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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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beherrschte. Und obwohl er keinerlei Zugang zu den Medien hatte, schnappte er von den gutmütigeren Wachleuten mehr Informationen auf als jeder andere im Lager.
    Es handelte sich dabei nicht um vertrauliche Dinge, eher um Informationsschnipsel wie die Tatsache, dass US-Anwälte sich an den Protesten gegen Guantanamo beteiligten und Organisationen wie Amnesty International berieten. Als eine Zeitung davon berichtete, dass eine Washingtoner Anwaltskanzlei von einer saudischen Ölfirma mit angeblichen Beziehungen zu Terrorgruppen unter Vertrag genommen worden war, witzelte der Wachmann, Ben könne sich bald auf seine Entlassung freuen, da linke Kräfte in den USA sich für Leute wie ihn einsetzen würden.
    Al-Turabi geriet ins Grübeln. Er kannte die Ölfirma, und er wusste, dass Bin Laden mit dem Vorstandsvorsitzenden verwandtwar. Für ihn hieß das, dass sich der Scheich seiner angenommen hatte, und er konnte es kaum erwarten, das seinen neuen Freunden Yousaf und Ibrahim zu erzählen.
    Neben ihnen gab es nur noch einen Gefangenen, dem er dies mitteilen wollte: Abu Hassan Akbar war ebenfalls ein ehemaliger Hamas-Attentäter, im Hindukusch ausgebildet, um Ben al-Turabi zu unterstützen, wenn Osama seine Männer mal wieder aussandte, um Tod und Verderben über den Westen oder Israel zu bringen.
    Akbar war ein waschechter Psychopath aus Gaza, wo er 25 Jahre zuvor geboren worden war. Man hatte ihn in den nördlichen Vororten von Bagdad aufgegriffen, nach heftiger Gegenwehr in Gewahrsam genommen – er wurde dabei angeschossen – und wegen des schweren Sprengstoffanschlags verhört, bei dem in der Woche zuvor 15 US-Soldaten ums Leben gekommen waren. Auch er hatte keinerlei Ausweispapiere bei sich, israelische Agenten aber, die man um Hilfe gebeten hatte, versicherten, dass er Palästinenser sei, höchstwahrscheinlich ein aktiver Hamas-Attentäter und Experte für Sprengstoffe, die es in diesem Teil der Welt in Hülle und Fülle gab. Es hieß, er sei der Kopf hinter dem Anschlag auf eine Bar-Mitzwa-Feier in Be’er Scheva 2004 gewesen, bei dem sechs Menschen den Tod gefunden hatten und 35, hauptsächlich Kinder, verletzt worden waren.
    Wie Ben al-Turabi wurde Abu Hassan Akbar durch Fotos von miserabler Qualität und gelegentlich erfassten Handy-Gesprächen dingfest gemacht. Die Israelis erkannten ihn sofort und hätten den Hurensohn den Amerikanern nur allzu gern abgenommen, um ihn ohne viel Federlesens in der Wüste zu erschießen.
    Was Akbar vorerst das Leben rettete, war – perverserweise – der kaltblütige Mord an den US-Soldaten. Damit änderte sich das Spiel. In den Augen von Uncle Sam war er damit ein Verbrecher gegen die USA. Seine Aussichten waren damit auch nicht allzu rosig, aber allemal besser, als dem Mossad in die Hände zu fallen.
    Die Amerikaner versuchten Akbar des mehrfachen Mordes anzuklagen, was sich ohne Namen, ohne eindeutige Identität allerdings als unmöglich erwies. Bin Laden schickte ein Anwaltsteam, das flehentliche Bitten und eklatante Lügen vortrug und mit juristischen Spitzfindigkeiten drohte, falls Akbar auch nur eines seiner schwarz gelockten Härchen gekrümmt würde. Ein US-General schwor bei allem, was ihm heilig war, dass er einem der besonders hartnäckigen New Yorker Anwälte, der den General um Haaresbreite als Lügner bezeichnet hätte, persönlich den Hals umdrehen werde.
    Das US-Militär war im Besitz einer dicken Akte mit genügend Indizienbeweisen, um Akbar hundertmal an einer hohen Palme aufzuknöpfen. Nach manchen Schätzungen war er an mehr als einem Dutzend Sprengstoffanschlägen allein in Israel beteiligt und hatte angeblich von Gazastadt aus über die neuen Sperranlagen hinweg Raketen auf zwei Supermärkte abgefeuert. Im US-Stützpunkt in Bagram am Fuß des Hindukusch galt er als verantwortlich für nicht weniger als zwölf Anschläge durch Straßenminen.
    Als die SEALs »Abu den Bombenbauer« in Bagdad fassten, konnte er von großem Glück reden, nicht auf der Stelle erschossen worden zu sein. In Guantanamo befand er sich dann in bester, wenngleich berüchtigter Gesellschaft. Von den vier Terroristen, die dort ihre Gefangenschaft absaßen, war er derjenige, der am ehesten dem Klischee eines Killers entsprach – er blickte stets finster drein, und über die linke Seite seines schiefen Gesichts zog sich eine lange, gezackte Narbe.
    Akbar, stämmig, von mittlerer Größe, mit leicht federndem Gang, hatte es von klein auf genossen, Gewalt anzuwenden. In den heißen,

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