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Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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ihr seltsam bekannt vor. An irgendjemanden hatte er sie erinnert. Die Frage war nur – an wen? Doch sosehr Laura auch grübelte, es wollte ihr einfach nicht einfallen.
    Die gynäkologische Station, auf der auch die Wöchnerinnen untergebracht waren, lag im zweiten Stock des linken Seitenflügels. Auriel, der sich während Lauras Gespräch mit Frau Schiller diskret im Hintergrund gehalten hatte, ging nun neben ihr auf das Treppenhaus zu, in dem vor zwei Minuten auch Dr. Weiß verschwunden war. »Du bist mir ja ein schöner Schwindler«, sprach Laura ihn vorwurfsvoll an.
    »Ein Schwindler?« Der Wolkentänzer wirkte ratlos. »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Was wohl?« Das Mädchen rümpfte die Nase. »Hast du nicht behauptet, du würdest keine Traumreise unternehmen?«
    Der Geflügelte spitzte die Lippen. »Ja, und?«
    »Und jetzt bist du hier. Das beweist doch wohl, dass du ebenfalls in der Zeit zurückgereist sein musst!«
    »Du täuschst dich, Laura!«, erwiderte Auriel. »Im Gegensatz zu euch Menschen sind wir Wolkentänzer nicht an die irdischen Zeitläufe gebunden. Wo du auch sein magst, ich bin immer bei dir. Ich begleite dich seit Anbeginn deines Lebens auf Schritt und Tritt, und werde das auch bis zu deinem letzten Atemzug so halten. Genau das ist doch meine Aufgabe!
    Ich wache über deine Familie, und insbesondere über dich, Laura. Die Mächte des Lichts haben mich damit beauftragt. Sie wissen schon seit deiner Geburt, dass die Dunklen mit aller Macht und mit allen Mitteln gegen dich vorgehen werden. Du wurdest im Zeichen der Dreizehn geboren und warst dazu bestimmt, ihre gefährlichste Widersacherin zu werden.
    Deshalb haben sich deine Feinde auch von Anfang an rücksichtslos über die uralten Gesetze hinweggesetzt, die den Aventerranern das Eingreifen in die Geschicke der Menschen sowie jede Aktion von Eingeweihten gegen Eleven verbieten. Ich wurde dir als eine Art Schutzengel zur Seite gestellt, wie ihr Menschenkinder es wohl bezeichnen würdet.«
    Laura musterte Auriel nachdenklich. »Und seit wann begleitest du mich schon?«
    »Was für eine Frage!«, gab der Geflügelte mit gekränktem Unterton zurück. »Seit einigen Stunden, denn du bist doch heute erst geboren worden! Aber gleichzeitig zählst du schon mehr als vierzehn Sommer – und so lange wache ich nun schon über dich!«
    Laura schwirrte der Kopf. Deshalb also war der Wolkentänzer damals sofort zur Stelle gewesen, als die Dunklen das Auto ihrer Mutter im Nebelsee landen ließen. Nur Auriels Eingreifen hatte Laura es zu verdanken, dass sie damals nicht ertrunken war. Möglicherweise hatte der Wolkentänzer sie vorher und nachher noch vor weiteren Übergriffen der Dunklen beschützt. Da Laura jedoch erst an ihrem dreizehnten Geburtstag in das große Geheimnis eingeweiht worden war, hatte sie Auriel bis dahin genauso wenig sehen können wie die gute Frau Schiller vom Empfang.
    Noch etwas wurde ihr in diesem Moment bewusst: Wenn der Geflügelte sie seit Beginn ihres Lebens begleitete, hatte er sie bestimmt nicht grundlos auf diese Reise zum Zeitpunkt ihrer Geburt geschickt. Zum einen geschah nichts ohne besonderen Grund, auch wenn man den häufig nicht auf Anhieb zu erkennen vermochte. Und zum anderen besaß Auriel den Lapismalus, der ihn vor den Übergriffen der Dunklen warnte.
    Während Laura noch diesem Gedanken nachhing, stieg ihr ein Wohlgeruch in die Nase. Im Flur roch es nach dem Herrenduft von Dr. Weiß. Offensichtlich war der Arzt ebenfalls auf dem Weg zur gynäkologischen Station.
    Laura schüttelte den Kopf. Warum war der Mann ihr so vertraut vorgekommen? Dabei hatte nicht einmal die Empfangsdame ihn gekannt. Und gerade das kam Laura merkwürdig vor: So groß war das städtische Krankenhaus nun wirklich nicht, dass man den Überblick über die Belegschaft verlor! Ein junger Arzt mit einem derart exklusiven Geschmack wie dieser Dr. Weiß würde doch bestimmt jeder Frau auf Anhieb ins Auge fallen – oder etwa nicht?
    Der Verdacht durchfuhr Laura wie ein Blitz: Hier stimmte etwas nicht! Erschrocken hielt sie inne und schaute Auriel an. Doch einen Wimpernschlag später hatte sie die Starre überwunden. »Schnell!«, gellte ihr Schrei durch den einsamen Krankenhausflur. »Zur Entbindungsstation! Dieser Teufel will mir was antun!«
    Damit hastete Laura los, hetzte auf die Treppe zu und flog die Stufen hinauf, immer getrieben von der panischen Angst, dass sie zu spät kommen könnte.
     
    I mmer tiefer sank die runde Sonnenscheibe

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