Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
über ihr Gesicht, und ihr Herz schlug plötzlich schneller als sonst.
Kaja war Lauras Gefühlsregung nicht entgangen. Sie musterte den Jungen misstrauisch. »Was ist denn los?«
»Den kenn ich!« Laura beugte sich zu Kaja und wisperte ihr aufgeregt ins Ohr: »Das ist Kevin. Kevin Teschner!«
»Ja, und? Musst du deswegen gleich grinsen wie ein Honigkuchenpferd?«
W ie ein H onigkuchenpferd?
Laura sah die Freundin überrascht an. Warum sagte Kaja so was Albernes?
Nachdenklich beobachtete das Mädchen, wie die Pieselstein, gefolgt von Kevin, zu Rebekka Taxus trat und ihr einige Worte ins Ohr flüsterte.
Die Lehrerin lauschte aufmerksam, bedachte Kevin mit einem wohlwollenden Blick und nickte der Sekretärin zu. Während diese das Klassenzimmer wieder verließ, winkte Pinky Kevin zu sich und wandte sich an die Klasse. »Ich möchte euch einen neuen Mitschüler vorsstellen«, lispelte sie. »Er heißst Kevin. Kevin Teschner. Ab ssofort isst er auch ein Ravenssteiner, und desshalb wollen wir ihn alle herzlich willkommen heißsen!«
Wie die Mitschüler, so klopfte auch Laura zu Kevins Begrüßung mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. Gleichzeitig warf sie dem Jungen einen fragenden Blick zu: Warum hast du mir nichts davon erzählt, dass du nach Ravenstein wechselst? Kevin schien die unausgesprochene Frage ohne Probleme zu verstehen. Jedenfalls schloss Laura das aus seiner Miene. Zudem formte er ein stummes Wort mit den Lippen: Später!
Er würde ihr später alles erklären!
Rebekka Taxus wies Kevin einen Platz in der letzten Reihe zu und begann mit dem Unterricht. Die Stunde war genauso quälend wie all die anderen Physikstunden zuvor, und der bloße Gedanke an den bevorstehenden Test reichte aus, um Laura schon im Voraus den Angstschweiß auf die Stirne zu treiben.
»F ort? Was soll das heißen, sie ist fort?« Paravain sprang aus dem Sattel, übergab seinen Schimmel der Obhut des Pferdeknechtes und blickte Morwena fassungslos an. Die Heilerin war umgehend auf den Hof der Gralsburg geeilt, als der Weiße Ritter bei der Rückkehr von seinem Ausritt in den Burghof gesprengt war, sodass die Schar Tauben, die dort friedlich Körner gepickt hatte, erschreckt davongeflattert war.
»Das soll heißen, dass Alienor spurlos verschwunden ist«, gab die junge Frau zurück. »Als sie in der Frühe nicht zum Unterricht erschienen ist, hab ich noch keinerlei Verdacht geschöpft. Hab vermutet, dass sie sich nicht wohl fühlt oder ihr Silvans Bericht vielleicht auf die Nieren geschlagen ist. Aber als ich vorhin in ihrer Kammer nachgeschaut habe –«
»Ja?«
»Ihr Reisegewand ist verschwunden ebenso wie sie selbst – und da wurde mir einiges klar! Zumal Eileena behauptet, dass Speck und Wurst aus der Vorratskammer entwendet wurden.«
Der junge Ritter schüttelte besorgt den Kopf. »Ist sie zu Fuß -?«
»Nein!«, unterbrach Morwena. »Sie hat das Steppenpony ihres Bruders aus dem Stall geholt.«
»Und wann?«
»Gestern Abend, um die zehnte Stunde, wie die Torwache mir berichtet hat.«
»Was?!« Zorn rötete Paravains Gesicht. »Die Wachen sind doch gehalten, nach Einbruch der Dunkelheit –«
»Ich weiß«, unterbrach die Heilerin ihn sanft. »Alienor hat den Mann beschwatzt.« Trotz der ernsten Lage huschte die Andeutung eines Lächelns über Morwenas Gesicht. »Sie muss sehr überzeugend gewesen sein.«
»Trotzdem!« Der Anführer der Weißen Ritter schnaubte verärgert. »Der Kerl kommt mir nicht ungeschoren davon. So was nennt sich Wache! Kein Wunder, dass die Schwarzen Krieger keine Probleme hatten, in die Gralsburg einzudringen.«
Die Heilerin legte ihm behutsam die Hand auf den Arm und lächelte ihn sanft an. »Wenn du ihn bestrafst, bringt das Alienor auch nicht zurück.«
Augenblicklich beruhigte sich der junge Mann. Ein wohliges Gefühl machte sich in ihm breit, und er erwiderte das Lächeln. »Vielleicht hätte ich ihr erlauben sollen, sich an der Suche nach Alarik zu beteiligen.«
»Vielleicht.« Morwena zog nachdenklich die Augenbrauen hoch. »Sie verzehrt sich nach ihrem Bruder. Seit er verschwunden ist, ist sie nicht mehr die Alte. Und das bereitet mir Sorgen, Paravain.«
»Sorgen? Inwiefern?«
»Weil ich fürchte, dass ihre Sehnsucht ihren Verstand längst ausgeschaltet hat und sie deshalb nicht einmal vor dem größten Risiko zurückschrecken wird.«
Der Ritter verzog ungläubig das Gesicht. »Heißt das, du vermutest…?«
»Genau.« Morwena schluckte, und der Druck ihrer Hand auf seinem
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