Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
Vom Netzwerk:
meine Mutter so vollständig vergessen habe, als ob mich die Natur in Lehm geformt und nur so nackt, ohne eine Mutter an den Ufern des Nil ausgesetzt hätte. – Ihr gehorsamster Diener, Madame. – Ich habe Ihnen sehr viel Mühe gemacht, – ich wollte, es wäre der Mühe wert; – aber Sie haben einen Bruch in meinem Rücken gelassen; und hier vorn ist mir ein großes Stück abgefallen, – und was soll ich mit diesem Fuß anfangen? – Ich werde niemals damit bis England kommen.
    Ich wundere mich nie über etwas, – und mein Urteil hat mich so oft in meinem Leben getäuscht, dass ich ihm nie recht traue, mag es nun richtig oder unrichtig sein; – wenigstens werde ich selten wegen kühler Dinge hitzig. Aus all diesen Gründen habe ich vor der Wahrheit so viel Achtung als irgend Jemand; und wenn sie uns entschlüpft ist, so will ich gern, wenn mir nur Jemand die Hand bieten und ruhig mir danach suchen helfen will wie nach einem Ding, das wir beide verloren haben, und ohne das wir beide nicht wohl sein können, – bis an der Welt Ende mit ihm gehen. – Aber ich hasse Wortstreite, – und möchte daher (religiöse oder gesellschaftliche Punkte ausgenommen) lieber Alles unterschreiben, was mich nicht von vornherein würgt, nur um in keinen Streit verwickelt zu werden. – Aber das Ersticken kann ich nun einmal nicht ertragen, – und üble Gerüche am wenigsten. – Aus diesen Gründen war ich von Anfang an entschlossen, wenn je die Armee der Märtyrer vermehrt, – oder eine neue errichtet werden sollte, – mich in keiner Weise dabei zu beteiligen.
     
    130. Kapitel
    Doch um wieder auf meine Mutter zu kommen.
    Die Ansicht meines Onkels Toby, Madame: »Dass es nichts habe auf sich haben können, wenn der römische Prätor Cornelius Gallus bei seiner Frau gelegen habe« – oder vielmehr die letzten Worte dieser Ansicht – (denn nur diese vernahm meine Mutter) – trafen sie am schwächsten Teile ihres Geschlechts; – aber ich bitte mich nicht misszuverstehen, – ich meine ihre Neugierde; – sofort schloss sie daraus, dass sie selbst der Gegenstand der Unterhaltung gewesen sei, und bezog, wie man leicht begreifen wird, in dieser Voreingenommenheit jedes Wort, welches mein Vater sagte, auf sich und ihre Familienverhältnisse.
    Nun, Madame, in welcher Straße wohnt die Dame, die nicht ganz dasselbe getan haben würde?
    Von der sonderbaren Art wie Cornelius starb, war mein Vater auf den Tod des Socrates hinübergesprungen, und gab meinem Onkel einen Auszug von dessen Verteidigung vor dessen Richtern; – sie war unwiderstehlich: – ich meine nicht die Rede des Socrates, – sondern die Versuchung, die mein Vater empfand sie zu halten. – Er hatte selbst ein Jahr, ehe er sein Handelsgeschäft aufgab, das Leben des Socrates geschrieben [ 8 ] ; ich fürchte, dass dies wesentlich dazu beitrug, ihn aus dem Geschäft zu treiben. – Somit konnte Niemand mit einem volleren Segel und einer grösseren Flut heroischen Schwunges auf die Sache losgehen wie mein Vater. Kein Satz in Socrates Rede schloss mit einem kürzeren Worte als Transmigration oder Annihilation, – oder trug einen geringeren Gedanken in der Mitte als Sein oder Nichtsein – den Eintritt in einen neuen unbekannten Zustand der Dinge oder in einen langen, tiefen und friedlichen Schlaf ohne Träume oder Störungen! – oder den Satz: Dass wir und unsere Kinder geboren seien, um zu sterben, – aber keines von uns geboren sei um Sklave zu werden. – Doch nein! Da täusche ich mich; der gehört zur Rede des Eleazer, wie sie Josephus (de Bell; Judaic) bringt. – Eleazer gesteht, dass er sie von einem indischen Philosophen habe. Ohne Zweifel hat Alexander der Große bei seinem Einfall in Indien, nachdem er Persien niedergeworfen, unter den vielen Dingen, die er gestohlen, auch diesen Gedanken gestohlen; auf diese Art wurde derselbe, wenn auch nicht direkt durch ihn (da er bekanntlich in Babylon starb), so doch durch seine Soldateska nach Griechenland gebracht, – von Griechenland kam er nach Rom, – von Rom nach Frankreich, – und von Frankreich nach England. – So kommen die Sachen herum: –
    Natürlich wenn man Landfuhrwerk benutzt, in diesem Fall wüsste ich wenigstens keinen anderen Weg.
    Zur See hätte der Gedanke leicht den Ganges hinab in den Sinus Gangeticus oder die Bai von Bengalen und von da in das indische Weltmeer kommen können; wenn er dann den Handelsweg verfolgte, so mochte er (da der Weg von Indien um das Cap der guten Hoffnung damals

Weitere Kostenlose Bücher