Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
eigentlich schon Erfolg gehabt?«
Der Junge wusste nicht, was gemeint war.
»Percy hat mir erzählt, dass du deine Schwester zu einer Traumreise veranlassen willst«, erklärte der Zwergriese. »Hat das schon geklappt?«
»Leider nicht.« Lukas schüttelte den Kopf. »Percy glaubt, dass das nur gelingen kann, wenn bei Laura der Eindruck entsteht, dass ich in allergrößter Gefahr bin.« Bekümmert verzog er das Gesicht. »Aber wie soll das denn gehen? Ich hab schon alles Mögliche versucht, aber Lebensgefahr kann man nun mal nicht faken.«
»Ist wohl wahr«, brummte Attila. »Entweder hat man den Eindruck, dass es einem an den Kragen geht oder nicht.«
»Schade.« Lukas klang resigniert. »Und deshalb wird Laura wohl auch keine Traumreise zu mir machen. Dabei könnte sie meine Information doch so gut gebrauchen.«
L auras Gesicht glänzte vor Schweiß. Klebrige Rinnsale flossen über ihren Rücken. Angespannt starrte sie auf die glühenden Metallteile, die vor ihr in der Esse lagen. Daneben stand eine Schmelzpfanne, in der das flüssige Schwerteisen rötlich schimmerte. Während Braamir den Blasebalg bediente und die Glut anfachte, stand Beolor mit einer Zange in der Hand neben ihr.
»Gut so«, sagte er. »Und jetzt auf den Amboss damit!«
Laura packte ein glühendes Schwertstück mit der Zange und legte es geschwind auf den Amboss, während Beolor es ihr gleichtat. Nachdem sie die beiden Bruchstücke sorgsam aneinander gefügt hatten, ließ das Mädchen etwas geschmolzenes Eisen darüber rinnen, um sie miteinander zu verbinden.
»Gut so!«, lobte Beolor. »Sehr gut – und nun ab in den Bottich!«
Zischend stieg eine Dampfwolke aus dem Wasser, während Laura das glühende Metallstück darin versenkte, bevor es erneut zum Glühen gebracht und auf dem Amboss bearbeitet wurde – immer und immer wieder, bis nicht mehr zu erkennen war, dass die Klinge vormals aus zwei Teilen bestanden hatte.
»Sehr gut, Laura!« Das Gesicht des Schmiedes schimmerte rot im Schein der glühenden Esse. »Jetzt nur noch die Spitze, und du hast die Probe bestanden.«
Laura fühlte Erleichterung in sich aufsteigen. Obwohl ihr rechter Arm höllisch schmerzte, hämmerte sie mit wachsender Begeisterung auf die glühende Klinge. In ihrem Übereifer jedoch tat sie des Guten zu viel: Die eben angeschmiedete Schwertspitze rutschte über den Rand des Ambosses hinaus, und als der Hammer mit voller Wucht auf sie traf, brach sie ab und polterte scheppernd und funkenstiebend auf den Steinboden. Maßlos enttäuscht ließ Laura das Werkzeug sinken und blickte den Schmied beklommen an.
»Wehe, wenn das bei Hellenglanz passiert!«, erklärte Beolor ungerührt. »Dann gibt es keinen zweiten Versuch.« Als wolle er Laura trösten, senkte er die schwere Pranke auf ihre Schulter. »Für den Anfang war das aber gar nicht so schlecht«, sagte er. »Außerdem bleiben dir ja noch ein paar Tage zum Üben.«
Auch Venik gab sich alle Mühe, die deprimierte Laura wieder aufzurichten. »Du hast wirklich keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen«, erklärte er ihr nach dem Abendbrot, das sie wie immer schweigend in der Gesellschaft der beiden Dunkelalben eingenommen hatten. »Selbst Beolor gelingt doch nicht alles. Außerdem hast du ja immerhin zwei Teile richtig zusammengeschmiedet, vergiss das nicht!«
»Und wenn schon? Bei Hellenglanz würde mir das gar nichts nützen. Entweder gelingt es mir, das Schwert des Lichts wieder vollständig herzurichten, oder ich kann alles vergessen, und mein Vater –« Laura brach ab, weil der Gedanke einfach zu schmerzlich war. Tränen der Verzweiflung nässten ihre rußverschmierten Wangen.
L ukas wurde von einem Zischen geweckt. Vorsichtig richtete er sich in seinem Bett auf – und erstarrte augenblicklich zu Stein. Im Mondlicht, das in sein Zimmer schien, konnte er eine Kobra erkennen.
Eine aufs Äußerste gereizte Kobra!
Ihr Kopf war keinen Meter von seinem entfernt. Ihre Zunge glitt aus dem Maul, während sie bedrohlich zischte.
Attilas Kobra!, durchzuckte es den Jungen. Er hat vergessen, das Terrarium zu schließen, und sie ist entwischt!
Der Kopf der Schlange pendelte hin und her – als wolle sie Maß nehmen und eine geeignete Stelle suchen, in die sie ihre Giftzähne schlagen könnte.
Das Herz schlug Lukas bis zum Hals. Sein Blut raste.
Er war verloren.
Nur Sekunden noch, und die Kobra würde vorschnellen und zubeißen!
Und da konnte Lukas nicht mehr an sich halten. Er schloss die Augen und
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