Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
hatte sie offensichtlich bereits wieder ihre Bestform erreicht. Die schweren Verletzungen, die der Grausame Ritter ihr zugefügt hatte, waren allesamt ohne bleibende Schäden verheilt, was Laura ungemein erleichterte. Der Steinerne Reimar hatte Magda schließlich nur deswegen attackiert, weil er sie in der Dunkelheit mit ihr verwechselt hatte. Magdas stets betriebsbereites Mundwerk plapperte nun eher noch eifriger als zuvor. Deshalb konnte Laura die Frage nicht loswerden, die ihr schon seit der Physikstunde auf den Nägeln brannte. Die neugierige Magda kam ihr nämlich zuvor, als sie von Kevin wissen wollte: »Warum zum Geier hast du dich ausgerechnet für Ravenstein entschieden?«
Kevin grinste verschmitzt. »Ganz einfach: Ich hab die beiden hier« – er deutete auf Laura und Lukas – »während der Ferien kennen gelernt. Und da hab ich mir gedacht: Wenn die Blindfische in Ravenstein durchkommen, dann schaff ich das allemal, oder? Und um den Rest hat Onkel Max sich gekümmert!«
Der Blick, den Kaja dem Jungen zuwarf, versprühte so viel Gift, dass selbst eine Speikobra vor Neid erblasst wäre. »Klar – wenn man einen Geldsack wie Maximilian Longolius zum Onkel hat, dann wird einem ja überall der rote Teppich ausgerollt!« Wutschnaubend erhob Kaja sich und stapfte zur Essenausgabe.
Laura musste angesichts der gemeinen Bemerkung schlucken. Obwohl sie keinen Hunger mehr verspürte, folgte sie der Freundin und stellte sie zur Rede. »Warum bist du so eklig zu Kevin? Er hat dir doch gar nichts getan.«
Während Kaja sich eine weitere Portion Spaghetti auf den Teller häufte, zog sie ein finsteres Gesicht, als habe man ihr lebenslanges Schokoladeverbot erteilt. »Natürlich nicht! Ich kann es nur nicht ausstehen, wenn jemand nur deswegen bevorzugt behandelt wird, weil er zufällig der Neffe eines Oberbonzen ist! Und außerdem –« Sie hielt inne und bedachte Laura mit einem schrägen Blick.
»Was?«, drängte diese. »Was außerdem?«
»Außerdem versteh ich nicht, warum du förmlich einen Narren an dem Typen gefressen hast. Du himmelst den ja an, als war er Leonardo DiCaprio höchstpersönlich!«
Das war es also: Kaja war eifersüchtig auf Kevin! Sie hatte offensichtlich Angst, dass er ihr Lauras Gunst streitig machen würde.
S o ein U nsinn!
»Du spinnst ja!« Laura verpasste der Freundin einen liebevollen Knuff. »Krieg dich bloß wieder ein! Kevin ist voll nett. Das wirst du auch noch merken.«
Kaja sah sie immer noch skeptisch an. »Abwarten!«, sagte sie reserviert und schaufelte sich noch einen Löffel Nudeln auf den Teller.
Auf dem Rückweg zum Tisch fiel Kaja etwas ein. »Wann triffst du dich denn mit diesem Pater… äh… Dominikus oder wie er heißt?«
»Am Montag! Ich kann’s kaum erwarten, bis es endlich so weit ist.«
»Am Montag?« Kaja zog ein entsetztes Gesicht. »Oh, nö – sag, dass das nicht wahr ist!«
»Aber was spricht denn gegen Montag –«
»Der Physiktest, den wir am Dienstag in der ersten Stunde schreiben!«, fiel die Freundin ihr ins Wort. »Es könnte sicherlich nicht schaden, wenn wir den Nachmittag davor zum Lernen nutzen, oder?«
Laura wollte gerade antworten, als ihr Ronnie Riedel in den Weg trat. Breitbeinig baute er sich vor ihr auf und grinste sie blöde an. »Hätte nicht gedacht, dass ich dich noch mal lebend wiedersehe, Laura«, höhnte er. Dabei sprach er so laut, dass alle Ravensteiner in seiner unmittelbaren Umgebung das auch mitbekamen.
Laura kniff irritiert die Augen zusammen. »Was soll der Quatsch, Ronnie?«
Das Grinsen des Jungen wurde noch breiter. »Warst du nicht im Skiurlaub?«
»Ja, und?«
»Ich hätte jeden Betrag gewettet, dass du dir dabei das Genick brichst. Oder willst du etwa behaupten, du kannst Ski fahren?«
Verärgert verzog das Mädchen das Gesicht – was bildete der Typ sich eigentlich ein? Laura merkte, wie es in ihrem Inneren zu brodeln begann. »So gut wie du allemal!«, zischte sie.
Während Kaja ihr aufgeregt in die Seite knuffte, wurde das unverschämte Grinsen des Jungen breiter als das eines Breitmaulfrosches. Inzwischen hatte sich eine Meute Mitschüler um sie geschart, die die Auseinandersetzung mit Interesse verfolgten. Was ganz nach Ronnies Geschmack zu sein schien. Immer noch ganz Breitmaulfrosch, blickte er in die Runde, bevor er sich wieder dem Mädchen zuwandte. »Ach, tatsächlich?«, spöttelte er. »Dann hast du doch sicher nichts dagegen, dein ›überragendes Können‹ auch unter Beweis zu stellen –
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