LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
nicht abnehmen, dass es ihr strengstens verboten war, mehr darüber zu erzählen. Weil nur die Wissenden von dem unglaublichen Geheimnis erfahren durften, das die Erde mit Aventerra verband und die Welt im Inneren zusammenhielt. Philipp dagegen glaubte, dass sie sich nur deswegen in Schweigen hüllte, weil sie ihm nicht traute. Aber je häufiger sie beteuerte, dass das ganz gewiss nicht der Fall sei, umso größer wurde sein Misstrauen.
So was Bescheuertes!
Dabei war Philipp doch sonst so klug!
Laura räusperte sich. »Wie kommst du denn darauf?«, entgegnete sie. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen, setzte sie rasch nach: »Wie war es denn bei dir? Irgendwas Aufregendes erlebt am Wochenende? «
»Nö.« Plötzlich musste Coolio breit grinsen. »Nur dass mein Eltern unheimlich nett zu mir waren. So nett, dass es mir fast schon peinlich war.« Dann wurde er wieder ernst. »Aber vielleicht haben sie sich ja wirklich gefreut, dass ich sie endlich mal wieder besucht habe.«
»Na also, geht doch.« Laura verpasste ihm einen zärtlichen Klaps. Das Verhältnis zwischen Philipp und seinen Eltern war nämlich ziemlich angespannt, wenn nicht sogar denkbar schlecht. Und seit sie herausgefunden hatten, dass Philipp und Laura ein Paar waren, hatte es sich noch weiter verschlechtert. Weil sie der Meinung waren, ihr Sohn sei noch viel zu jung für eine feste Beziehung und solle sich lieber auf
die Schule konzentrieren. Obwohl Laura das völlig bescheuert fand, verkniff sie sich jeden Kommentar. Philipp regte sich nämlich auch so schon mehr als genug über seine Spießereltern auf. Die meisten Wochenenden verbrachte er deshalb auf Ravenstein. Nicht nur, wenn Laura ebenfalls dort war, zusammen mit Lukas und ihrem Vater natürlich, sondern auch, wenn Familie Leander sich im heimatlichen Bungalow in Hohenstadt traf, wie während der vergangenen Tage. Es war Laura, die Philipp geraten hatte, ebenfalls seine Eltern zu besuchen. Um einen Schritt auf sie zuzumachen und die Situation ein wenig zu entspannen. Worauf er sich allerdings erst nach hartnäckigem Zureden eingelassen hatte. Seiner Miene nach zu urteilen, schien er den Schritt nun aber nicht zu bereuen.
»Schau’n mer mal«, antwortete er allerdings nur knapp, sah Laura aus seinen Samtaugen an und küsste sie ein weiteres Mal. Plötzlich fiel ihm was ein. »Ich Schussel!« Er bückte sich, holte ein kleines, in Geschenkpapier gehülltes Päckchen aus seinem Rucksack und drückte es ihr in die Hand. »Für dich!«
Laura sah ihn verwundert an. »Was ist das?«
»Pack es doch einfach aus!«
Es war ein knallrotes Polo-Shirt von einem angesagten Designer, todschick und irre teuer.
»Super«, flüsterte sie. »Vielen, vielen Dank.«
»Ist mir ein Vergnügen.« Coolio grinste. »Habe ich meiner Mutter aus den Rippen geleiert. Ich kann es gar nicht erwarten, dich darin zu sehen. Steht dir bestimmt super – wie alles!« Er küsste sie ein weiteres Mal. »Bis gleich. Wir sehen uns in der Klasse.« Er drehte sich um und eilte mit großen Schritten auf die Treppe in der rechten Ecke der Eingangshalle zu, die hoch zum Jungentrakt führte. Sein dunkelblaues Polo-Shirt – es stammte vom gleichen Designer wie sein Geschenk – war genauso nagelneu wie seine schicke hellblaue Jeans. Offensichtlich
Versöhnungsgeschenke seiner betuchten Eltern, dachte Laura. Oder besser seiner Mutter, denn seit wann kümmerten sich Väter um die Klamotten ihrer Kinder? Die Hose saß wie maßgeschneidert. Nirgendwo gab es auch nur einen Quadratzentimeter Stoff zu viel. Weder an der Taille noch an den Beinen.
Und schon gar nicht am Po.
Es dauerte nicht einmal eine halbe Stunde, bis Lauras dunkle Ahnungen bestätigt wurden. Elisabeth Holunder, die spillerige Biologielehrerin, die seit dem tragischen Unfalltod des Chemielehrers Wahnfried Nokter aushilfsweise auch Chemie-Unterricht erteilte, hatte bei Unterrichtsbeginn allerdings gar nicht bemerkt, dass im Klassenzimmer der Elften zwei Plätze frei geblieben waren. Als sie die beiden Schüler rund zehn Minuten nach Ertönen der Klingel zum ersten Mal vermisste, war ihr Fehlen Laura schon längst aufgefallen. Das heißt, zunächst hatte sie nur gemerkt, dass Tim Neumann fehlte, der die Elfte wiederholen musste und deshalb neu in ihrer Klasse war. Verwundert starrte sie auf seinen leeren Stuhl neben Sitznachbar Pickel-Paule Müller, der seit seinem Eintritt ins Internat der unangefochtene Oberstreber und Vollschleimer von Lauras Klasse war. Dann
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