Lauschangriff - Im Visier der Feinde: Thriller (German Edition)
Gefahrengut im Straßenverkehr. Es lässt sich zwar nur mit einer besonderen Lizenz erwerben, wird aber nicht als gefährlich eingestuft und gilt beim Transport lediglich als »Oxidationsmittel«.
Bei Chicopee bog der Fahrer im ersten Pick-up, der unter dem Namen Mike firmierte, obwohl er vor langer Zeit in einem Dorf im Pandschab als Mustapha auf die Welt gekommen war, nach Süden ab. Von Springfield aus hatten sie noch 50 Kilometer auf der Route 57 zurückzulegen, bevor es über eine schmale Bergstraße über die Grenze nach Norfolk in Connecticut ging. Das Haus war nicht schwer zu finden.
Die Herstellung von Sprengsätzen erfordert einiges an Geschick, lässt wenig Spielraum für Fehler und hat grausige Folgen für jene, die es verpatzen. Yousaf kannte sich leidlich damit aus, Ben und Abu galten als einigermaßen kompetent. Ibrahim aber war ein Meister darin. Er öffnete das breite Scheunentor und wies die Pick-ups an, hineinzufahren.
»Wie steht es mit der Sicherheit?«, fragte Mike sofort.
»Ziemlich gut«, antwortete Ibrahim. »Das Haus ist von der Straße aus nicht zu sehen. Man kann es höchstens vom Wald aus beobachten, der aber gehört zum Anwesen.«
Er drehte sich um und zeigte zu einer langen Baumreihe am nördlichen Ende einer ehemaligen Rinderweide. »Aber selbst von dort kann man nicht in die Scheunen sehen, beide haben nämlich eine gemauerte Rückwand.«
Mike nickte. »Und was sieht man, wenn man sich im Wald an der Zufahrt verstecken würde?«, fragte er stirnrunzelnd.
»Zu viel«, erwiderte Ibrahim. »Ich bin das Anwesen heute Morgen abgeschritten. Wenn sich dort jemand mit einem Fernglas postiert, können wir nicht viel dagegen unternehmen.«
»Aber es weiß doch niemand, dass wir überhaupt hier sind?«, sagte Mike. »So ist es doch, oder?«
»Ja. Uns hat keiner beobachtet, soweit ich weiß.«
»Ich würde eine bewaffnete Wache mit Handy an der Einfahrt vorschlagen – im Waldstück versteckt, damit sie jeden registrieren kann, der unerwartet auftaucht.«
»Dafür fehlen uns die Leute«, sagte Ibrahim. »Wir waren heute schon vollauf damit beschäftigt, eine Strohburg zu bauen.«
»Eine was zu bauen?«
»Komm und sieh es dir an«, lachte Ibrahim. Er ging voraus zur größeren der beiden Scheunen und schlüpfte durch den engen Spalt der fast geschlossenen Tür. Von der Scheunenrückwand aus erstreckten sich im Abstand von fünf Metern zwei jeweils drei Meter hohe und sechs Meter lange Wände aus Strohballen, die eine Art nach vorne offene Garage bildeten.
Vorn am Eingang war quer dazu eine dritte Wand errichtet, fünf Meter lang und vier Meter hoch. Sie war frei stehend und verdeckte den Blick in die Garage.
Mike war fasziniert. »Wow!«, entfuhr es ihm. »Was soll hier rein?«
»Ein großer gelber amerikanischer Schulbus«, erwiderte Ibrahim. »Passt wunderbar in unsere Strohgarage. So können wir ungestört arbeiten.«
»Woher kommt der Bus?«, fragte Mike.
»Aus dem Bundesstaat New York, gar nicht weit entfernt. Jeden Samstag findet dort eine Fahrzeug-Auktion statt. Zwei Bussestehen zum Verkauf, ausgezeichnete Modelle mit 150
000 Kilometern auf dem Buckel.«
»Und wie weit soll der noch laufen, wenn wir ihn haben?«
»Vier Kilometer.«
»Das ist alles?«
»So ist es geplant«, sagte Ibrahim.
Mack Bedfords Nissan Titan rollte etwa zwei Stunden später, nachdem Mike und seine islamistische Sprengstoff-Abteilung nach Süden Richtung Norfolk abgebogen waren, durch das Naugatuck-Tal. Gegen 10.30 Uhr steuerte er in Torrington den gleichen Parkplatz an, den am Tag zuvor die vier Dschihadisten benutzt hatten.
Mack konnte sich nicht unbedingt auf erdrückende Beweise stützen. Er wusste lediglich, dass ein 42-jähriger saudischer Ölmanager, Faisal al-Assad aus der East Sixty-Ninth Street in New York, zwei Millionen Dollar von seinem Konto bei der Gotham National in der Park Avenue auf zwei kleine Banken in Torrington überwiesen hatte – 1,5 Millionen auf die Connecticut State und 500
000 auf die Bank of New England. Vom Bürgersteig neben dem Parkplatz konnte er am anderen Ende der Main Street beide Geldinstitute erkennen.
Natürlich war es völlig zwecklos, die beiden Banken aufzusuchen und zu fragen, was Faisal al-Assad mit seinen Überweisungen vorhatte. Strauss hatte Goldman ausgefragt und erfahren, dass der Saudi es mit dem Geldtransfer sehr eilig gehabt hatte; außerdem habe er sich des Eindrucks nicht erwehren können, dass sich sein Kunde bereits in
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