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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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die Narbe auf seinem Schädel glühte noch stärker als am Nachmittag. »Das habt Ihr gar nicht schlecht gemacht, Spielmann!«, lobte er und blickte mit schelmischem Grinsen in die Runde. »Welch ein Glück, dass die Spitzbuben, die Euch überfallen haben, Euch nur Eure Habseligkeiten und nicht Euer Leben geraubt haben, nicht wahr?«
    Schadenfrohes Gelächter erschallte, während sich am Ende der Tafel ein hünenhafter Ritter erhob, ein Bär von einem Mann.
    Erstaunt bemerkte Laura, dass Percy erbleichte. »Was ist los?«
    »Iisch fürschte, iisch kenne diesen Kerl«, flüsterte der Lehrer ihr rasch zu. »Das ist Bardolf der Starke, einer von Reimars übelsten Spießgesellen, und fast noch gefürschteter als der Grausame Ritter. Die Chroniken beriischten, dass er keinem Streit aus dem Wege ging und selbst den niischtigsten Anlass dazu nutzte, ‘ändel vom Zaune zu brechen – meist mit tödliischem Ausgang für seinen Kontra’enten!«
    O h, M ann!
    Das Lachen ebbte ab, und Bardolf der Starke ergriff das Wort. »Ihr habt Recht, Reimar, fürwahr! Deshalb lasst uns auf das Wohl der Spielleute trinken, auf dass sie uns noch für lange Zeit erhalten bleiben und uns mit ihren Liedern erfreuen!«
    Percy zwinkerte Laura verschwörerisch zu – läuft doch besser, als wir gedacht haben, oder?
    Sie wollte schon mit einem Lächeln antworten, als die bange Ahnung einer drohenden Gefahr in ihr aufstieg.
    Die Ritter an der Tafel hoben die Becher und blickten Bardolf an. »Ein Hoch auf die Spielleute!«, rief er den Zechern zu. Die ließen Hochrufe erschallen, setzten die Humpen an die Lippen und leerten sie in einem Zug. Als die Mägde eilfertig nachschenkten, ließ Bardolf zwei Trinkgefäße für Laura und Percy füllen. »Hier, das habt Ihr Euch verdient!« Auffordernd hielt er ihnen die Becher entgegen. »Jetzt sauft!«
    Laura blickte Percy Hilfe suchend an. Sie konnte doch keinen Alkohol trinken – unmöglich! Was sollte sie bloß tun?
    Der Lehrer nahm Bardolf einen Becher aus der Hand und deutete eine Verbeugung an. »Das ist überaus liebenswürdiisch von Eusch. Aber iisch fürschte, Laurenz, mein Ge’ilfe, ist noch zu jung, um dem Rebensaft zuzuspreschen.«
    Schlagartig wurde es still im Rittersaal. Bardolfs Gesicht verfinsterte sich gleich einem Sommerhimmel, an dem eine Gewitterfront aufzieht. »Ihr wagt es, meine Einladung zurückzuweisen?«
    »Mitniischten, mein ‘err.« Lächelnd hielt Percy dem herausfordernden Blick stand. »Iisch trinke mit dem größten Vergnügen auf Euer Wo’l – nur ‘ielte iisch es aufgrund von Laurenz’ zartem Alter niischt für angebracht, dass er siisch uns anschließt.«
    »Der Bengel ist alt genug, um mit Euch durch die Lande zu ziehen.« Bardolfs Stimme war gefährlich leise geworden. »Warum sollte er dann zu jung sein, um mit mir anzustoßen?« Er tat einen Schritt auf Laura zu, presste ihr mit der linken Hand den Weinbecher an den Mund, während er die Rechte wie beiläufig auf das Heft seines Schwertes legte. Seine Miene war von kalter Wut gezeichnet, und Laura war sicher, dass er nicht einen Augenblick zögern würde, von der Waffe Gebrauch zu machen. »Trink endlich!«, herrschte Bardolf sie an. »Oder ich werde dir gewaltsam Respekt einflößen!«
    Laura kniff beharrlich die Lippen zusammen. Wütend verengte Bardolf die Augen zu Schlitzen. Er hatte das Schwert schon zur Hälfte gezogen, da sprang das Portal auf und der lang erwartete Gast betrat den Rittersaal.
    Alle Köpfe flogen herum, und Reimar und seine Kumpane richteten ihre Aufmerksamkeit auf den Neuankömmling. Bardolf ließ von seinem Opfer ab.
    Laura schlotterten die Knie. Sie musste sich setzen, wenn sie nicht umfallen wollte. Percy stützte sie und führte sie zur Seite, wo sie sich erleichtert an die Wand lehnte. Allmählich kam wieder Farbe in ihre Wangen, und Percy konnte sich nach dem späten Besucher umsehen. Es war eine Frau, wie er zu seiner Verwunderung feststellte.
    Sie war schlank und von hoher Gestalt und trug ein eng anliegendes Gewand aus smaragdgrünem Tuch. Das Gesicht unter den pechschwarzen Haaren war bleich und starr.
    Der Grausame Ritter hatte sich vom Stuhl erhoben und blickte die Besucherin mit erwartungsfrohem Lächeln an. »Syrin, endlich!«, rief er ihr entgegen. »Ihr wisst gar nicht, wie sehr ich mich freue, Euch wiederzusehen!«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, verehrter Ritter von Ravenstein!« Mit echsenhafter Geschmeidigkeit schritt die Frau auf die Tafel zu. Als sie Laura

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