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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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können.
    Und hätte Mack gesehen, dass der andere eine Pistole oder ein Messer in der Hand hielt, hätte er sich unter keinen Umständen darauf eingelassen, ihn an sich herankommen zu lassen. Aber das schien nicht der Fall zu sein. Mack konnte sehr gut einschätzen, ob die Wahrscheinlichkeit für ihn sprach, im Moment jedenfalls sah es nicht danach aus, dass er seinen Angreifer umbringen musste. Denn dann hätte er Ramshawe anrufen müssen, damit er noch vor der Bundespolizei das Räumkommando herbestellte. Dann wäre alles vermasselt gewesen. Nein, Mack würde den anderen nur umbringen, wenn es nicht anders ging.
    Fast eine Minute lang verharrte Ali, bevor er sich wieder rührte, bevor er vorsichtig auf Zehenspitzen weiterschlich und sich urplötzlich auf Mack stürzte und dem ehemaligen SEAL-Commander mit dem rechten Ellbogen die Luftröhre abschnürte.
    Mit seinen 1,93 Meter war Ali ein wenig größer als Mack. Er drückte Macks linken Arm hinten am Rücken nach oben, ohne ihn auszukugeln, und presste ihm mit aller Kraft die Luftröhre zu, bis der andere unmissverständlich andeutete, dass er sich ergab. Auf Macks rechten Ellbogen aber war er nicht vorbereitet. Dieser traf ihn mit der Wucht einer Dampflok-Treibstange am Schädel.
    Seine Schläfe schien zu explodieren, er meinte, der Schädel müsse ihm bersten, bevor keine Sekunde darauf Macks linker Ellbogen die gleiche Bewegung vollführte und die linke Schläfe des Pakistani traf.
    Die Behändigkeit und Stärke seines Opfers hatten Ali überrascht, ihn aber nicht kampfunfähig gemacht. Obwohl ihm der Kopf sirrte, klammerte er sich nach wie vor an Macks Hals. Der große Navy-SEAL ging daher zur Phase zwei seines klassischen US-Spezialkräfte-Manövers über.
    Er beugte sich vor und packte durch die gespreizten Beine Alis rechten Fußknöchel, riss ihn aus dem Gleichgewicht, richtete sich zugleich auf und warf sich mit aller Macht nach hinten auf den Pakistani.
    Ali hatte bei dem Sturz nach hinten Macks Hals losgelassen, und jetzt war es zu spät. Ali lag auf dem Rücken, Mack saß auf seinem Schoss und hielt wie mit einer Eisenklaue dessen gestrecktes rechtes Bein umfasst.
    Ali zuckte zusammen und wollte nach hinten schnellen, Mack machte die Bewegung mit und zog dabei mit aller Kraft am Bein, bis das Hüftgelenk aus der Gelenkpfanne sprang. Wie alle SEALs hatte er das an die tausendmal mit seinem Trainingspartner geübt. Es klappte immer. Der große Unterschied zwischen Ausbildung und Ernstfall bestand darin, dass der besiegte SEAL ihm zweimal auf den Rücken klopfte, um zu erkennen zu geben, dass er völlig hilflos war. Sein gegenwärtiger Angreifer würde mindestens acht Monate lang ohne Gehhilfe nicht mehr laufen können.
    Mack sprang auf, drückte den rechten Fuß gegen Alis Hals und sagte ganz ruhig: »Okay, Kumpel, jetzt erzähl mir, wer verdammt noch mal du bist.«
    Noch nie in seiner langen, wechselvollen Karriere hatte Ali solche Schmerzen gehabt, nie war er von der unerwarteten Wendung der Ereignisse so überrascht worden. Er lag nur da, war kurz davor, ohnmächtig zu werden, und versuchte sich aufdas Gesicht dieses Ungeheuers zu konzentrieren, das ihn vollkommen außer Gefecht gesetzt hatte.
    Mack beugte sich zu ihm hinunter und riss ihm die Pistole aus dem Gürtel. Der Pakistani konnte von Glück reden, dass er nicht Ben al-Turabi war; ansonsten hätte Mack ihm ohne viel Federlesens eine Kugel zwischen die Augen gesetzt. Jeden Terroristen einzeln für sich, zwei oder alle vier zusammen, für Lt. Commander Bedford hätte es keine Rolle gespielt.
    So aber schleuderte er die Handfeuerwaffe in den Wald, irgendwo ins Gebüsch, wo sie vermutlich nie wieder gefunden werden würde. Er starrte Ali ins Gesicht und konnte lediglich sagen, dass er jemanden aus dem Nahen Osten vor sich hatte, möglicherweise einen Araber, wahrscheinlicher aber einen Perser oder Paschtunen.
    In diesem Augenblick geschahen zwei Dinge. Beide waren nicht sehr erfreulich. Ali fiel in Ohnmacht, und über den Teerweg kam ein klappriger Pick-up gefahren. Mack sah nur die beiden Personen in der Führerkabine, auf der Ladefläche allerdings konnten weitere sitzen. Er konnte nicht wissen, dass es nur zwei Leute aus Mikes Team waren, die zum Einkaufen nach Torrington fuhren. Er ließ den ohnmächtigen Ali daher einfach liegen und verzog sich in den Wald, um zu vermeiden, dass Terroristen mit einer AK-47 auf ihn feuerten.
    Alles in allem wusste er die Geschehnisse nicht recht zu deuten.

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