Lauschangriff - Im Visier der Feinde: Thriller (German Edition)
nicht.«
»Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
»Natürlich, Staff Sergeant, nur zu.«
»Halten Sie uns eigentlich alle für dämlich? Meinen Sie, es war ein Zufallstreffer, dass die SEALs da rein sind und zwei Ziegenhirten rausgeholt haben, die zufällig fließend Englisch sprechen, und das in einer der abgelegensten, rückständigsten Gegenden der Welt mit einer der höchsten Analphabetenrate?«
»Staff Sergeant«, unterbrach Myerson, »darauf haben wir keine Antwort. Wir wissen nicht, ob es ein Zufallstreffer war oder nicht. Und Sie, nehme ich an, wissen es auch nicht.«
»Wollte es nur mal wissen, Sir«, antwortete Ransom, entsetzt über die nüchterne Art der Anwälte, die wahrscheinlich in einem Monat mehr verdienten als er in seinem ganzen Leben.
»Yousaf«, sagte Myerson leise, »ich werde die Indizien in Ihrem Fall einer Neubewertung unterziehen. Und dann in Washington ein Berufungsverfahren anstrengen, sodass ich davon ausgehe, dass Sie in vier Monaten nach Hause zurückkehren können. Vielleicht auch früher.«
»Danke, Sir«, sagte Yousaf und versuchte sich an einer Miene, die sowohl Dankbarkeit wie Aufrichtigkeit zum Ausdruck bringen sollte.
»Noch etwas«, sagte Myerson. »Haben Sie Freunde hier, die unter den gleichen Voraussetzungen wie Sie inhaftiert sind und eventuell ebenfalls entlassen werden könnten? Das heißt, die zu lebenslanger Haft verurteilt wurden, obwohl es keinerlei Beweise für ihre Schuld gibt.«
»Ibrahim und ich haben zwei Freunde. Nummer elf und Nummer fünfzehn. Sie sind unschuldig und nie vor ein Gericht gestellt worden, nur vor Militäroffiziere.«
»Ich brauche deren Namen«, sagte Myerson. »Sonst können wir nichts unternehmen.«
»Soweit ich weiß, haben sie ihre Identität nie preisgegeben«, antwortete Yousaf. »Und sie haben keine Dokumente. Genau wie ich.«
»Dann werden sie wohl hierbleiben müssen«, warf Renton ein.
»Sir«, erwiderte Yousaf, »der Mann in Zelle Nummer elf ist Ben al-Turabi. Und Nummer fünfzehn ist Abu Hassan Akbar.«
»Wessen wurden sie angeklagt?«
»Ich weiß nicht, ob sie jemals angeklagt wurden. Sie sind einfach nur hier, für immer. Ben war Student, als er hierherkam.«
»Ja, und ich bin der Quarterback der Cowboys«, grummelte Ransom.
James Myerson grinste zufrieden. »Staff Sergeant, könnten Sie uns bitte zu Mr. al-Turabi und zu Mr. Akbar führen.«
»Kein Problem.«
Mittlerweile hatte sich im Gefangenentrakt von Camp 5 herumgesprochen, dass zwei Anwälte aus Washington in Guantanamo eingetroffen waren und den Auftrag hatten, die Freilassung von Gefangenen zu erwirken. Der große Osama war endlich zu ihnen durchgedrungen, unterstützt von großen Geldsummen und Top-Anwälten, die sich für die Muslim-Krieger einsetzten.
Als Myerson und Renton al-Turabis winzige Zelle erreichten, war die Aufregung mit Händen zu greifen.
»Willkommen in meiner bescheidenen Hütte«, strahlte Ben sie an.
Renton ließ sich von ihm seine Identität bestätigen sowie die Tatsache, dass er von einem Tribunal verschiedener Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt worden war. Das war nun mehrere Jahre her, und seitdem war er ohne offizielle Anklage und ohne ordentliches Gerichtsverfahren festgehalten worden.
Der gleichen Prozedur unterzogen die beiden Anwälte Abu Hassan Akbar, der ebenso wie Ben entschieden abstritt, jemals eine Rakete abgefeuert oder einen Sprengsatz gelegt zu haben, ja, noch nicht einmal wusste, wie ein solcher herzustellen war, und sich zum Zeitpunkt seiner Gefangennahme nur in Bagdad aufgehalten hatte, um dem Roten Kreuz zu helfen.
»Man hält mich für einen sehr schlechten Menschen«, versicherte er ihnen.
»Heilige Scheiße«, murmelte Staff Sergeant Ransom.
Akbar erzählte Renton und Myerson, es wären bereits Anwälte hier gewesen, um ihre Freilassung zu erreichen, aber immer vergebens. Das Militär habe ihn weder vor Gericht gestellt noch freigelassen. Er habe die Hoffnung auf Gerechtigkeit fast schon aufgegeben.
James Myerson sagte ihm, es bestehe jetzt berechtigte Hoffnung, da Akbar ein Gerichtsverfahren nicht mehr verwehrt werden könne, ein Verfahren vor einem Zivilgericht mit einem Zivilrichter. Er und sein Kollege würden ein Berufungsverfahren anstrengen, und die Chance, entlassen zu werden, sei sehr groß.
Myerson und Renton ließen sich in gebotener Kürze versichern, dass beide Gefangenen in Gazastadt geboren wurden und unter Jassir Arafats Terroristen aufgewachsen waren. Man sagte ihnen,
Weitere Kostenlose Bücher