LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
für einen Menschen – und ganz besonders für einen korpulenten Typen wie Rudi!«
»Und in den Sarkophagen steckt Rudi mit Sicherheit auch nicht.«
Diese Behauptung erregte Lauras Widerspruch. »Woher willst du das denn wissen?«
Lukas bedachte sie mit einem fast schon verächtlichen Blick. »Ganz einfach, du Spar-Kiu: Wenn du genau hinsiehst, erkennst du, dass die steinernen Deckel und die Sargkästen durch Mörtel miteinander verbunden sind. Im Laufe der Jahrhunderten sind die Fugen völlig ausgeblichen, sodass eine neue, noch dazu eine, die erst wenige Tage alt ist, sofort auffallen würde.«
»Natürlich«. Laura räusperte sich verlegen. »Entschuldige die dumme Frage.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Dann gibt es nur eine Möglichkeit: Wenn Rudi tatsächlich noch hier in der Gruft ist, dann wahrscheinlich in der Krypta.«
»Was du nicht sagst«, erwiderte Lukas spöttisch. »Dann müssen wir ja nur noch den Eingang dazu finden.« Er steckte Rudis Handy in die Tasche und wandte sich ab, um von Neuem nach der versteckten Zugangstür zu suchen. Da klang mit einem Mal ein Pfiff durch die Nacht – süß und melodisch wie der Gesang einer Nachtigall, wenn auch um Längen kräftiger und lauter. »Mist«, stöhnte Lukas auf. »Das sind Latus und Lateris!«
»Licht aus, schnell!«, raunte Laura ihm zu. Sie löschte ihre Lampe und huschte zum Fenster, um einen Blick durch die Bleiglasscheiben zu werfen. Als sie erkannte, wer sich der Gruft näherte, machte das Herz in ihrer Brust einen jähen Sprung.
Kapitel 19
Ein grauenhaftes Ritual
A ls Miss Mary um Punkt Mitternacht das Wächtertreffen eröffnen und die in ihrem Wohnzimmer versammelten Ravensteiner Lichtkrieger Marius, Percy und Attila mit der Jahrhunderte alten Formel begrüßen wollte – »Seid willkommen im Namen des Lichts, das uns Weisheit und Erleuchtung schenken möge!« –, sah Marius Leander sie verwundert an. »Warten wir nicht auf Laura?«
Miss Mary schüttelte den Kopf. »Nein, Marius, heute nicht.«
»Und warum nicht?«
»Weil ich sie gar nicht eingeladen habe.« Bevor Marius protestieren konnte, fuhr sie fort: »Und zwar aus dem gleichen Grund, aus dem wir Laura in den vergangenen Wochen auch nicht an den heimlichen Vorbereitungen für das FSL beteiligt haben: damit sie sich voll und ganz auf die Schule konzentrieren kann und ihre Mitschüler nicht vorzeitig erfahren, dass bei uns irgendetwas im Gange ist.«
Marius sah sie vorwurfsvoll an. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Laura unser Geheimnis ausplaudern würde?«
»Natürlich nicht. Aber ich will sie nicht unnötig dem Verdacht aussetzen, dass sie einen Sonderstatus genießt. Ihre Mitschüler haben doch längst gemerkt, dass es mit Laura eine besondere Bewandtnis hat, auch wenn sie immer noch nicht wissen, was es damit auf sich hat.«
»Schon möglich.« Marius hob die Hände. »Aber das war schon immer
das Dilemma von uns Wächtern: dass wir uns der vom Schicksal zugedachten Aufgabe widmen müssen, ohne den Nichteingeweihten das erklären zu können oder zu dürfen. Mit diesem Zwiespalt mussten schon die Generationen vor uns leben. Was sie häufig vor so große Probleme gestellt hat, dass einige von ihnen daran sogar zerbrochen sind. Aber damit muss jeder von uns zurechtkommen und auch Laura werden wir das leider nicht ersparen können.«
»Das stimmt natürlich«, pflichtete Miss Mary ihm bei. »Aber wir können sie ein wenig schützen und so weit wie möglich aus der Schusslinie nehmen. Was ich gerade im Augenblick für nötig erachte.«
» Ah oui ?« Percy sah sie verwundert an. »Warum das denn?«
Miss Mary zog die Brauen hoch. »Dann sind die Gerüchte, die seit Kurzem in Ravenstein die Runde machen, also noch nicht an deine Ohren gedrungen?«
»Die Gerüchte? Welche Gerüchte denn?«
»Immer mehr unserer Schüler sind fest davon überzeugt, dass Laura die Schuld an dem rätselhaften Verschwinden von Rudi Lose trägt. Diesen Vorwurf hat offensichtlich Caro Thiele in die Welt gesetzt. Seitdem verbreitet er sich wie ein Lauffeuer und findet immer mehr Anhänger.«
»Was?« Auch Marius schien das absolut neu zu sein. »Und die anderen glauben diesen Blödsinn auch noch?«
»Sieht ganz danach aus.« Mary Morgain nickte ernst. »Ich habe heute schon zwei anonyme Schreiben in der Post gefunden, die genau das bestätigen.«
»Nicht zu fassen.« Marius Leander schüttelte den Kopf. »Die Behauptung ist doch völlig aus der Luft gegriffen.«
»Das sagst du! Aber
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