LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
die schmerzliche Zurückweisung besser verkraften zu können – wie Lukas behauptet hatte, der gelegentlich den Amateur-Psychologen spielte.
Laura konnte Coolio damals allerdings noch überhaupt nicht leiden. Weil sie in ihm einen eher oberflächlichen, überheblichen Typen sah, der mehr Wert auf Äußerlichkeiten legte – auf coole Klamotten etwa – als auf die Dinge, die Laura wichtig waren: zum Beispiel Offenheit, Geradlinigkeit oder bedingungslose Zuverlässigkeit. Erst als Philipp ihr beim lebensgefährlichen Kampf mit dem Todesdämon Beliaal ohne Zögern zur Seite gesprungen war und sie durch sein mutiges Eingreifen vor dem fast sicheren Tod bewahrt hatte, ging ihr endlich auf, dass sie Coolio völlig falsch eingeschätzt hatte. Zunächst empfand sie nur tiefe Dankbarkeit gegenüber ihrem Lebensretter. Doch schon bald entwickelte sich daraus echte Sympathie und schließlich sogar Liebe.
Im gleichen Maße jedoch, in dem Coolio und Laura sich lieb gewannen, wurde Caros Hass auf Laura immer größer. Woraus sie auch nicht den geringsten Hehl machte. Zum Glück gingen die beiden sich so weit wie möglich aus dem Weg. Sonst hätte Caro Laura mit Sicherheit längst die Augen ausgekratzt. Kaja konnte deshalb nur allzu gut verstehen, dass Lauras Interesse an Caros Befinden nicht gerade übermächtig war.
Elisabeth Holunder dagegen erging es plötzlich ganz anders. Allerdings bedurfte es dazu erst eines Anrufs aus dem Internatssekretariat. Die rappeldürre Lehrerin – ihre Figur glich einer magersüchtigen Bohnenstange – hatte den Hörer kaum in die Hand genommen und sich gemeldet, als sie sich auch schon ruckartig zu den Schülern umwandte und einen verwunderten Blick über die elfte Klasse schweifen ließ. »Natürlich sind alle da«, murmelte sie verwundert. »Das wäre
mir doch aufgefallen, wenn einer fehlen wü – « Die Holunder brach ab, riss die wässrig-blassen Augen auf und starrte auf den leeren Stuhl neben Franziska Turini. »Wo ist Caro denn abgeblieben?«, fragte sie überrascht, um völlig überflüssiger Weise hinzuzufügen: »Ist Fräulein Thiele nicht da?«
»Aber klar doch.« Kaja feixte Laura breit an. »Sie hat sich nur unsichtbar gemacht.«
Franziska Turini – der sanftbraune Teint des zierlichen Mädchens verriet, dass sein Vater aus Italien stammte, auch wenn er schon seit einer halben Ewigkeit in Deutschland heimisch war – schien überhaupt nicht zum Scherzen zumute. »Nein, Frau Holunder.« Sie schüttelte den Kopf. »Caro ist heute früh nicht in unserem Zimmer aufgetaucht. «
Elisabeth Holunder riss die Augen noch weiter auf. »Nein?«
»Nein.« Franziska runzelte die Stirn. »Zunächst habe ich mir nichts dabei gedacht und angenommen, dass sie sich auf dem Weg von zu Hause nur etwas verspätet hat. Andererseits hätte sie mich dann bestimmt von unterwegs angerufen und mich gebeten, sie bei Unterrichtsbeginn zu entschuldigen.«
»Hat sie aber nicht?«, fragte die Biologielehrerin nach.
»Nein. Und deshalb …« Franziska hob ratlos beide Hände. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo Caro abgeblieben ist.«
»Na, so was«, murmelte Frau Holunder, als ihr plötzlich der zweite leere Stuhl auffiel. »Und Tim Neumann? Was ist denn mit Timothy los?«
» C’est incroyable! Es fehlen gleich fünf unserer Eleven?« Percy Valiant blickte die Internatsdirektorin ungläubig an. »Caro und Tim aus der Elften ’ast du schon erwähnt. Und wer glänzt sonst noch durch Abwesenheit? «
»Andreas Sommerfeld aus der Zwölften und seine Schwester Sarah«, antwortete Miss Mary Morgain, die ihre erwachsenen Wächterfreunde – Percy, Marius und Attila – in ihr Büro bestellt hatte, um sie über das Verschwinden der fünf Zöglinge zu unterrichten. Seit den Zeiten von Professor Morgenstern hatte sich in dem in Ehren gealterten Raum kaum etwas geändert: An zwei Wänden standen bis zur Kassettendecke reichende Bücherregale, die restlichen Wände waren bis zur halben Höhe mit dunklem Eichenholz getäfelt. Nur die Reihe der Ölgemälde, die auf dem nachgedunkelten Rauputz darüber hingen und die bisherigen Internatsdirektoren zeigten, war um ein Porträt von Professor Morgenstern erweitert worden.
Miss Mary schaute ihre Freunde mit besorgter Miene an. »Und dann vermissen wir auch noch Rudi Lose. Sarah Sommerfeld und er besuchen die 10a, die Klasse von Lukas, wie du bestimmt weißt«, ergänzte sie, an Marius gewandt.
»Ja klar.« Marius nickte. »Aber ich verstehe nicht ganz,
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