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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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da ein solcher Gegenstand dem Platz sehr zur Zierde gereicht haben würde, von den Einwohnern in die Mitte desselben gestellt worden sein; – der Platz ist nicht eigentlich ein Quadrat, denn er ist von Osten nach Westen um 40' länger als von Norden nach Süden, so dass die Franzosen im Allgemeinen mehr Recht haben, wenn sie ihn Platz statt Square (Viereck) nennen, welches letztere er genau genommen wirklich nicht ist.
    Das Rathaus ist ein armseliges Gebäude und nicht im besten Stand gehalten; sonst hätte es eine zweite große Zierde für den Platz abgeben können. Es entspricht jedoch seiner Bestimmung und eignet sich sehr gut zur Aufnahme der Magistratspersonen, welche sich von Zeit zu Zeit darin versammeln; so dass man annehmen darf, die Gerechtigkeit werde hier regelmäßig verwaltet.
    Von dem Courgain hatte ich viel gehört, es ist aber durchaus nichts Merkwürdiges daran; es ist ein besonders nur von Matrosen und Fischern bewohntes Stadtviertel und besteht aus vielen schmalen Gassen, deren Gebäude hübsch und meist aus Backsteinen gebaut sind. Es ist außerordentlich bevölkert, aber wie man sich schon nach den dort vorherrschenden Berufsarten denken kann, gibt es auch hier nichts Merkwürdiges zu sehen. – Ein Reisender mag es besuchen, um sein Gewissen zu beruhigen; jedenfalls aber darf er den Wartturm nicht vergessen. Er heißt so nach seiner ursprünglichen Bestimmung, und dient in Kriegszeiten dazu die Annäherung des Feindes von der See- oder der Landseite bei Zeiten zu entdecken und Auskunft darüber zu erhalten; – er ist sehr hoch und fällt so sehr ins Auge, dass man ihn nicht übersehen kann, wenn man auch wollte.
    Es war mir sehr unangenehm, dass ich die Erlaubnis nicht erhalten konnte, die Befestigungen, welche die stärksten auf der Welt sind, im Detail zu besichtigen. Sie sollen von Anfang bis zu Ende, das heißt von der Zeit an, da sie durch Philipp von Frankreich, Grafen von Boulogne begonnen wurden, bis zum letzten Krieg, wo viele Reparaturen stattfanden, (wie mir später ein Ingenieur in der Gascogne erzählte) – über hundert Millionen Livres gekostet haben. – Es ist hervorzuheben, dass man für die Tête de Graveline, und da wo die Stadt von Natur am schwächsten ist, am meisten getan hat; so dass sich dort die Außenwerke weit in das Land hinaus erstrecken und demzufolge eine große Bodenstrecke bedecken. – Doch muss man, nach Allem was hierüber gesagt und getan wurde, zugeben, dass Calais niemals an und für sich, sondern lediglich durch seine Lage eine solche Bedeutung bekam, indem sie unsern Vorfahren zu allen Zeiten einen leichten Einfall in Frankreich ermöglichte. Doch hatte das auch seine Missstände; und Calais war in jenen Zeiten für die Engländer ebenso lästig, als es zu unserer Zeit Dünkirchen wurde, so dass man es mit Recht für den Schlüssel beider Reiche ansah, weshalb ohne Zweifel so viele Kämpfe darüber entstanden, wer es im Besitz haben sollte. Unter den letzteren war die Belagerung von Calais oder vielmehr die Blokade (denn es war sowohl auf der Land- als auf der Seeseite eingeschlossen) die merkwürdigste Begebenheit. Damals widerstand es den Anstrengungen Eduards III. ein ganzes Jahr und wurde nur durch Hungersnot und das äußerste Elend bezwungen. Der Edelmut des Eustace de St. Pierre, der sich als Opfer für seine Mitbürger hingab, hat seinen Namen denjenigen der grössten Helden beigesellt. – Da die Erzählung nicht über fünfzig Seiten in Anspruch nehmen kann, wäre es Unrecht gegen den Leser, wenn ich ihm nicht eine genaue Schilderung jener romantischen Begebenheit sowie von der Belagerung selbst mit Rapin's eigenen Worten gäbe:
     
    207. Kapitel
    Doch keine Angst, lieber Leser! – Ich will es nicht tun: es ist genug, dass ich dich in meiner Gewalt habe; – aber von dem Vorteil, den das Glück der Feder nun über dich errungen hat, einen solchen Nutzen ziehen zu wollen, das wäre doch zu viel. – Nein! – bei jenem allmächtigen Feuer, welches das Gehirn der Geisterseher erhitzt und den Gespenstern durch außerweltliche Regionen leuchtet, ehe ich ein hilfloses Wesen zu dieser harten Arbeit zwänge, und dich arme Seele! für fünfzig Seiten zahlen ließe, die ich kein Recht habe an dich zu verkaufen, – wollte ich eher, nackt wie ich bin, auf den Bergen weiden und darüber lachen, dass mir der Nordwind weder mein Zelt noch mein Nachtessen bringe.
    Fahr also zu, mein braver Junge, und mache, dass du bald nach Boulogne

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