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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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und deutete auf das Untier.
    Der Lehrer verzog angewidert das Gesicht. »Der sieht fürwa’r Grauen erregend aus. Unser Glück, dass es siisch nur um einen Gobelin ‘andelt, denn leib’aftisch möschte iisch diesem monstre niischt begegnen!«
    Obwohl Laura alles andere als wohl war in ihrer Haut, ging sie zögernd auf den Wandschmuck zu. Fast schien es, als werde sie von dem Ungeheuer magisch angezogen. Es starrte ihr geradewegs in die Augen, die Fratze von unverhohlener Mordgier gezeichnet. Warte nur, bis ich dich in meine Klauen bekomme, schien es zu sagen. Dann verschlinge ich dich mit Haut und Haar!
    Vorsichtig strich Laura über den Teppich. Er fühlte sich unendlich weich an. Wenn sie sich nicht täuschte, bestand er aus reiner Seide. »Der ist wohl sehr wertvoll, nicht?«
    Percy, der ihr langsam gefolgt war, nickte. »Wenn iisch miisch rescht erinnere, dann ‘at Reimar von Ravenstein das kostbare Stück vom Kreuzzug mitgebracht. Er ‘at es bei dieser Gelegen’eit aus dem Palast eines maurischen Edelmannes gesto’len. Der Mann sei des Zauberns kundiisch gewesen und ‘abe mit den schwarzen Mäschten im Bunde gestanden, ‘eißt es. Aber miisch dünkt, das war ledigliisch ein willkommener Vorwand, um den Unglückliischen umzubringen und i’n seiner Besitztümer zu berauben!«
    »Wenn dieser Teppich wirklich so wertvoll ist, warum hängt er dann jetzt nicht mehr in der Halle?«, wunderte sich Laura. »Du weißt schon, bei uns im Internat. Was wohl damit passiert ist?«
    »Das entzie’t siisch meiner Kenntnis, M ademoiselle.« Percy verzog ratlos das Gesicht. »Warscheinliisch wurde der Gobelin ebenso geraubt wie die übriischen Schätze des Grausamen Ritters. Aber jetzt lass uns endliisch nach der Kammerzofe schauen, damit wir eine Bleibe für die Nacht er’alten.«
    Der Auftritt der Wächter beim abendlichen Fest geriet zu einem Erfolg. Percy war es gelungen, ein Tamburin aufzutreiben, mit dem Laura seine Darbietung begleitete. Obwohl es fast ebenso schräg klang wie Reimars Laute, konnte Percy den Grausamen Ritter und dessen ungeschlachte Kumpane mit seinem Gesang durchaus erheitern – jedenfalls solange diese noch nüchtern waren. Denn das feierlich angekündigte Bankett im Rittersaal entpuppte sich als ein wüstes Trinkgelage.
    Der riesige schmiedeeiserne Leuchter, der von der Balkendecke hing, war derselbe wie der im Speisesaal des Internats. Nur war er jetzt mit Dutzenden von Fackeln bestückt, die den Raum in ein flackerndes Licht tauchten. Die Wände waren noch nicht mit Holz getäfelt, sondern ließen die Mauersteine erkennen. An der Stirnseite des Saales, wo sich im Internat das Podest mit dem Esstisch der Lehrer befand, stand eine grob gezimmerte Holztafel, an der Reimar von Ravenstein und ein gutes Dutzend seiner Spießgesellen saßen. Trotz des geselligen Charakters ihrer Zusammenkunft trugen alle Waffen. Direkt hinter Reimars Stuhl war ein Kamin in die Wand eingelassen, in dem ein mächtiges Feuer loderte. Hin und wieder stoben Funken von den knisternden Scheiten auf, und der Geruch von Rauch hing in der Luft.
    Auf der Tafel standen irdene Krüge und Becher, die mit Wein gefüllt wurden, und Schüsseln mit gebratenem und gesottenem Schweine- und Ochsenfleisch. Emsige Mägde und Knechte sorgten dafür, dass diese nie leer waren und es Reimar und seinen Kumpanen an nichts mangelte. Der Ehrengast schien noch nicht eingetroffen zu sein, denn der Stuhl neben dem Grausamen Ritter war leer. Das hielt die Versammelten aber keineswegs davon ab, gierig zuzulangen. Wie hungrige Wölfe fischten die Männer möglichst dicke Fleischstücke mit den Fingern aus den Terrinen, um dann die morschen Zähne hineinzuschlagen und die fetttriefenden Köstlichkeiten, laut und ungeniert schmatzend, zu verschlingen. Ebenso gierig und geräuschvoll schlürfend schütteten sie den Wein in sich hinein, während Percys Stimme durch die Halle schallte und von den Wonnen zart blühender Liebe kündete.
    Nach seinem Vortrag kam am Tisch Beifall auf, in den sich allerdings auch obszöne Kommentare mischten. Reimar und seine Freunde besaßen offensichtlich ganz andere Vorstellungen von der Liebe als die Dichter der Minnelieder. Percy ließ sich davon jedoch nicht beirren. Er verneigte sich vor seinem Publikum und bedankte sich für die großzügige Aufmerksamkeit, »‘abt vielen Dank, M essieurs, vielen ‘erzliischen Dank!«
    Selbst der Grausame Ritter schien zufrieden zu sein. Der Wein hatte sein Gesicht gerötet, und

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