Laura Leander - 03 Laura und das Orakel der Silbernen Sphinx
dass wir mit Hellenglanz die einzige Waffe besitzen, die ihn persönlich vernichten kann.«
Die Augen der Heilerin wurden groß. »Und deshalb – «
» – vermute ich«, fiel der Ritter ihr ins Wort, »dass sich das Schwert des Lichts längst in den Händen unserer Feinde befindet, wenn auch nicht hier auf Aventerra. Elysion scheint das zu wissen und zu ahnen, dass sie es bald wieder zurückbringen wollen. Was das Schlimmste wäre, was uns widerfahren könnte – und gleichzeitig sein seltsames Verhalten erklären würde.«
Morwena wirkte völlig verängstigt. »Was sollen wir nur tun, Paravain?«
»Wir müssen uns endlich Gewissheit verschaffen.« Die Gesichtszüge des Ritters strafften sich. »Und deshalb…«
»Ja?«, fragte die Heilerin bang. Ihre beklommene Miene allerdings verriet, dass sie die Antwort bereits ahnte.
»Deshalb werde ich heute Nacht versuchen, in das Labyrinth der Gralsburg zu gelangen, um mich dort umzusehen.«
»Oh, nein!« Morwena schlug die Hände vor die Augen. »Das kannst du nicht machen. Das ist viel zu gefährlich!«
»Keine Angst! Mir wird nichts passieren. Und schon gar nicht, wenn du mithilfst!«
Erstaunt blickte die junge Frau den Ritter an. Doch ehe sie ihn fragen konnte, wie, zog er sie zu sich heran und küsste sie, als sei es der letzte Kuss seines Lebens.
»S phinxe?« Lukas blickte von seinem Computer auf und sah Kaja mit einem derart angewiderten Gesichtsausdruck an, als habe sie ihn aufgefordert, ein Kakerlakenbad zu nehmen. »Du machst deinem spärlichen IQ mal wieder alle Ehre, du Spar-Kiu. Das heißt Sphingen, nicht Sphinxe!«
»Oh, nö!«, schnaufte das Pummelchen nur perplex. Kaja reagierte schon gar nicht mehr auf das böse Schimpfwort von Lukas, das er es ständig im Munde führte. Sie schüttelte die roten Korkenzieherlocken. »Wie soll ein normaler Mensch denn so was wissen?«
Worauf Lukas nur ein vieldeutiges Grinsen zeigte.
Laura warf dem Bruder einen grimmigen Blick zu. »Jetzt spiel dich bloß nicht so auf, Mister Superhirn«, fuhr sie ihn an. »Wenn wir den ganzen Tag nur dicke Bücher wälzen oder vor dem Computer hocken würden wie du, müssten wir dich bestimmt nicht bitten, uns bei Schnuffelpuffs Hausarbeit zu helfen.«
»Warum tut ihr es dann nicht?« Lukas klang eingeschnappt. »Es hält euch doch keiner davon ab, oder?«
»Spar dir deine Sprüche!« Eine unausgesprochene Drohung lag in Lauras Blick. »Sag uns lieber, ob du uns helfen kannst oder nicht?«
Für einen kurzen Moment hatte es den Anschein, als sei Lukas eingeschnappt. Dann aber schob er die große Professorenbrille von der Nasenspitze zurück und blinzelte Laura und Kaja mit verschmitztem Grinsen an. »Natürlich weiß ich über Sphingen bestens Bescheid. Sie sind praktisch mein Spezialgebiet – oder was habt ihr denn gedacht, ihr Spar-Kius?«
Laura überhörte den unverhohlenen Spott. »Das trifft sich ja gut«, sagte sie trocken und ließ sich auf das Bett des Bruders nieder. Lukas angeranzter Talisman lag darauf, der Tennisball, mit dem Boris Becker bei seinem ersten Wimbledon-Sieg angeblich den Matchball verwandelt hatte. Vor vielen Jahren hatte Marius Leander, der Vater von Laura und Lukas, ihn seinem Sohn geschenkt. Dieser hütete ihn wie eine kostbare Reliquie und spielte außerdem fast ununterbrochen damit herum. Während Laura den Filzball ergriff und ihn in typischer Lukas-Manier in die Luft warf, sah sie den Bruder gespannt an. »Dann schieß mal los!«
Kaja ließ sich neben Laura aufs Bett plumpsen und stieß die Freundin dabei so ungeschickt an, dass dieser der Boris-Becker-Wimbledon-Matchball-Ball aus der Hand fiel und auf den Boden ploppte. »Uups«, entschuldigte sich das Pummelchen und wollte schon aufspringen, um den Ball aufzuheben. Aber da hielt Laura sie zurück.
»Warte!«, sagte sie. Dann atmete sie tief durch, verengte die Augen und nahm die Filzkugel ins Visier. Alle Gedanken und ihre gesamte Energie konzentrierte sie auf den Ball, den sie einzig und allein durch die Kraft ihres Geistes bewegen wollte. Ihr Blick wurde ganz entrückt, während sie ihm ihren Willen aufzuzwingen versuchte. Füge dich mir, befahl sie ihm im Stillen. Unterwerfe dich der Kraft des Lichts!
Und tatsächlich: Der Tennisball begann zu ruckein, unmerklich erst, dann immer heftiger, und löste sich dann vom Boden, um wie ein Mini-Ufo in Lauras ausgestreckte Hand zu schweben.
»Bravo!« Kaja klatschte in die Hände. »Du wirst ja immer, besser.«
Lukas dagegen schaute
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