Laura - Venezianisches Maskenspiel
Eurer Gattin Stellung zu nehmen. Die Anzeige wurde dem Rat nicht einmal vorgelegt.“
Domenico richtete sich noch etwas gerader auf und blickte die drei Männer kalt an. „Nun, was immer meine Frau getan hat, es geschah nicht ohne mein Wissen und nur auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin.“
Die drei Inquisitoren tauschten Blicke.
„Aber“, fuhr Domenico fort, „sie hat sich niemals mit einem ausländischen Diplomaten getroffen, sondern ...“, er räusperte sich, „mit ...“
Die Tür wurde aufgestoßen und einer der Sekretäre trat ein. „Verzeihung, Signore, aber hier ist Ottavio Ferrante, der Vetter des Beklagten, der eine Aussage machen will. Er sagt, er hätte von Donna Laura Beweise für die Unschuld von Domenico Ferrante und ihre eigene erhalten.“
„Lasst ihn eintreten!“
„Signore! Ich glaube nicht, dass mein Vetter etwas zur Klärung dieser Angelegenheit beitragen kann!“
„Wir wollen ihn dennoch anhören.“
Domenico ballte die Fäuste. Als Ottavio eintrat, hätte er sich am liebsten auf ihn gestürzt. Wie konnte er es nur wagen, sich einzumischen?! Waren er und Laura tatsächlich so vertraut miteinander, dass sie sich ausgerechnet an ihn um Hilfe wandte?
Ottavio kam herein, Domenico dabei so weit wie möglich ausweichend, und trat vor die drei Inquisitoren. In der Hand hielt er ein Paket, das er nun auswickelte.
„Ihr bringt Beweise?“
„Ja, Signore, Beweise für die Unschuld von Donna Laura und damit auch“, er sah schnell zu Domenico hinüber, der ihn blutdürstig anstarrte, „für ihren Gatten.“ Er reichte dem capo ein Bündel Papiere und ein Buch.
Dieser nahm alles entgegen. „Briefe?“
Domenico war mit zwei Schritten dort und griff danach. „Das sind die Briefe meiner Frau! Wie kommst du dazu?!“
„Sie hat sie mir gegeben.“ Ottavio trat von ihm fort und hob abwehrend die Hände, als Domenicos Hand vorschoss und ihn an seiner Jacke wieder näher zog.
„Wie kommt Laura dazu, dir ihre Briefe zu geben?“ Seine Stimme war jetzt sehr leise und gefährlich. Der Gedanke, dass Laura ausgerechnet zu Ottavio geeilt war, um dort Hilfe zu finden, drehte ihm die Eingeweide um und ließ das Gesicht seines Vetters in einem roten Nebel verschwimmen.
„Domenico, bitte mäßigt Euch!“
Er ließ keinen Blick von Ottavio. „Gleich, Signore. Und jetzt antworte, bevor ich dir den Hals umdrehe, du....“ Er schluckte „verdammter Ehebrecher“ hinunter. Was immer zwischen Ottavio und Laura vorgefallen war, würde von ihm geklärt werden und war keine Sache für die Inquisitoren.
Ottavio war bleich, aber gefasst. „Sie war soeben bei mir und hat sie mir übergeben. Sie sagte, sie wären der Beweis für deine Unschuld.“ Er zappelte unter Domenicos Griff, konnte sich jedoch nicht freimachen. Obwohl er ebenso groß und nicht weniger kräftig war wie dieser, besaß er nicht die wütende Stärke eines eifersüchtigen Ehemanns.
„Ebenso wie das Tagebuch, das, wie Donna Laura dir durch mich sagen lässt, jeden Zweifel beseitigen sollte.“
„Ein Tagebuch?“ Domenico lockerte vor Verblüffung seinen Griff. Seine Frau hatte ein Tagebuch geführt! Er ließ Ottavio, der sich schnell in Sicherheit brachte, los und griff statt dessen hastig nach dem Buch, das auf dem Tisch vor den Inquisitoren lag, die bereits begonnen hatten, durch die Briefe zu blättern.
Die Briefe waren alles andere als entlastend. In ihnen hatte er sich als ausländischer Diplomat, dessen Inkognito nicht gelüftet werden durfte, zu erkennen gegeben. Aber Laura hatte in ein Tagebuch geschrieben! Er nahm es begierig in die Hand und blätterte es hastig durch. Ein Tagebuch ... Hier musste sich vielleicht die Antwort auf die Frage finden, die ihn quälte. Was empfand sie für Ottavio und was war wirklich zwischen ihnen gewesen.
„Domenico“, die Stimme des Freundes seines Vaters klang ruhig, aber bestimmt, „es ist nicht an Euch, diese Beweise zu lesen.“
„Es ist das Tagebuch meiner Frau und niemand wird es vor mir in die Hand bekommen!“
„Ihr erweckt den Eindruck, als wolltet Ihr Eure Frau schützen!“
„Dazu gibt es keinen Grund.“ Domenico ließ das Buch sinken. „Meine Frau hatte niemals Kontakte zu einem ausländischen Diplomaten. Diese Briefe stammen von mir.“
Die drei Männer sahen ihn erstaunt an. „Von Euch?“
Er räusperte sich. „Gewiss. Es ... es war eine Art Spiel ...“ Er räusperte sich nochmals. „Meine Gattin ist sehr ... romantisch und ...“ Es war nicht gerade
Weitere Kostenlose Bücher