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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Frauen und Kinder auf Marktplätzen an.
    Nachdem dann jedoch ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt und gezielt nach ihm gefahndet wurde, brachte man Ali auf der üblichen Studentenroute außer Landes nach Bradford, England. Vor dort aus kam er, im Besitz ausgezeichneter, von El Kaida unter großen Kosten erworbener Dokumente, in die Vereinigten Staaten, um angeblich an einem College in Boston an einem dreimonatigen Kurs über Westliche Literatur teilzunehmen. Kaum angekommen, tauchte er unter und schloss sich Mikes Schläferzelle an, seinem eigentlichen Ziel, seitdem er Pakistan verlassen hatte.
    Und nun stand er hier mit einer Luger im Hosenbund zwischen den Bäumen und fragte sich, wer um alles in der Welt dieser Typ war, der mit einem Fernglas das Haus beobachtete, in dem die geheimste Operation geplant wurde, die El Kaida seit Jahren durchgeführt hatte.
    Natürlich hätte er, Ibrahims Befehle hin oder her, den Typen einfach erschießen können. Aber Ali war ein Veteran, noch dazu einer auf der Flucht. Er wusste um die Folgen eines Mordes. In den USA trug das einem nichts als Scherereien ein. Mack Bedford, der von seiner Anwesenheit nichts ahnte, konnte also von Glück reden.
    Ali war klar, dass er reagieren musste, sie brauchten Antworten auf einige Fragen: 1. Wer war dieser Typ? 2. Arbeitete er für die Polizei oder den Geheimdienst? 3. Könnte er einfach ein Vogelbeobachter oder irgendein anderer Naturfreund sein? 4. Hieß das, dass jemand sie ins Visier genommen hatte? 5. Hieß das auch, dass sie sofort von hier verschwinden sollten?
    Und noch etwas war Ali klar: Die einzige Person, die darauf umgehend Antwort geben konnte, war der Typ selbst. Da er ihn nicht erschießen durfte, musste er ihn gefangen nehmen, um die Antworten notfalls mit Gewalt aus ihm herauszubekommen.
    Der Pakistani setzte sich in Bewegung. Der Boden unter seinen Turnschuhen war weich, stellenweise aber stark vom Unterholz bedeckt, sodass es schwierig war, sich lautlos dem Zielobjekt anzunähern.
    Der Typ mit dem Fernglas trug Zivilkleidung und würde nicht mit ihm rechnen. Ali wollte auf jeden Fall vermeiden, sein Opfer zu erschrecken, wenn er sich unversehens von hinten näherte. Lautlos versuchte er daher, an den anderen ranzukommen. Sein Leben lang war er genau dafür ausgebildet worden, das hatte er schon von seinem Vater gelernt, einem Mudschaheddin von 1980 und Meister in der Kunst, jungen sowjetischen Offizieren in den afghanischen Bergen die Kehle aufzuschlitzen.
    Er schlich zwischen den Bäumen hindurch und achtete darauf, immer einen Baum zwischen sich und dem Eindringling zu haben. Im Zickzack legte er so an die 60 Meter zurück, hielt die Bäume im Auge und versuchte sich vor seinem Feind zu verbergen.
    Der nächste Abschnitt betrug an die zehn Meter. Dazu musste er erst knapp drei Meter nach links und dann in gerader Linie nach vorn, um einen Baum, etwa 30 Meter direkt hinter dem Fremden, zu erreichen. Leise ging er nach links, zögerte und machte dann zwei schnelle Schritte.
    In diesem Augenblick trat er auf einen dürren Zweig, der entzweibrach und einen dumpfen Laut von sich gab: zu laut, um von einem kleinen Tier zu stammen, zu leise für einen Grizzly und zu scharf für einen herabfallenden Zweig.
    Mack Bedford hörte es und erstarrte. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in den Bergen, in denen auch Ali gekämpft hatte, wusste er, dass es eine schlechte – wenn nicht todbringende – Reaktion gewesen wäre, hätte er sich jetzt umgedreht oder seine Angst gezeigt. Er durfte sich nicht rühren und nicht zu erkennen geben, dass er das Knacken gehört hatte.
    Er hob das Fernglas, versuchte mit dem linken Auge aber seitlich nach hinten zu spähen und auszumachen, ob sein Gegner bewaffnet war. Er entdeckte Ali, der völlig reglos in etwa 30 Metern Entfernung neben einem Baum stand und nichts in den Händen hielt.
    Mack ließ sich nichts anmerken und beschloss, etwas zu tun, was in der SEAL-Ausbildung kein Ausbilder jemals gutgeheißen hätte. Er würde dem Mann gestatten, sich von hinten zu nähern und, wenn er es denn wollte, ihn anzugreifen.
    Wäre der Mann ein Wildhüter oder Ähnliches gewesen, hätte er sich längst zu erkennen gegeben und ihm etwas zugerufen. Wahrscheinlich war der Dreckskerl also wirklich ein Terrorist, vielleicht sogar der üble Ben al-Turabi. Aber dazu hatte er ihn in der kurzen Zeitspanne, in der er an der linken Linse seines Fernglases vorbei nach hinten gespäht hatte, nicht deutlich genug erkennen

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