete, der vor ihnen herwatschelte.
    Vor einer Holztür mit schmiedeeisernen Beschlägen blieb ihr Führer stehen und drehte sich um. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn, und sein keuchender Atem war zu hören. Ehrfürchtig zog er die Brauen hoch. »Die Bibliothek«, sagte er fast feierlich, bevor er die Tür öffnete und die Besucher mit einer ausholenden Geste zum Eintreten aufforderte.
    Laura schritt den beiden Jungen voran. Der Saal, der sich vor ihr auftat, war in ein schummriges Dunkel gehüllt. Zunächst nahm sie nur ein gelbes Leuchten in einer entfernten Ecke wahr. Nach einigen Sekunden, als sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, konnte sie Einzelheiten erkennen. Ein hohes Deckengewölbe spannte sich über endlose Reihen alter Holzregale, die Tausende und Abertausende von Büchern, Dokumenten und Folianten enthalten mussten. Auch die Wände der Bibliothek waren bis zur Decke mit gefüllten Bücherregalen bedeckt.
    Bruder Pausbacke zog die Tür sorgfältig hinter sich zu. »Pater Dominikus wird jedes Mal fuchsteufelswild, wenn jemand die Tür länger offen stehen lässt als nötig«, raunte er. »Er behauptet, die feuchte Luft aus dem Freien sei ungemein schädlich für die wertvollen Schriften!« Dann schritt er zielstrebig auf die gelb schimmernde Ecke des Raumes zu.
    Der Geruch von altem Pergament und Leder stieg Laura in die Nase. Als sie endlich um die letzte Regalreihe bogen, bemerkte sie, dass das gelbe Leuchten von einer schlichten Lampe über einem hölzernen Tresen herrührte. Er ähnelte dem Ausleihtresen in der Bibliothek vom Internat Ravenstein. Nur dass sich dahinter natürlich kein hühnergeiergesichtiges Fräulein Bröselsam aufhielt, sondern zwei Männer, die an ihren Gewändern unschwer als Mönche zu erkennen waren.
    Dicht nebeneinander waren sie über Schriftstücke gebeugt, die vor ihnen lagen. Als sie die Besucher hörten, hoben sie die Köpfe. Trotz des Ordensgewandes erkannte Laura Pater Dominikus sofort, zumal der Blinde den rechten Arm eingegipst in einer Schlinge trug. Er hatte das eisgraue Haupt leicht zur Seite geneigt und ihnen das linke Ohr zugewandt. Logisch, ging es Laura durch den Kopf. Blinde orientieren sich mit Hilfe des Gehörs.
    Der hoch gewachsene Mann an seiner Seite wies mit seinen hageren Gesichtszügen eine verblüffende Ähnlichkeit mit Saruman auf, dem bösen Zauberer aus »Der Herr der Ringe«. Seinem Gewand nach zu urteilen, handelte es sich um einen ranghöheren Mönch. Das Kreuz an seiner Halskette schimmerte golden im spärlichen Licht. Es war mit Edelsteinen besetzt, in denen sich das warme Gelb der Beleuchtung brach.
    Der Pförtner verbeugte sich demütig. »Verzeiht, ehrwürdiger Bruder Abt. Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr hier seid, dann –«
    »Schon gut, Bruder Anselm«, unterbrach der Vorgesetzte ihn, während er Laura und die beiden Jungen mit unverhohlener Neugier musterte. »Was gibt es denn so Wichtiges?«
    Bruder Anselm blickte den Vorsteher des Klosters unterwürfig an. »Die Kinder möchten Pater Dominikus sprechen.«
    »Tatsächlich? Kennt Ihr die jungen Leute, Pater Dominikus?«, fragte der Abt streng.
    »Wie vermöchte ich das zu sagen?«, antwortete der Blinde und wandte sich an die Besucher. »Was kann ich für euch tun?«
    Während Pförtner Anselm sich nach einer erneuten Verbeugung zurückzog, trat Laura näher an den Bibliothekar heran und räusperte sich. »Ähm… Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern«, begann sie. Einen Moment hatte sie den Eindruck, als erkenne der Pater sie an der Stimme. Doch der Anflug eines Lächelns, den sie für die Dauer eines Wimpernschlages auf seinem gütigen

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