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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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über sein Gesicht? Aber er sagte nur: »Hm, es geht so... Und wie sind Sie mit Ihrem Los zufrieden? Peter Rolfe hat sich einen ganz netten Betrieb aufgebaut, und das Grundstück ist frei von jeder Belastung. Da kann man sich wohl sicher fühlen!«
    Und sogleich ging er zu etwas anderm über. »Sind Sie eigentlich an Erdbeben gewöhnt, oder haben Sie Angst gehabt?«
    »Ich wurde davon wach und bekam einen tüchtigen Schreck. Übrigens hat es sogar Schaden angerichtet.«
    »O weh! Etwas Wertvolles?«
    »Ach, nicht so sehr. Dennoch war es ärgerlich: Onkel Peters Radioapparat ging zu Bruch.«
    »Das ist wirklich peinlich. Haben Sie selbst ein Gerät?«
    »Hier nicht! Aber ich werde mich eben daran gewöhnen müssen, von der großen, weiten Welt abgeschnitten zu sein.«
    »Das ist nicht nötig. Ich kann Ihnen einen Transistor leihen. Er ist nicht mehr ganz modern, aber er funktioniert einwandfrei.«
    »Wirklich? Herzlichen Dank! Aber kommen Sie denn ohne Apparat aus?«
    »Es ist ja nur mein Reservegerät. Wenn wir nachher zurückgehen, lege ich es Ihnen in den Wagen.«
    Lucia fand, daß er nicht nur gut aussah, sondern auch sehr liebenswürdig und umsichtig war. Während sie zusammen zum Lagerplatz zurückschlenderten, wandte er sich an Annabel:
    »Haben Sie Nachricht von Ihrer Mutter?«
    »Nein. Aber die habe ich ja so gut wie nie. Mutter liebt es nun einmal, das Unerwartete zu tun. Wissen Sie, Lucia, Nigel ist nämlich so liebenswürdig, Mutter ebenfalls einen Bungalow zu vermieten, obwohl Durchreisende, die für nur zwei oder drei Nächte mieten wollen, nicht aufgenommen werden. Mutters wegen macht er eine Ausnahme. Sie hat nämlich vor, ihre Reise nach Wellington hier zu unterbrechen, und leider muß ich zugeben, daß sie sehr umständlich ist.«
    Howard widersprach ihr liebenswürdig: »Von einer berühmten Schriftstellerin darf man nicht erwarten, daß sie wie einfache Sterbliche handelt. Es gereicht uns zur Ehre, daß Augusta Wharton eine Nacht in unserm Lager verbringen will. George und ich haben schon erwogen, nachher eine Bronzeplatte an der Tür ihrer Hütte anzubringen und dafür doppelten Übernachtungspreis zu verlangen.«
    »Augusta Wharton, die so berühmte Romane schreibt? Ist das Ihre Mutter?«
    Lucia konnte mit ihrer Überraschung nicht hinter dem Berge halten. Sie war über die Wharton eingehend informiert, obwohl es ihr noch nie gelungen war, einen einzigen ihrer Romane zu Ende zu lesen: Mit manchen ihrer Zeitgenossen teilte sie die Abneigung gegen unaufhörliche sexuelle Enthüllungen, und sie hatte sogar den Mut, so etwas einen >alten Hut< zu nennen; Augusta Wharton aber leistete in dieser Hinsicht kaum noch zu Übertreffendes. Unzählige Geschichten um diese ungewöhnliche Frau waren im Schwange, und schon oft hatte Lucia über die Interviews gelacht, die sie ihren bevorzugten Zeitungen gewährte. Es war schier unglaublich, daß Annabel die Tochter dieser Exhibitionistin ohne den leisesten Sinn für Humor war, dieser Frau, die felsenfest von ihrer Schlüsselstellung in der neuseeländischen Literatur überzeugt war.
    »Jawohl, Annabel ist die Tochter der großen Dichterin«, bekräftigte Nigel leichthin. »Wir haben ihr keine Ruhe gelassen, bis sie ihre Mutter bat, doch ein paar Tage zu uns zu kommen.« Geschickt schaltete er wieder einmal um und meinte, ohnehin hätten er und George augenblicklich eine faule Zeit, und es gäbe den lieben langen Tag so gut wie nichts zu tun.
    »Aber vor ein paar Tagen sind Sie doch mit dem Flugzeug nach Forest Harbour geflogen«, warf Annabel ein.
    »Was ist das schon? In einer Maschine wie der unsern nur ein Hupfer. Aber sie ist schon praktisch, die flotte Mühle, wenn man mal eilig etwas braucht. Dabei freue ich mich immer, wenn ich diese Entschuldigung in Anspruch nehmen darf! Schließlich bin ich nicht so gut dran wie George, der sein Fliegenhobby hat. Wenn ich nichts zu tun habe, fühle ich mich hundeelend.«
    »Im Sommer haben Sie sicherlich einen aufregenden Betrieb hier?« fragte Lucia.
    »Das kann man wohl sagen! Aber meist kommen ordentliche Leute: George wimmelt Flegel stets beizeiten ab. Wenn sie ihn nur ansehen, machen sie auf der Stelle kehrt.«
    Still für sich traute Lucia es auch Nigel zu, gelegentlich Furcht einzuflößen. Hinter seinem munteren, freundlichen Benehmen schien sich zielbewußte Energie zu verbergen, und die geschwungenen Lippen verrieten eiserne Entschlossenheit.
    Am Tor des Lagers verabschiedeten sie sich, nachdem Nigel nochmals

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