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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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kommst.
     
    208. Kapitel
    Boulogne! – Ha! – so wären wir hier Alle beisammen. – Schuldner und Sünder vor dem Himmel; eine nette Gesellschaft; – doch ich darf hier nicht weilen und die Flasche mit Ihnen leeren, – ich werde selbst verfolgt wie hundert Teufel, und muss fürchten, erwischt zu werden, ehe umgespannt ist: – ums Himmels willen beeilen Sie sich! – Er wird gewiss wegen Hochverrat verfolgt, flüsterte ein sehr kleiner Mann so leise als er konnte einem sehr großen Manne zu, der neben ihm stand. – Oder auch wegen Mords, sagte der große Mann. – Gut geworfen, Sechs – Aß! sagte ich. – Nein, bemerkte ein Dritter, der Herr verübte ein Vergehen der –
    Ah ma chère fille! sagte ich, als sie aus ihrer Frühmette vorbeitrippelte, – Sie sehen ja so rosig aus wie der Morgen (die Sonne ging eben auf, wodurch das Kompliment um so reizender wurde) – Nein, das kann nicht sein, sagte ein Vierter (sie machte mir einen Knix, – ich küsste meine Hand), es ist wegen Schulden, fuhr er fort. – Ja gewiss, wegen Schulden, sagte ein Fünfter. – Ich möchte die Schulden des Herrn nicht für 1000 Pfund bezahlen, sagte Aß. – Ich nicht für sechs Mal so viel, sagte Sechs. – Wieder gut geworfen, Sechs – Aß! sagte ich, – aber ich habe keine Schulden als die Schuld der Natur; und ich werde ihr jeden Pfennig bezahlen, den ich ihr schuldig bin, sie soll sich nur noch ein wenig gedulden. – Wie können Sie so hartherzig sein, Madame, dass Sie einen armen Reisenden in Haft nehmen wollen, der ohne irgend Jemand zu belästigen ruhig seinen Angelegenheiten nachgeht? Halten Sie doch diesen weitausschreitenden Schuft mit dem Totengesicht, diese Sünderscheuche, die mir nachsetzt, gefälligst auf. – Er wäre mir nie nachgeeilt, wenn Sie nicht wären; – und wenn's nur eine oder zwei Stationen wären, gerade so viel, dass ich einigen Vorsprung vor ihm gewinnen könnte, ich bitte Sie dringend, Madame. – Tun Sie's, liebe Dame. Nun. wahrhaftig, sagte mein irischer Wirt, es ist wirklich Schade, dass all diese schöne Courmacherei umsonst ist, denn die junge Dame ist weiter gegangen, und hat es nicht gehört. –
    Esel! sagte ich.
    Sonst haben Sie in Boulogne nichts Sehenswürdiges?
    Ach Herr Jesus! wir haben das schönste Seminar für Humaniora. –
    Schöner gibt es keins. sagte ich.
     
    209. Kapitel
    Wenn die Wünsche eines Menschen seine Gedanken neunzig Mal schneller vorwärts jagen, als das Fuhrwerk, in dem er reist, – dann wehe der Wahrheit und wehe dem Fuhrwerk und dessen Ausstattung (mag sie aus einem Stoff sein aus welchem sie will), gegen die er die Enttäuschung seines Innern loslässt!
    Da ich, wenn ich in Wut bin, niemals allgemeine Charakterisierungen von Menschen oder Dingen gebe, so bestand die ganze Betrachtung, die ich anstellte, als mir die Geschichte zum ersten Male passierte, darin, dass ich sagte: je grösser die Hast, desto geringer die Eile, – das 2., 3., 4. und 5. Mal beschränkte ich mich darauf den 2., 3., 4. und 5. Postknecht deshalb auszuzanken und stellte keine weiteren Betrachtungen an. Als die Sache mir aber auch zum 6., 7., 8., 9., 10. und alle Mal ohne Ausnahme passierte, da konnte ich nicht umhin eine Betrachtung über die Nation anzustellen, die ich in folgende Worte fasste: –
    An einem französischen Postwagen ist zu Anfang einer Reise immer etwas in Unordnung.
    Was sich auch so ausdrücken ließe:
    Ein französischer Postillon muss immer absteigen, ehe er dreihundert Schritt von der Station entfernt ist.
    Was ist denn jetzt wieder los? – Diable! – ein Strick ist gerissen! – ein Knoten ist abgegangen! – eine Krampe ist los! – ein Bolzen ist zu schärfen! – es ist etwas an einem Stift, einer Felge, einer Kerbe, einer Strupfe, einer Schnalle, einer Schnallenzunge zu machen.
    So richtig nun dies Alles ist, so halte ich mich doch nicht für berechtigt, deshalb die Postkutsche oder deren Lenker zum Teufel zu wünschen; auch fällt es mir nicht ein, bei dem lebendigen Gott zu schwören, ich wollte 10,000 Mal lieber zu Fuß gehen, – oder ich wolle verdammt sein, wenn ich je wieder eine Postkutsche besteige; – ich nehme die Sache vielmehr ganz kaltblütig vor, und sage mir, dass ein Nagel, oder eine Kerbe, oder ein Bolzen, oder eine Schnalle, oder eine Schnallenzunge immer fehlen oder nicht in Ordnung sein müsse, wo ich immer reise. – Auf diese Art wüte ich nie, sondern nehme das Gute und Böse, wie es mir in den Weg kommt, und fahre

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