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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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unrechtmäßig als feindlicher Kombattant eingestuft worden. Das Berufungsgericht wies die Regierung an, Parhat entweder freizulassen oder eine neue Anhörung nach den vom Obersten Gerichtshof erteilten Vorgaben abzuhalten. Des Weiteren wurde Parhats Anwälten erlaubt, als Folge der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs eine Habeas-Corpus-Petition am Bundesgericht einzureichen.
    Präsident Bush traf im Oval Office fast der Schlag, als er davon hörte.
    Denn hier, mitten in der Hauptstadt der USA, war damit entschieden worden, dass ausländischen Mördern und Sprengstoffattentätern, die US-Soldaten angegriffen, verletzt und getötet hatten, die gleichen Rechte zugestanden wurden wie friedlichen, gesetzestreuen, steuerzahlenden US-Bürgern. Abdul, der blutrünstige, rachsüchtige Dschihadist, wurde auf eine Stufe gestellt mit einem US-Geschäftsmann oder College-Professor.
    Yousaf und seine Jungs waren bereits mit einem Bein über dem Stacheldrahtzaun von Guantanamo.
    Die Abteilungsleiter im Pentagon waren wie vor den Kopf gestoßen. E-Mails schwirrten zwischen dem Weißen Haus und dem Verteidigungsministerium hin und her. Auf der anderenFlussseite in Langley, Virginia, sprach der erst vor Kurzem ernannte CIA-Chef Bob Birmingham über eine sichere Leitung mit dem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs. Der Oberbefehlshaber der US-Marine telefonierte mit dem neuen Direktor der National Security Agency, Commander James Ramshawe. Die Frage, die dabei jedes Mal in der einen oder anderen Form gestellt wurde, lautete: »Was zum Teufel machen wir bloß, wenn irgend so ein Trottel von Richter diese durchgeknallten Dreckskerle freilässt?«
    Sämtliche Statistiken von Guantanamo waren dem militärischen Nachrichtendienst natürlich bekannt. Von den 779 des Terrorismus verdächtigten Gefangenen, die seit der Errichtung des Lagers dort festgehalten waren, saßen 248 noch ein. An die 50 sollten entlassen werden, würden aber in ihrem Heimatland vor Gericht gestellt. Weitere 50 wurden noch verhört, von denen 20 definitiv wegen einer strafbaren Handlung angeklagt würden.
    Schätzungen zufolge gab es in Guantanamo etwa 50 Personen, die als höchst gefährlich eingestuft wurden, 14 davon galten laut den Behörden als höchstes Sicherheitsrisiko und sollten nie entlassen werden. Die Liste dieser Personen lag allen zivilen und militärischen Stellen vor, die für die innere Sicherheit der USA verantwortlich zeichneten. Vier dieser 14 Personen konnte keine eindeutige Identität zugeordnet werden – lediglich eine Gefangenennummer sowie eine kurze Beschreibung der Umstände ihrer Gefangennahme.
    Diese vier waren keine anderen als Yousaf Mohammed, Ibrahim Sharif, Ben al-Turabi und Abu Hassan Akbar. Die letzten beiden galten als ehemalige palästinensische »Freiheitskämpfer«.
    Der fast zwei Meter große Bob Birmingham konnte kaum glauben, was vorgefallen war. Es stand zu erwarten, dass massenhaft Anwälte für ihre inhaftierten Klienten vor US-Gerichten auf Habeas Corpus klagen würden.
    Birmingham schritt in seinem Büro auf und ab. Okay, nehmen wir an, ein US-Richter lässt diese vier Fanatiker laufen – was dann? Sie haben keinen Pass, keine Ausweispapiere, keine Kreditkarten. Kein Geld, keinen Wohnsitz in den USA. Was passiert also? Lassen wir sie gleich vor dem Gericht frei? Sagen wir ihnen, sie sollen den nächsten Bus nehmen und untertauchen? Ohne Sicherheitskräfte können wir sie schlecht in die nächste Zivilmaschine setzen, außerdem können wir sie nicht einfach woandershin schicken, ohne die entsprechende Regierung darüber in Kenntnis zu setzen. Wir können sie nicht einfach loswerden, wir können aber auch nichts gegen sie unternehmen.
    »Großer Gott«, entfuhr es Birmingham. Der CIA-Boss wusste so gut wie jeder andere, dass bei all diesen Fällen der Vorteil auf Seiten der Habeas-Corpus-Kläger lag, nicht bei den Anwälten des US-Militärs, die darauf plädierten, die Inhaftierten nicht freizulassen. Im Moment aber konnte man nicht viel mehr tun als auf die Klageschriften der Washingtoner Anwälte zu warten, die ziemlich sicher auf der Lohnliste der El Kaida im fernen Afghanistan oder Saudi-Arabien standen.
    »Diese gottverdammten Anwälte«, murmelte er. »Die machen doch alles für Geld.«
    Zwei Tage später
    Peshawar, Nordwestliche Grenzprovinz
    Pakistan
    Eineinviertel Millionen Menschen leben in der alten Grenzstadt Peshawar. Mindesten die Hälfte von ihnen kann sich nicht entscheiden, ob sie Pakistani oder

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