Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
Arm verstärkte sich. »Ich fürchte, dass Alienor mit allen Mitteln versuchen wird, in die Dunkle Festung zu gelangen!«
»D as Siegel der Sieben Monde?«, fragte Mary Morgain mit hörbarem Erstaunen und sah Laura verwundert an.
Während die anderen Ravensteiner auf dem Burghof um sie herumtollten und lärmend die große Pause genossen, nickte das blonde Mädchen der zierlichen Englisch- und Französischlehrerin zu. Doch diese schüttelte nach kurzem Nachdenken nur den Kopf. »Tut mir Leid, Laura. Da kann ich dir leider nicht helfen. Hast du Percy schon danach gefragt?«
Natürlich hatte sich Laura bereits bei ihrem Sportlehrer nach dem geheimnisvollen Siegel erkundigt. Doch Percy Valiant war genauso ratlos gewesen wie Miss Morgain. »Iisch bin wirkliisch untröstliisch, M ademoiselle Laura«, hatte er mit seinem ebenso lustigen wie unnachahmlichen Akzent geantwortet, »aber iisch fürschte, iisch kann deine Wissbegierde niischt im Geringsten befriedigen!« Und ihr dann vorgeschlagen, sich entweder an Miss Mary oder an Professor Morgenstern zu wenden.
Einen vergleichbaren Vorschlag machte ihr nun auch die elfenhafte Lehrerin. »Warum fragst du nicht Aurelius? Er steht schon seit undenklichen Zeiten im Dienste des Lichts und hütet den gesamten Wissensschatz der Wächter. Wir anderen werden noch sehr viel lernen müssen, bis wir auch nur über annähernd so viel Erfahrung verfügen wie er.«
Auf dem Weg zum Sekretariat ärgerte sich Laura ein wenig über sich selbst. Eigentlich war ihr schon vorher klar gewesen, dass weder Mary noch Percy ihr weiterhelfen konnten. Sie hätte einfach ihrem Gefühl vertrauen und gleich den Direktor fragen sollen. Wenn es außer Pater Dominikus noch jemanden gab, der ihr Auskunft über das Siegel geben konnte, dann war das mit Sicherheit Professor Morgenstern. Zumal er ein guter Bekannter des blinden Mönchs zu sein schien. Bis zu ihrem erneuten Treffen mit dem Bibliothekar waren es immerhin noch fünf Tage, und so lange wollte Laura sich nicht gedulden. Sie brannte darauf, das Geheimnis des Siegels so schnell wie möglich zu lüften. Schließlich schien es von allergrößter Wichtigkeit für sie zu sein.
Die Pieselstein war nicht gerade begeistert, als die Schülerin im Sekretariat auftauchte. »Wie stellst du dir das vor, Laura?«, fiepte sie. »Du kannst den Direktor doch nicht einfach so stören. Du weißt doch, dass während seiner Krankheit eine Menge Arbeit liegen geblieben ist, die er dringend nachholen muss.«
»Aber – Dr. Schwartz hat ihn doch damals vertreten. Oder nicht, Frau Piesel –« Laura errötete und korrigierte sich eilends. »Ähm… Frau Prise-Stein?«
Die Sekretärin sah sie pikiert an. »Quintus Schwartz ist mit den Aufgaben eines Internatsleiters nur am Rande vertraut. Er konnte nur das Allernötigste erledigen, um den Lehrbetrieb aufrechtzuerhalten.« Aber schließlich ließ sie sich erweichen und führte Laura ins Büro des Direktors.
Aurelius Morgenstern schaute bei Lauras Eintreten widerwillig von seinem Schreibtisch auf. »Bitte fasse dich kurz«, brummte er mit missmutigem Gesicht. »Ich hab nicht länger als fünf Minuten für dich Zeit.«
»Nur fünf Minuten? Aber –«
»Tut mir wirklich Leid!«, unterbrach der Professor unwirsch und deutete auf die Aktenstapel vor ihm. »Ich ertrinke fast in Arbeit. Also schieß los!«
Laura fügte sich in ihr Schicksal. In so wenigen Worten wie möglich unterrichtete sie den obersten der Wächter über die Vorfälle in den Winterferien. Mit einer bangen Frage endete sie ihren knappen Rapport. »Die werden wohl nie aufgeben, wie?«
»Nein, Laura, ganz bestimmt nicht!«, bestätigte der Professor. »Der Kampf zwischen ihnen und uns wird bis ans Ende der Zeiten dauern.«
Das Mädchen nickte bekümmert. »Dann werden sie also auch weiterhin mit aller Macht versuchen, den Kelch der Erleuchtung in ihren Besitz zu bringen?«
Aurelius nickte. »Natürlich, Laura, was sonst? Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machst, aber dazu besteht nicht der geringste Anlass! Der Kelch ist an einem sicheren Ort verwahrt, und nur ich und ein enger Vertrauter kennen den Zugang zu ihm.«
»Ich weiß«, warf Laura ein. »Aber die Dunklen haben damals bestimmt auch gedacht, dass ihr Versteck sicher ist, und nicht im Traum damit gerechnet, dass ich den Kelch finde!«
»Das stimmt«, gab der Professor zu. »Sie haben den Fehler gemacht, dich zu unterschätzen. Und so etwas wird uns nicht passieren – ganz sicher nicht.
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