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Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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dem fernen Horizont entgegen. Die Baumwipfel des dichten Waldes, durch den sich der Weg hinab ins Tal schlängelte, waren in rötliches Licht getaucht. Die gegenüberliegenden Hügel erweckten den Anschein, als wären sie vollständig mit Mohnblumen überwachsen.
    Alienor wusste schon längst nicht mehr, wo sie sich befanden. Sie war mit einem Trupp der Weißen Ritter unterwegs in die Hhelmlande. Dort sollte Paravain seinen Oheim Mortas über die bevorstehende Hochzeit unterrichten und ihm seine Braut Morwena vorstellen. Bereits am Vortag hatte die Schar die vertrauten Gefilde verlassen. Seither bewegte sich das gute Dutzend Reiter – elf Männer, drei Frauen und ein Mädchen, um genauer zu sein – durch Gegenden, die der Elevin unbekannt waren.
    Alienor hatte keine Sorge, sich zu verirren. Den Weißen Rittern und insbesondere Paravain waren die verschiedenen Landstriche Aventerras bestens vertraut, und so würde die Gruppe ohne Probleme an ihr Ziel finden. Aber das Mädchen beäugte unsicher die zahlreichen fremdartigen Bäume und Gewächse. Nur wenige, wie die knorrigen Trotteleichen und die schlanken Weinbuchen, erkannte sie an Blättern oder Früchten wieder. Ihr Bruder Alarik hatte Alienor immer darauf hingewiesen, als sie noch gemeinsam die Wälder rund um die Gralsburg durchstreiften, und das Wissen kam ihr auch als angehende Heilerin zugute.
    Aber die unbeschwerten Ausflüge lagen schon mehr als einen Sommer zurück, und der arme Alarik weilte nicht länger unter den Lebenden. Die Erinnerung ließ ihr Herz schwer werden, und ohne es zu merken, seufzte das Mädchen.
    »Was ist los, Alienor?«, sprach sie der Weiße Ritter an, der auf seinem stolzen Schimmel neben ihr hertrabte. »Bist du müde? Sollen wir anhalten und unser Nachtlager aufschlagen?«
    »Nein, nein«, entgegnete sie rasch und deutete zum Horizont. »Solange die Sonne nicht hinter den Hügeln verschwunden ist, finden unsere Pferde doch den Weg – oder nicht?«
    »Hört, hört«, ließ sich die Weiße Ritterin Selena vernehmen, die unmittelbar hinter ihr ritt. »Vielleicht solltest du zu den Knappen wechseln. Mir scheint, in dir steckt das Zeug zu einem tüchtigen Ritter!«
    Während die anderen Reiter in fröhliches Gelächter ausbrachen, sprang die Heilerin ihrer Elevin zur Seite. »Davon bin ich sogar fest überzeugt, Selena«, sagte sie. »Aber nur in den wenigsten deiner Kameraden steckt das Zeug zu einer tüchtigen Heilkundigen. Also ist es für euch bestimmt von größerem Nutzen, wenn Alienor der Heilkunst treu bleibt und die besondere Begabung pflegt, die sie auf diesem Gebiet besitzt. Jemand muss doch die Wunden heilen, welche die Tölpel, die sich Weiße Ritter nennen, sich immer wieder zuziehen.«
    Niemand nahm der Heilerin die Stichelei übel. Im Gegenteil, auch ihre Worte wurden kräftig belacht. Schon seit dem Aufbruch von der Gralsburg herrschte beste Stimmung in der Schar. Die Nachricht von der bevorstehenden Vermählung hatte sich rasend schnell in Hellunyat herumgesprochen und größte Freude bei den Bewohnern ausgelöst. Insbesondere natürlich bei den Weißen Rittern, die ihren Anführer glühend verehrten. Jeder von ihnen hätte sein Leben für Paravain gegeben, und so teilten sie sein Glück, als wäre es das ihre.
    Zudem genoss seine Braut, die Heilerin, höchstes Ansehen bei den Rittern. Wie vielen hatte Morwena schon geholfen, wenn sie mit schlimmen Wunden von einer Schlacht zurückgekehrt waren! Wie oft hatte sie ihre Schmerzen gelindert oder das schreckliche Fieber bekämpft, das in ihren Leibern wütete! Und selbst bei kleineren Unpässlichkeiten stand sie ihnen stets mit Rat und Tat zur Seite. Es war schon viele Jahre her, dass die Weißen Ritter einen aus ihrer Mitte verloren hatten, und das verdankten sie nicht allein dem eigenen unerschrockenen Kampfesmut, sondern auch Morwena, deren Heilkünste sogar aussichtslose Fälle noch zum Guten gewendet hatten.
    Selbst die Anstrengung des langen Ritts konnte die Hochstimmung nicht trüben. Wohin Alienor auch blickte, sie sah überall nur fröhliche Gesichter. Sogar ihr Steppenpony, das sich bisweilen recht widerspenstig zeigte und auf längeren Strecken rasch die Lust verlor, trabte munter vor sich hin, als befände es sich auf einem kurzen Spazierritt.
    Das Mädchen spähte zum Himmel, wo die glühende Sonnenscheibe fast den Hügel berührte. Dann wandte sie sich an Paravain. »Wie weit ist es denn noch bis in Eure Heimat?«
    »Nicht mehr allzu weit«, entgegnete der

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