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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Töne in ihrer metallenen Trompete auf und posaunte sie vom Giebel des Hauses herab. – Mit einem Wort, es gab kein altes Weib im Dorfe oder fünf Meilen in der Runde, welches nicht genau wusste, welche Schwierigkeiten mein Onkel bei seiner Belagerung zu überwinden hatte, und welches die geheimen Artikel waren, die die Übergabe bis dahin verzögert hatten.
    Mein Vater, der jedes Ereignis in der Natur in eine Hypothese zu zwängen pflegte, und hierbei die Wahrheit wie kein Mensch auf der Welt kreuzigte, – hatte gerade von der Sache gehört, als mein Onkel Toby aufbrach; und da er sofort daran Feuer fing, dass man seinem Bruder so übel mitspielte, demonstrierte er Yorick, ungeachtet meine Mutter dabei saß, – nicht nur: »dass der Teufel in allen Weibern stecke und dass der Kern der Sache lediglich Lüsternheit sei,« sondern auch dass jedes Übel, jede Unordnung auf der Welt, welcher Natur oder welchen Charakters sie auch sei, von dem Fall Adams bis zu dem meines Onkels Toby (inclusive) auf die eine oder die andere Art der gleichen unordentlichen Begierde zuzuschreiben sei.
    Yorick war eben damit beschäftigt die Hypothese meines Vaters etwas zu mäßigen, als mein Onkel Toby mit so unendlicher Güte und Vergebung in seinen Blicken in das Zimmer trat, dass die Beredsamkeit meines Vaters sich daran von neuem zur Leidenschaft entzündete; – und da er, wenn einmal ärgerlich, nicht sehr fein in der Wahl seiner Worte war, – so brach mein Vater, sobald mein Onkel Toby am Feuer Platz genommen und seine Pfeife gefüllt hatte, in folgender Weise los:
     
    312. Kapitel
    Ich bin weit entfernt davon leugnen zu wollen, dass Vorkehrungen getroffen sein müssen. um die Rasse eines so großen, erhabenen und gottähnlichen Wesens wie der Mensch ist, fortpflanzen, – allein die Philosophie darf über Alles frei sprechen, und so denke und behaupte ich, es sei eine traurige Sache, dass jenes Ziel mittelst einer Leidenschaft erreicht werden muss, welche die geistigen Fähigkeiten niederdrückt, und alle Weisheit, Beschaulichkeit und Seelentätigkeit über den Haufen wirft, – eine Leidenschaft, mein Schatz, fuhr mein Vater fort, indem er sich gegen meine Mutter wandte, die weise Männer mit Narren paart und gleichstellt, und uns aus unseren Höhlen und Verstecken mehr wie Satire und vierfüßige Bestien als wie Menschen hervortreibt.
    Ich weiß wohl, fuhr mein Vater in vorbeugender Weise fort, dass man mir entgegen halten kann, die Sache sei an und für sich und einfach genommen weder gut noch schlimm, – noch schmählich oder sonst etwas – vielmehr etwas wie Hunger oder Durst oder das Bedürfnis des Schlafs. – Warum aber empörte sich das Zartgefühl eines Diogenes und Plato so gegen sie? warum löschen wir das Licht, wenn wir uns anschicken einen Menschen zu machen? und weshalb sind alle einzelnen Momente dieser Geschichte, – das Aneinanderkommen, – die Vorbereitungen, – die Instrumente und was man sonst dazu braucht, der Art gestaltet, dass sie einem reinen Gemüt weder durch Sprache noch durch Übersetzung oder Umschreibung deutlich gemacht werden können?
    Wenn man einen Menschen tötet, vernichtet, fuhr mein Vater mit gehobener Stimme fort – indem er sich gegen meinen Onkel Toby wandte, – so kann das bekanntlich ruhmvoll sein, – und die Waffen, womit wir es vollbringen, sind ehrenwürdige Geräte; – wir marschieren mit ihnen auf der Schulter, – wir stolzieren mit ihnen an der Seite, – wir vergolden sie – wir ciselieren sie – wir legen sie mit Gold ein, – wir schmücken sie; – ja sogar einer schuftigen Kanone setzen wir Zierraten auf das Bodenstück.
    Mein Onkel Toby legte seine Pfeife nieder, um der Kanone ein besseres Beiwort herauszuschlagen, – und Yorick erhob sich, eben um die ganze Hypothese nieder zu kanonieren, –
    Als Obadiah in das Zimmer trat und eine Klage vorbrachte, die augenblickliche Anhörung erheischte.
    Der Fall war dieser:
    Mein Vater war nach altem gutsherrlichem Brauch oder als Besitzer großer Zehentgüter verpflichtet, einen Stier für die Bedürfnisse des Sprengels zu halten, und Obadiah hatte ihm an einem gewissen Tag im vorigen Sommer seine Kuh auf einen Dienstbesuch zugeführt; – ich sage an einem gewissen Tage – weil es zufällig derselbe Tag war, an welchem er meines Vaters Zimmermädchen heiratete; – so dass dieselbe Berechnung für beide galt. Als daher Obadiah's Frau in die Wochen kam, – dankte Obadiah Gott.
    Jetzt bekomme ich ein Kalb, sagte

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