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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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belehrendste.
    Die zweite über Amiens schlägt man gerne ein, wenn man Chantilly sehen will, –
    Dann kommt die über Beauvais; die wählt man, wenn man eben Lust dazu hat.
    Aus diesem letzteren Grunde wählen sehr viele Leute die Straße über Beauvais.
     
    205. Kapitel
    Ehe ich Calais verlasse, würde ein Reisebeschreiber sagen, würde es nichts schaden, wenn ich Einiges darüber sagte. – Ich aber denke, es würde sehr viel schaden, – wenn ein Mann nicht ruhig durch eine Stadt reisen und sie links liegen lassen könnte, wenn er nichts darin zu schaffen hat, sondern sich umdrehen und bei jeder Gosse, die er überschreitet, lediglich aus Gewissenhaftigkeit die Feder in die Hand nehmen müsste. um sie zu beschreiben; denn wenn wir nach dem urteilen wollen, was Alle über diese Dinge geschrieben haben, welche geschrieben und galoppiert – oder galoppiert und geschrieben haben, was wieder etwas ganz Anderes ist; oder welche der grösseren Eile wegen galoppierend geschrieben haben, – wie ich gegenwärtig tue, – so gab es von dem großen Addison an, der es tat während ihm sein Ranzen mit Schulbüchern auf dem H— hing und seines Tiers Hinterteil bei jedem Schlag traf, – keinen Galopin von uns Allen, der nicht lieber ruhig auf eigenem Grund und Boden (falls er welchen hat) wandelte und was er zu schreiben hat, lieber trockenen Fußes schriebe.
    Was mich selbst betrifft, so ist der Himmel, an den ich immer meine letzte Berufung richten werde, mein Zeuge, – dass ich von Calais (mit Ausnahme des Wenigen, was mir mein Barbier erzählte, während er sein Rasiermesser wetzte) nicht mehr weiß als von Cairo; denn an dem Abend, da ich landete, war es trübe, und an dem Morgen, da ich abfuhr, pechfinster; gleichwohl wollte ich, wenn ich nur ein klein wenig wüsste, – und in einem Teil der Stadt dies von jenem ableitete, und im andern dies und das zusammenbuchstabierte, – jede Reisewette machen, dass ich ein armslanges Kapitel über Calais schreiben wollte; und zwar mit soviel genauen Details über Alles was in jener Stadt der Neugierde des Reisenden würdig ist, – dass man mich für den Stadtschreiber von Calais halten sollte. – Und was wäre dabei zu verwundern, mein Herr? War nicht auch Demokritos, der zehn Mal mehr lachte als ich, – Stadtschreiber von Abdera? Und war nicht ein Gewisser (dessen Namen ich vergaß), der mehr Klugheit besaß als wir Beide, Stadtschreiber von Ephesus? Es sollte überdies mit so viel Kenntnis, Verstand, Wahrheit und Genauigkeit geschrieben werden, – Nun, – wenn Sie mir nicht glauben wollen, so lesen Sie nur zur Strafe das folgende Kapitel.
     
    206. Kapitel
    Calais, Calatium, Calusium, Calesium.
    Diese Stadt war, wenn wir den in ihren Archiven befindlichen Notizen Glauben schenken wollen, deren Wahrhaftigkeit zu bezweifeln ich hier keinen Grund sehe, – einst nur ein kleines Dorf, das einem der ersten Grafen von Guignes gehörte; und da die Stadt gegenwärtig nicht weniger als 14,000 Einwohner zählt, worin die 420 Familien in der basse ville oder unteren Stadt nicht eingerechnet sind, – so muss sie offenbar ganz allmählich zu ihrer jetzigen Grösse emporgewachsen sein.
    Die Stadt hat vier Klöster, aber nur eine Pfarrkirche. Ich hatte keine Gelegenheit, ein genaues Maß vom Umfang der letzteren zu nehmen, aber es ist nicht schwer, denselben ziemlich annähernd zu schätzen; – denn da die Stadt 14,000 Einwohner hat, so muss die Kirche, falls sie alle in sich aufnehmen soll, ziemlich groß sein; – falls sie dies aber nicht könnte, – so wäre es sehr schade, dass nicht noch eine da ist. – Die Kirche ist in Kreuzform gebaut und der Jungfrau Maria geweiht; der Turm, der eine Spitze hat, steht über der Mitte der Kirche auf vier Pfeilern, die elegant und leicht genug, jedoch zugleich genügend stark sind. – Sie ist mit elf Altären geschmückt, die mehr reich als schön sind. Der Hochaltar ist in seiner Art ein Meisterstück, aus weißem Marmor und fast 60' hoch; wäre er noch viel höher, würde er so hoch wie der Kalvarienberg selbst sein; – ich glaube daher, dass er in jeder Beziehung hoch genug ist.
    Nichts machte einen grösseren Eindruck auf mich als der große Platz: er ist zwar weder gut gepflastert noch schön umbaut; aber er befindet sich im Herzen der Stadt und die meisten Straßen, besonders diejenigen in dem betreffenden Viertel, münden darein. Wenn in ganz Calais ein Brunnen wäre, was wie es scheint untunlich ist, so würde er zweifellos,

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