Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
Schwartz blickte vom Schreibtisch auf und starrte genervt auf die Bürotür, die nach dem zaghaften Klopfen vorsichtig aufschwang.
Eine ältliche Frau mit käsigem Spitzmausgesicht lugte durch den Türspalt. »Frau Taxus ist da, Herr Konrektor«, piepste Frau Prise-Stein zaghaft. »Sie behauptet – «
»Aber ja doch!«, antwortete der schwarzhaarige Mann ungehalten. »Nur herein mit ihr.«
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als Rebekka Taxus sich auch schon an der Sekretärin vorbei ins Direktorenbüro drängte. Dabei schaute sie das blasse Mausgesicht von oben herab an. »Ssehen Ssie? Ich hab Ihnen doch gleich gessagt, dasss Quintusss… Äh… Herr Dr. Schwartz mich ssprechen will!«
Die Angesprochene zog sich sichtlich beleidigt zurück. Dass die Tür lauter als nötig ins Schloss fiel, nötigte dem Mann hinter dem Schreibtisch nur ein amüsiertes Lächeln ab.
»Weiber!«, murmelte er kaum hörbar vor sich hin, um sich dann an die Frau in Pink zu wenden, die unaufgefordert auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz nahm. »Sieht mir nicht danach aus, als würdet ihr beiden noch Busenfreundinnen werden, die Prise-Stein und du?«
»Isst doch auch wahr!« In ihrer Wut verzischte Rebekka Taxus die S-Laute noch stärker als sonst. »Nur weil ssie sseit Jahren die Tippsse von Direktor Morgensstern isst, ssteht es ihr noch lange nicht zu, ssich aufzuführen, alss ssei ssie der Höllenhund Zerberuss höchsstperssönlich!«
»Vorsicht!« Für einen kurzen Moment glühten die Augen des Mannes rot auf. »Wir können schließlich nicht wissen, wozu wir die noch brauchen.«
»Ja, ja, isst ja gut«, lispelte Pinky unwirsch und schaute ihren Kollegen dann fragend an. »Warum hasst du mich hergebeten?«
»Weil die Große Meisterin neue Aufträge für uns hat, deshalb!« Der stellvertretende Direktor erhob sich und kam hinter dem schweren Eichenschreibtisch hervor. Ein Lächeln huschte über seine wohlgeformten Gesichtszüge, deren Solariumbräune einen Hauch zu tief war.
»Tatssächlich?« Die Taxus runzelte die Stirn und musterte ihn durchdringend. »Ich hoffe, ssie lässst ssich endlich etwass gegen diessess Gör einfallen. Wie mir scheint, beherrscht Laura Leander ihre bessonderen Fähigkeiten mit jedem Tag bessser! Wenn dass sso weitergeht, können wir schon bald nichtss mehr gegen ssie aussrichten!«
»Warum so pessimistisch, meine Liebe?« Quintus Schwartz lächelte mit schmalen Lippen, als mache er sich über die Komplizin lustig. »Nur weil sie den Kelch der Erleuchtung nach Aventerra zurückgebracht hat, ist sie noch längst nicht unbesiegbar.«
»Wenn du dich da bloßs nicht täuschsst, Quintuss! Schließslich hat ssie auch all unsseren Verssuchen getrotzt, ssie mit Hilfe unsserer Geschöpfe auss dem Weg zu räumen. Alless, wass wir bisslang gegen ssie eingefädelt haben, war letztendlich erfolgloss.«
»Als ob ich das nicht wüsste!« Ein Seufzer entrang sich der Kehle des Mannes, während er einen Stuhl zu sich heranzog und gegenüber seiner Besucherin Platz nahm. »Wir haben sie einfach unterschätzt!«
»Wass ein unverzeihlicher Fehler war!«, ereiferte sich die Frau. »Schließslich wisssen wir sspätesstenss sseit Laurass Geburt, dasss ssie im Zeichen der Dreizehn geboren isst und desshalb über ganz bessondere Kräfte verfügt. Und dasss ssie diesse viel schneller und bessser beherrscht alss gedacht, hätte unss auch nicht überraschen dürfen.«
»Du hast ja Recht.« Dr. Schwartz versuchte die Frau zu beschwichtigen. »Aber diesmal wird Laura Leander uns bestimmt nicht in die Quere kommen!«
»Äh, ja?« Rebekka Taxus klang wenig überzeugt. »Und wass macht dich da sso ssicher?«
»Die Aktion, die wir von langer Hand vorbereitet haben, kommt nun langsam ins Rollen. Ein Rädchen greift ins andere, und alles läuft wie geplant. Keiner unserer Feinde ahnt auch nur im Geringsten, was wir im Schilde führen. Zudem haben wir unschätzbare Unterstützung: Die Große Meisterin wird uns helfen, dieses kostbare Schwert zu finden – und Laura endlich auszuschalten.«
»Und? Wass hat ssich dass herrische Weib denn aussgedacht?« Die Mathematiklehrerin atmete schwer. »Jetzt ssag schon, Quintuss! Wass ssollen wir tun?«
Als Quintus Schwartz ihr den Auftrag dargelegt hatte, grinste er Pinky an und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Verstehst du jetzt, warum dieses Gör mir kaum noch Sorgen bereitet?«
»Aber natürlich, Quintuss!« Ein irres Leuchten stand in Rebekkas Augen, und wieder schienen
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