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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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mit Füßen treten. Und in der letzten Szene deines Trauerspiels werden Grausamkeit und Feigheit, diese Zwillingsschufte, welche Bosheit dazu angestiftet und im Dunkel gegen dich gesandt hat, einen Schlag gegen deine Schwächen und Irrtümer führen; die besten von uns haben ihre Blößen, mein lieber Freund, und glaube mir – glaube mir, Yorick, wenn man einmal, um eine geheime Lust zu befriedigen, beschlossen hat, ein unschuldiges und hilfloses Geschöpf zu Grunde zu richten, so wird man mit grösster Leichtigkeit aus jedem Gehölz, wo es herum geirrt hat, Holz genug zu einem Feuer finden, auf dem es geopfert wird. –
    Yorick hörte diese traurige Weissagung seines Geschickes nie mit an, ohne dass sich ihm eine Träne aus dem Auge stahl, und dass sein Blick zugleich versprach, er wolle gewiss künftig sein Steckenpferd mit grösserer Mäßigung reiten. – Aber es war leider, zu spät! – Schon ehe die erste Prophezeiung dieser Art ausgesprochen wurde, hatte sich eine große Verschwörung, mit X und Y an der Spitze, gebildet. – Der ganze Angriffsplan gerade so wie Eugenius ihn voraus gesagt, wurde auf einmal ins Werk gesetzt – und zwar mit so wenig Erbarmen von Seite der Verbündeten, und so wenig Argwohn von Seiten Yoricks in Betreff dessen, was gegen ihn vorging – dass, als der gute leichtgläubige Mann wähnte, eine Beförderung könne ihm nicht entgehen – sie bereits die Wurzel unter ihm abgesägt hatten, und er nun fiel, wie mancher Biedermann vor ihm gefallen war.
    Yorick kämpfte zwar eine Zeit lang mit aller erdenklichen Tapferkeit dagegen an; aber endlich überwältigte ihn die Übermacht, die Unfälle des Kampfes nützten ihn ab, – noch mehr freilich die unedle Art, wie derselbe geführt wurde – er warf das Schwert weg, und blieb zwar scheinbar bis zum letzten Moment aufrecht, starb aber doch wie man allgemein glaubte, am gebrochenen Herzen. Was Eugenius veranlasste, dies ebenfalls zu glauben, war folgender Vorfall:
    Wenige Stunden ehe Yorick den letzten Atemzug tat, trat Eugenius bei ihm ein, um ihn zum letzten Mal zu sehen und Abschied von ihm zu nehmen. Als er Yoricks Vorhang bei Seite zog und ihn fragte, wie es ihm sei, blickte ihn Yorick an, ergriff seine Hand und dankte ihm für seine vielfachen Beweise von Freundschaft, und sagte, wenn es ihr Schicksal sein sollte, sich dereinst wieder zu begegnen, so würde er ihm wiederholt dafür danken; denn, setzte er hinzu, in wenigen Stunden werde er seinen Feinden für immer entrinnen. Ich hoffe noch nicht, erwiderte Eugenius, während ihm Tränen die Wange herabliefen, und im zärtlichsten Tone, in dem je gesprochen wurde, ich hoffe noch nicht, Yorick, sagte er. Die einzige Antwort Yoricks war ein Blick nach Oben und ein sanfter Druck der Freundeshand. Aber es schnitt Eugenius durch's Herz. – Komm, komm, Yorick! sagte Eugenius, indem er sich die Augen wischte und seine ganze Manneskraft zusammen nahm – sei stark, mein alter Freund – lass deinen Mut, deine Kraft in dieser Krisis, wo du sie am meisten brauchst, nicht sinken – wer weiß, was es noch Alles für Mittel gibt, und was Gottes Wille noch für dich tun kann! –
    Yorick legte die Hand aufs Herz und schüttelte sachte den Kopf. – Aber ich, fuhr Eugenius fort und weinte laut bei diesen Worten – ich muss sagen, ich weiß nicht, wie ich es ohne dich werde aushalten können, Yorick; und ich möchte mir gar zu gerne mit der Hoffnung schmeicheln, fuhr Eugenius fort, und gab seiner Stimme wieder einen heitereren Anstrich, es sei noch genug von dir da, um einen Bischof daraus zu machen, und ich werde das noch erleben. – Ich bitte dich, Eugenius, sprach Yorick und nahm so gut es mit der linken Hand ging seine Nachtmütze ab – mit der Rechten hielt er noch Eugenius Hand fest – ich bitte dich, seh' dir einmal meinen Kopf an. – Ich sehe nichts, was ihm fehlen soll, erwiderte Eugenius. – Ach dann, mein Freund, versetzte Yorick, muss ich dir sagen, dass die Streiche, die X und Y und einige Andere so unschön im Dunkel dagegen geführt haben, ihn so gebrochen und missstaltet haben, dass ich mit Sancho Pansa sagen könnte: wenn ich je wieder gesund würde, und es würden Bischofsmützen vom Himmel fallen, so dicht wie Hagel, so würde mir keine mehr passen. – Als Yorick so sprach, hing ihm bereits der letzte Atemzug an den zitternden Lippen, – doch lag in seinem Tone noch etwas vom Geist des Cervantes, und während er so sprach, konnte Eugenius wohl bemerken, wie in

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