Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
während die Biester attackierten. Eine blitzschnelle Wendung von Sturmwind, der wie ein Quarterhorse abrupt auf der Stelle kehrtmachte, ließ ihren Angriff jedoch ins Leere gehen.
Lauras Schwert dagegen hatte offenbar getroffen, denn das Geheul der Spinnen wurde zu einem Crescendo, in dem sich Wut und Schmerz entluden. Doch die Wunden, die Laura ihnen zugefügt hatte, stachelten die Angreifer nur noch mehr an. Die Spinnen stiegen in den Himmel, um dann aus entgegengesetzten Richtungen erneut auf ihr Opfer herabzustoßen.
Starr vor Panik sah Laura sich um. Wo waren die Gefährten? Warum standen sie ihr nicht zur Seite? Laura konnte gerade noch beobachten, wie Riaanu sich aus dem Sattel seines Zweihorns warf und mit gezücktem Dolch auf den Rücken der dritten Flugspinne sprang, als ihre Gegner kreischend herabstürzten. Hektisch von einer Spinne zur anderen blickend, hielt sie die Zügel gestrafft und verharrte trotz der unerträglichen Anspannung, die sie in sich fühlte, ruhig an Ort und Stelle. Erst im allerletzten Moment gab Laura dem Hengst die Sporen – und Sturmwind katapultierte sie mit einem riesigen Satz aus der Flugbahn der Monster, die nur um Haaresbreite einen Zusammenstoß vermeiden konnten.
In der daraus resultierenden Verwirrung galoppierte Laura zu Riaanu, der sich mit der Linken auf dem Rücken der Spinne festklammerte, während er mit dem Dolch in der Rechten immer wieder auf sie einstach.
Das Untier schlug wild mit den Dreizackflügeln, um den lästigen Angreifer abzuschütteln. Gleichzeitig versuchte es, ihn mit den Beinen vom Rücken zu streifen, was allerdings ebenfalls misslang.
»Brauchst du Hilfe?«, schrie Laura.
»Nein, nein!« Riaanu schüttelte rasch den Kopf und deutete mit dem Dolch nach oben. »Pass auf!«, gellte seine Stimme an ihr Ohr. »Lass dich nicht einspinnen! Ihre Netze kleben so stark, dass es kein Entrinnen gibt!«
Da gewahrte Laura über sich lange schleimige Fäden, die sich rasend schnell auf sie zuschlängelten!
In ihrer Not ließ Laura ihren Schimmel zur Seite ausbrechen. Obwohl Sturmwind sich so abrupt bewegte, dass Laura das Schwert aus der Hand fiel, war es bereits zu spät: Einer der seidig glitzernden Spinnfäden hatte bereits ihren linken Arm erwischt und klebte daran wie ein Superblitzsekundenhaftkleber! Dass sie ihn mit der anderen Hand blitzschnell abzustreifen versuchte, war nur allzu verständlich – aber fatal. Schon bei der kleinsten Berührung haftete auch ihre Rechte daran fest. Die seidige Schnur war nur hauchdünn und trotzdem so fest, dass Laura sie selbst durch verzweifeltes Zerren und Ziehen weder zu lösen noch zu zerreißen vermochte. Schon glitschten weitere schleimige Fäden auf sie herab, hefteten sich an Kopf, Schultern, Arme und Beine. Gleichzeitig begannen die Spinnen über ihrem Opfer zu kreisen, um es mehr und mehr einzuspinnen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Laura sich so in das Gespinst verstrickt hatte, dass sie zu keinerlei Bewegung mehr fähig war.
Da tauchte Venik neben Sturmwind auf, in der Hand einen Ast, der mit grünen Flammen bewehrt war. Er hielt ihn an das seidige Fadengewirr, welches Laura mit den über ihr schwebenden Monstern verband. Es fing augenblicklich Feuer. Mit einem lauten W usssccchhh! loderten die Flammen auf und fraßen sich rasend schnell in die Höhe, wo sie nach den Leibern der Ungeheuer gierten.
Noch bevor die Lohe sie erreichte, flogen die beiden Flugspinnen unter wütendem Gekreische davon.
Riaanu aber war immer noch in einen heftigen Kampf verstrickt. Als das inzwischen aus zahlreichen Wunden blutende Monster bemerkte, dass seine Gefährten die Flucht ergriffen, ließ es umgehend von dem jungen Mann ab, der sich mit einem federnden Sprung auf den Boden rettete, und schwang sich ebenfalls in die Luft. Nur Sekunden später waren alle Flugspinnen verschwunden wie ein nächtlicher Spuk im Licht des Tages. Einzig ihr Wutgeheul verhallte noch in der Ferne.
Laura jedoch bemerkte das nicht. Das an ihr haftende Gespinst hatte ebenfalls Feuer gefangen, und so glitt sie aus dem Sattel und rollte sich über den Boden, um den Brand zu löschen. Aber sie verstrickte sich nur noch mehr in den nun lichterloh brennenden Spinnfäden. Riaanu, der die Gefahr mit einem Blick erfasste, riss sich das Obergewand vom Leib, um die Flammen zu ersticken, während Venik herbeieilte und das Feuer am Boden austrat. Gemeinsam gelang es ihnen, Laura zu retten. Erleichtert knieten sie neben dem Mädchen nieder, das
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