Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts
Begehr?«
»Äh …«, stammelte Laura. »Ich möchte zu Eurem Herrn und Meister.«
Die Dornbüsche blickten sich kurz an, zumindest sah es so aus, bevor sie sich kräftig schüttelten. »Unser Herr erwartet keinen Besuch. Scher dich weg, solange du noch kannst!«
»Ihr macht einen Fehler«, entgegnete Laura rasch. »Euer Herr wird toben, wenn er erfährt, dass ihr mich weggeschickt habt.«
Wieder wandten die Büsche sich einander zu. »Warum sollte er?«
»Weil …« Laura biss sich vor Aufregung auf die Unterlippe. »Weil ich Beliaal ein Angebot machen möchte, auf das er bereits seit Ewigkeiten wartet.«
Die dornigen Wächter überlegten und schwankten bald nach rechts, bald nach links. Dann steckten sie ihre Spitzen zusammen, und es hörte sich an, als würden sie miteinander flüstern. »Also gut«, sagten sie schließlich, als eine heisere, schrille Stimme in Lauras Rücken erklang: »Halt!«, kreischte jemand. »Glaubt ihr kein Wort!«
Laura wirbelte herum und sah sich dem unheimlichen Mädchen gegenüber. Die schwarzen Haare hingen der Kleinen wirr ins Gesicht, während sie ihr Gegenüber mit blutunterlaufenen Augen fixierte. Erst da gewahrte Laura die beiden finsteren Wesen, die neben der Schattengestalt aufragten:
Auf der einen Seite ein riesiger Werwolf, von dessen Gebiss Blut tropfte, und auf der anderen ein hagerer Vampir, der die Zähne ebenfalls gefletscht hatte. Offensichtlich konnte er es gar nicht erwarten, seine spitzen Hauer in ihren Hals zu schlagen.
Kapitel29 Besuch
beim
Dämon
as schwarze Mädchen öffnete den Mund und fauchte wie eine Höllenkatze. Dann sprang es auf Laura zu und blickte sie mit triumphierendem Grinsen an. »Das ist dein Ende!«, keifte die Schattengestalt. »Dein Schicksal ist besiegelt!«
Laura hielt dem bohrendem Blick stand. Sie verspürte keine Angst und wich nicht zurück.
Damit schien das Mädchen nicht gerechnet zu haben. Seine Augen flackerten unruhig. »Packt sie«, kreischte sie den Ungeheuern entgegen. »Zerreißt sie! Sie gehört euch!«
Die beiden Geschöpfe der Nacht schüttelten die Köpfe.
»Das geht nicht«, knurrte der Werwolf wütend.
»Er hat Recht«, näselte der Vampir. »Es geht leider wirklich nicht.«
Ein Anflug von Entsetzen stahl sich in das bleiche Mädchengesicht. »Aber warum denn nicht?«
»Weil Beliaal es verboten hat!«
Das Antlitz der Schattenkreatur wandelte sich jäh. Der siegessichere Ausdruck wich einer Fratze maßloser Enttäuschung. »Beliaal?«, krächzte sie matt. »Warum … denn bloß? Das … verstehe … ich … nicht.«
Laura tat einen Schritt auf das Mädchen zu und blickte ihm direkt in die Augen. »Mach dir nichts draus«, sagte sie mit fester Stimme. »Auch ich habe lange Zeit nichts verstanden, und vor allem nicht, wer du bist. Aber jetzt weiß ich es endlich.« Sie lächelte. »Du bist … meine dunkle Seite. Mein dunkles Ich. Das Kind meines Dunklen Blutes, das untrennbar mit mir verbunden ist. Ich darf nicht zulassen, dass du die Oberhand über mich gewinnst, sonst wäre alles verloren.« Sie rückte noch einen Schritt näher, bis sie dem Mädchen Nasenspitze an Nasenspitze gegenüberstand. »Verzeih, dass ich das so lange nicht begriffen habe. Dabei bist du doch ein Teil von mir. Ich muss dich annehmen und mich mit dir versöhnen, sonst wirst du mir immer wieder das Leben schwer machen.«
Damit streckte Laura die Arme aus und umarmte das Mädchen. Im gleichen Augenblick löste die Gestalt sich auf und war verschwunden – wie ein Schatten, den das Licht verzehrt.
Ohne dem Werwolf und dem Vampir noch Beachtung zu schenken, drehte Laura sich um und ging auf den Eingang des Schwarzen Schlosses zu. Die dornigen Wächter rückten ehrfürchtig zur Seite und ließen sie wortlos passieren.
M arius Leander blickte sehnsuchtsvoll auf die mächtige Säule aus gleißendem Licht, die über der Insel im Drudensee aufragte und bis in den wolkenlosen Himmel zu führen schien.
Bei Anbruch der Dunkelheit war er mit Anna in das Boot gestiegen und über den See gerudert, um dort auf Lukas’ Rückkehr zu warten. Sie wollten den Jungen abholen und dann schnellstmöglich zu Laura in die Klinik fahren. Immerhin hatten sie keine Zeit zu verlieren – vorausgesetzt, Lukas hatte es tatsächlich geschafft, ein Heilmittel aufzutreiben.
Doch bisher ließ er sich nicht blicken.
Niemand war aus der magischen Pforte getreten, so sehnsüchtig Marius auch darauf starrte.
Wo blieb Lukas nur?
Anna stand dicht neben ihrem
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