Lauschangriff - Im Visier der Feinde
Schulter und mussten an all das denken, was in den letzten Tagen von Macks Dienstzeit zur Sprache gekommen war – und an jene Dinge, über die sie niemals ein Wort verlieren würden.
Carlow stellte seine Begleiter vor, den Leiter der CIA und den Leiter der National Security Agency.
»Was ist los?«, witzelte Mack. »Ist der Generalstabschef verhindert?«
Anne erschien mit einer großen Kaffeekanne, mit Tassen, einem Milchkännchen und einer Zuckerdose. Sie stellte alles auf ein Sideboard und zog sich wieder zurück. Mack schloss die Tür zum Gang. »Okay, was wollen Sie? Sie werden sich den Hubschrauber draußen kaum ausgeliehen haben, um mit mir Kaffee zu trinken.«
Jimmy Ramshawe eröffnete das Gespräch. »Lieutenant Commander«, sprach er ihn mit dessen Dienstrang an, »Sie werden sicherlich mitbekommen haben, dass aufgrund der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs einige der gefährlichsten Guantanamo-Häftlinge durch ein US-Berufungsgericht freigelassen wurden.«
»Ja. Vor ein paar Jahren habe ich noch gedacht, die Welt muss verrückt geworden sein, als man mir meine Karriere zerstört hat. Mittlerweile ist sie noch viel verrückter geworden. Sie wissen, wie gefährlich manche von denen sind. Ich war dabei, als wir sie im Hindukusch gefangen genommen haben. Die schlitzen einem die Kehle auf, wenn man sie nur anblickt.«
»Im Moment haben wir es mit vier Personen zu tun. Sie wurden vor einigen Tagen freigelassen, mittlerweile sind sie in Pakistan und im Zug unterwegs in den Pandschab.«
»Ins Swat-Tal, nehme ich an«, erwiderte Mack. »Dort oben in den Ausbildungslagern geht immer ein Haufen Mist ab. Wahrscheinlich bereiten sie einen weiteren Anschlag vor. Behalten Sie sie mal lieber im Auge. Jeder Fanatiker, der sich noch aus Tora-Bora hat retten können, ist anscheinend in dieses Tal.«
»Waren Sie mal da?«, fragte Bob Birmingham, der Geschichten aus dem Militär liebte.
»Nie im Tal selbst«, sagte Mack. »Aber ich habe es von den umliegenden Bergen aus beobachtet. Einmal stieß ich auf so einen bärtigen Stammeskrieger mit seinem Krummsäbel, der meinte, er müsse jedem Ungläubigen die Kehle durchschneiden.«
»Großer Gott! Und dann?«, fragte Birmingham.
»Nichts. Ich musste ihm nur in die Eier treten, ihm die Handgelenke brechen und dann den Hals. Diesem dämlichen Scheißkerl.«
»Ich fürchte, wenn einer wie Sie ihm in die Eier tritt, sausen seine Augäpfel wie Gewehrkugeln übers ganze Swat-Tal«, sagte Jimmy.
»Seine Aufmerksamkeit war mir danach sicher, stimmt«, erwiderte Mack und musste über den Aussie grinsen, der die unwiderstehliche Begabung besaß, selbst gewalttätigste Konfrontationen auf Comic-Szenen zu reduzieren.
»Gut«, sagte der NSA-Direktor. »Wir stehen jetzt also vor einem Problem, das uns in Zukunft noch öfter beschäftigen dürfte. Wir haben vier der gefährlichsten Terroristen, die jemals gefangen genommen wurden, und die sind jetzt auf freiem Fuß. Wir können sie nicht erneut festsetzen, weil sie von einem US-Berufungsgericht freigesprochen wurden. Wir können sie aber auch nicht einfach ignorieren, weil sie einige der schlimmsten Gewalttaten begangen haben, die man sich nur vorstellen kann. Und sie haben den USA Rache geschworen. Der Mossad hätte sie noch viel lieber als wir, wagt es aber aufgrund der US-Gesetze nicht, in Aktion zu treten.«
»Sie wollen sie also eliminieren.«
»Genau.«
»Viel Glück.«
»Danke.«
»Und darf ich fragen, weshalb Sie hier sind?«
»Natürlich. Wir sind hier, um Sie um Hilfe bei diesem Einsatz zu bitten.«
Mack Bedford erhob sich und ging zum Sideboard.
»Im Moment«, sagte er nach einer Weile, »habe ich nur zwei ganz einfache Fragen.«
»Schießen Sie los …«
»Möchte noch jemand Kaffee? Und halten Sie mich für verrückt?«
»Ja zum Ersten«, antwortete Ramshawe. »Und zum Zweiten, nicht sehr wahrscheinlich.«
»Mir ist eines noch nicht ganz klar. Wollen Sie vorschlagen, dass ich mich still und leise auf den Weg mache, um diese vier Typen kaltzumachen?«
»Nun, wir würden es nicht unbedingt so formulieren«, warf Bob Birmingham ein.
»Egal, wie Sie es formulieren, es läuft immer aufs Gleiche hinaus«, erwiderte Mack. »Ob sie nun erschossen, in die Luft gesprengt, vergiftet, erdrosselt, erstochen werden, sie wollen sietot sehen. Und da alle vier jetzt anscheinend als unschuldige Menschen gelten, würde so was unter die Rubrik ›Mord‹ fallen. Die Strafe dafür wäre für mich also lebenslänglich oder
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