Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
über die Herr Freudenpert sich darin ausgelassen hat, allesamt unbedeutend und höchstens regional bekannt sind. Und das Gleiche gilt für ihre Werke. Nicht eines davon hat die Zeit überdauert. Sie sind allesamt längst in Vergessenheit geraten. Weiß der Himmel, wieso der Herr ausgerechnet an diesem Büchlein einen Narren gefressen hatte. Er war ja geradezu versessen darauf.«
»Haben Sie ihn nicht gefragt?«
»Doch, natürlich.«
»Und?« Lukas tauschte einen angespannten Blick mit Philipp. »Was hat er geantwortet?«
»Nichts«, erklärte der Antiquar. »Er hat nur gelächelt und erklärt, das sei sein Geheimnis.«
»Merkwürdig.« Lukas legte die Stirn in Falten. »Vielleicht ist er ein Nachkomme von diesem Freudenpert?«, rätselte er.
»Das halte ich für eher unwahrscheinlich. Seinem Namen nach zu urteilen zumindest.«
»Wieso?« Lukas hielt den Atem an. »Wie hieß er denn?«
»Longolius«, antwortete Kasimir Kardamom. »Maximilian Longolius!«
»Nein«, hauchte der Junge fast tonlos, bevor er für die Auskunft dankte und sich verabschiedete.
Philipp und er hatten die Ausgangstüre fast schon erreicht, als Kasimir Kardamom ihn noch mal ansprach. »Warte mal, mein Junge.«
Verwundert drehte Lukas sich um. »Ja?«
»Wenn ich dich so anschaue, deine Augen, die Haare und die Grübchen am Kinn – hast du irgendetwas mit Lena Luzius zu tun?«
»Lena Lu-« Vor Verwunderung klappte Lukas die Kinnlade herunter. »Ja. Sie war meine Oma. Die Mutter meiner Mama.«
»Dachte ich’s mir doch!« Herr Kardamom nahm die Brille von der Nase und begann sie zu putzen. »Das ist schon ein merkwürdiger Zufall«, murmelte er vor sich hin.
»Was?« Lukas schloss die Tür wieder, deren Klinke er in der
Hand hielt, und trat mit großen Augen auf den Antiquar zu. »Was ist ein merkwürdiger Zufall?«
»Es ist schon viele Jahre her«, hob Kasimir Kardamom an, während er mit seinem Taschentuch unverwandt die Brillengläser polierte. »Ich hatte meinen Laden eben erst eröffnet, und Lena Luzius, deine Oma, war eine meiner ersten Kundinnen.«
»Echt?«, staunte Lukas.
Herr Kardamom nickte. »Und rate mal, welches Buch sie gekauft hat.«
Lukas hatte nicht die geringste Vermutung, und auch Mr. Cool zuckte nur mit den Achseln.
»Genau das gleiche, nach dem du jetzt suchst!«, fuhr das Struwwelpeter-Männchen fort. »Das Bändchen von Heinrich Freudenpert!«
»Nein!« Die Augen des Jungen wurden groß. »Und daran erinnern Sie sich jetzt noch? Nach dieser langen Zeit?«
»Ja!« Die Schweinsäuglein funkelten. »Aus mehreren Gründen: Deine Oma ist nämlich plötzlich umgekippt, als sie in dem Buch geblättert hat.«
»Warum das denn?«
Herr Kardamom zog die Schultern hoch. »Keine Ahnung. Ein kleiner Schwächeanfall vermute ich, schließlich war sie damals hochschwanger. Deshalb war ich ja auch so durcheinander. Zum Glück hat sie sich schnell wieder erholt und das Buch dann auch gekauft.«
Lukas legte die Stirn in Falten. »Und weiter?«
»Die Arme ist ja bald darauf gestorben, wie du sicherlich weißt. Und wie es der Zufall so will – das Grab meiner Grete, die im letzten Jahr von mir gegangen ist, liegt genau neben dem deiner Oma.«
K apitel 20 Der Angriff der
Flugspinnen
ls Laura, Riaanu und Venik um ein Gehölz an der Südseite des Wäldchens preschten, bot sich ihnen ein seltsamer Anblick. Dicht vor einem Buschwerk, das in grünen Flammen zu stehen schien, lag ein Floß. Dabei war weit und breit nicht die geringste Spur eines Gewässers zu entdecken! Einen Steinwurf entfernt spielte sich ein grausames Geschehen ab: Drei riesige Flugspinnen rollten mit ihren haarigen Spinnenbeinen ein heftig zappelndes Wesen über den Boden, wobei sie es offensichtlich mit ihren klebrigen Fäden einsponnen.
Die schwarzen Ungeheuer hatten bereits einen so dichten Kokon um ihre Beute gewebt, dass deren Hilferufe nur noch erstickt zu hören waren.
Laura zögerte nicht einen Augenblick. Sie zog das Schwert und trieb Sturmwind auf die Monster zu. Sie hatte sie noch nicht erreicht, als zwei der Flugspinnen von ihrem Opfer abließen, sich in die Höhe schwangen und blitzschnell zum Angriff übergingen. Wie zwei Sturzflieger stießen sie Seite an Seite auf das Mädchen herab.
Die Ungeheuer kamen rasend schnell heran. Vier Augenpaare, allesamt blutrot glänzend, fixierten Laura. Die messerscharfen Kieferglieder mit den Giftklauen an den Enden bewegten sich bedrohlich hin und her. Spitze Schreie peinigten Lauras Trommelfell,
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