Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
erschöpft auf dem Rücken lag.
Schmatzfraß, der sich hinter einen Busch geflüchtet hatte, swuupte herbei und leckte Lauras Wangen. Dazu stieß er sanfte Fieplaute aus, als wolle er sie trösten.
Auch Venik beugte sich besorgt über sie. »Alles okay?«, fragte er.
Das Mädchen verzog überrascht das Gesicht. »Was?«
»Ob alles okay ist, möchte ich wissen«, wiederholte der Magier.
»Ähm…«, antwortete Laura mit gerunzelter Stirn, um dann hastig hinzuzufügen: »Ja klar, Venik. Danke der Nachfrage.« Ohne sich um ihre schmutzigen Kleider zu kümmern, rappelte sie sich auf und deutete auf den glitzernden Kokon, der unweit von ihnen im Staub lag. »Lasst uns lieber nach dem Unglücklichen sehen, der weniger Glück hatte als ich.«
Die Beute, die die Flugspinnen zurückgelassen hatten, war so dicht verschnürt, dass nicht zu erkennen war, was sich in der Hülle verbarg. Ebenso wenig war auszumachen, ob das Opfer noch lebte.
Es dauerte eine geraume Weile, bis die drei Gefährten die Spinnfäden mit Lauras Schwert und Riaanus Dolch durchtrennt hatten.
Zum Glück war es noch früh genug für das Wesen, das sich allmählich aus dem Kokon herausschälte. Als Laura es näher in Augenschein nehmen konnte, kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus: Es war ein Männchen, kaum größer als sie selbst. Gekleidet in ein blaues Gewand und gleichfarbige Lederstiefel. Sein gelber Ballonkopf erschien im Vergleich zu seinem schmächtigen Körper wahrhaft riesig. Was allerdings das Allerseltsamste an dem sonderbaren Wicht war: Er schwebte stets eine Handbreit über dem Boden.
Für Riaanu schien das die selbstverständlichste Sache der Welt zu sein. »So schnell sieht man sich also wieder, Aeolon«, grüßte er das Ballonmännchen. »Dabei hätte ich nicht damit gerechnet, dich hier in den Ausläufern der Feuerberge zu treffen.«
»Manchmal kommt es so, manchmal aber auch ganz anders. Und in den seltensten Fällen so, wie man es braucht«, entgegnete der Angesprochene mit hintergründigem Lächeln, während er sich den Staub aus dem pluderigen Gewand klopfte.
»Was du nicht sagst!« Sichtlich genervt von dem verquasten Gerede, verzog der junge Mann das Gesicht. »Aber wenn ich mich recht entsinne, wolltest du doch Königsfrüchte ernten? Damit du genug beisammen hast, wenn dein Tribut an Borboron fällig wird.«
»Wollte ich in der Tat. Ist aber noch geraume Zeit hin, bis meine Abgabe fällig wird, und so habe ich es mir anders überlegt. Hat allerdings kein Glück gebracht.« Aeolon wiegte nachdenklich den Kopf. »Oder vielleicht doch?«
Laura wusste nicht so recht, worüber sie sich mehr wundern sollte – über die unsinnige Ausdrucksweise oder das wundersame Schweben des Wichts.
Der wandte sich plötzlich an Laura. »Hast wohl noch nie einen Levator gesehen, oder doch? Stammst am Ende sogar vom Menschenstern?« Die Füße eine Handbreit über dem Boden, verneigte sich der Levator vor ihr. »Bedanke mich natürlich auch bei dir, mein Mädchen. War äußerst knapp. Hätten mir ihr Gift in den Leib gespritzt und mich später aufgefressen, die Biester – oder vielleicht auch nicht?«
»Verzeiht meine Neugier«, antwortete Laura. »Warum waren diese Ungeheuer denn hinter Euch her?«
»Hab was gesehen, was offensichtlich nicht für mich bestimmt war«, antwortete Aeolon, bevor er den Gefährten berichtete, was er rein zufällig im Leuchtenden Tal beobachtet hatte: dass die Schwarzen Krieger dort Sklaven zur Arbeit antrieben.
Laura sah ihn überrascht an. »Sklaven?«
»Ja – und zwar ausschließlich Knaben. Gut fünf Dutzend bestimmt – wenn nicht sogar mehr oder auch weniger. Muss sogar einer vom Menschenstern darunter sein.«
»Was?« Das Mädchen verzog überrascht das Gesicht. »Wie kommt Ihr denn darauf?«
»Trägt ein seltsames rotes Kapuzenwams, der Knabe, mit einer schwarzen Wolfstatze drauf«, erklärte der Luftnomade. »Wie es nur in deiner Heimat üblich ist, mein Mädchen.«
»Alarik!«, entfuhr es Laura. »Das muss Alarik sein. Ich fasse es nicht!« Die unverhoffte Nachricht ließ ihr Gesicht strahlen. »Alarik lebt! Der Drache hat ihn also doch nicht getötet.«
»Das ist nicht gesagt.« Unsicher wiegte Venik den Kopf. »Das Gewand alleine beweist doch überhaupt nichts.«
»Natürlich!«, entgegnete das Mädchen erregt. »Es kann sich doch nur um den Anorak handeln, den ich getragen habe, als ich nach Aventerra gekommen bin. Alarik hat ihn übergezogen, um mich vor dem doppelköpfigen Drachen
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