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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Einfalt im Ausspielen seiner Trümpfe, – besaß eine so arglose Unkenntnis von Zehn und Aß – und saß so entblößt und schutzlos auf dem gleichen Sopha mit Frau Wadman, dass ein edles Herz geweint haben würde, wenn es ihm das Spiel abgewann.
    Wir wollen das Gleichnis fallen lassen.
     
    303. Kapitel
    Und die Geschichte ebenfalls, wenn es Ihnen genehm ist, verehrter Leser. Ich habe mich zwar allerdings beeilt, an diesen Punkt zu gelangen, und zwar alles Ernstes, da ich wohl weiß, dass es das feinste Stück der Geschichte ist, das ich hier der Welt bieten kann, und doch wäre mir jetzt, da ich soweit gekommen bin, ein Jeder willkommen, der mir die Feder abnehmen und die Geschichte für mich fortsetzen wollte. Ich sehe ein, wie schwierig die Schilderungen sein werden, die ich jetzt zu machen habe, – und fühle, dass mir die Kräfte dazu mangeln.
    Ein Trost wenigstens bleibt mir hierbei: dass ich in dieser Woche etliche und achtzig Unzen Blut in einem sehr unkritischen Fieber verloren habe, das mich zu Anfang dieses Kapitels erfasste; so dass mir noch einige Hoffnung bleibt, die Krankheit stecke mehr in den schleimigen oder kugeligen Teilen des Bluts als in der feinen Aura des Gehirns. Mag dem nun sein wie ihm wolle, – eine Anrufung kann nichts schaden, – und ich überlasse es ganz dem Angerufenen, je nachdem er es für gut hält, mich zu inspirieren oder zu injizieren.
    Die Anrufung.
    Du edler Geist des feinsten Humors, der du einst auf der leichten Feder meines geliebten Cervantes saßest! – Der du täglich durch sein Gitter schlüpftest und durch deine Gegenwart die Dämmerung seines Kerkers in Mittagshelle wandeltest, – der du seinen kleinen Wasserkrug mit himmlischem Nektar färbtest, und die ganze Zeit über als er von Sancho und seinem Herrn schrieb, deinen mystischen Mantel über seinen verschrumpften Stummel [Anm.: Er verlor seine Hand in der Schlacht bei Lepanto] warfst und ihn über alles Missgeschick seines Lebens ausbreitetest –
    Kehre bei mir ein, ich flehe dich darum an! – betrachte nur diese Hosen! – sie sind die einzigen, die ich auf dieser Welt besitze, – diesen grausamen Riss haben sie in Lyon erhalten. Und erst meine Hemden! schau welch' ein tödliches Schisma über sie gekommen ist; – denn die Schöße befinden sich in der Lombardei und der Rest ist hier. – Ich hatte überhaupt nur sechs und eine verschmitzte Betrügerin von Wäscherin in Mailand schnitt mir an fünfen die vorderen Schöße weg. – Sie tat es allerdings nicht ohne Überlegung, – denn ich kehrte aus Italien zurück.
    Und trotz alle dem, und trotzdem mir überdies in Siena eine Zunderbüchse für Pistolen gestohlen wurde, und ich zwei Mal fünf Paoli für zwei harte Eier bezahlen musste, das eine Mal zu Raddicoffini, das andere Mal in Capua, – halte ich doch eine Reise durch Frankreich und Italien, vorausgesetzt man bleibt stets guter Laune, für keine so schlimme Sache, als uns die Leute glauben machen wollen. Es muss ein Hinauf und Hinunter geben, wie zum Henker sollte man denn sonst in Täler gelangen, wo die Natur so viele Gastmähler vor uns ausgebreitet hat! – Unsinn, wenn man glaubt, sie werden uns ihren Wagen leihen, um gratis zusammengerüttelt zu werden; und wenn ihr nicht zwölf Sous für das Schmieren der Räder bezahlt, wie soll dann der arme Bauer die Butter zu seinem Brote bekommen. – Wir machen wirklich gar zu viel Ansprüche! – und was das Livre oder zwei über Pari betrifft, welche Nachtessen und Bett kosten, – so macht das doch höchstens ein Schilling 9½ Pence, – wer möchte deshalb mit seiner Philosophie in Zwiespalt geraten? Zahlt es um's Himmels- und um eurer selbst willen – zahlt lieber mit beiden Händen, als dass düstere Enttäuschung auf den Augen eurer schönen Wirtin und ihrer Jungfern drückt, wenn ihr unterm Torweg Abschied von ihnen nehmt; – und überdies, mein lieber Freund, erhältst du ja von einer Jeden noch einen schwesterlichen Kuss, der ein Pfund wert ist: – ich wenigstens hab' einen bekommen.
    Da mir die ganze Zeit über die Liebschaft meines Onkels Toby durch den Kopf ging, so hatte das auf mich dieselbe Wirkung, als ob es meine eigene gewesen wäre. Ich war im Zustand vollkommenster Güte und Wohlwollens, fühlte die menschenfreundlichste Harmonie in mir, die bei jeder Schwingung der Chaise dieselbe blieb; so dass es mir keinen Unterschied machte, ob die Straßen holperig oder glatt waren. Alles was ich sah oder womit ich zu tun bekam,

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