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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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wenngleich mein Mann es als Kosename meint! — Ach, Lucia, ist es nicht schrecklich… Mit dem Feuer, meine ich, und mit dem armen Davis?«
    »Ganz furchtbar! Offenbar hat er leichtsinnigerweise neben dem offenen Benzinkanister geraucht. Das war ein grausamer Tod.«
    »Grauenhaft! Aber niemand scheint ausgesprochen traurig zu sein! Er war ein kauziger Einzelgänger, und keiner hier mochte ihn recht leiden. Er ging immer mürrisch und verschlossen umher.«
    »Len hat mir erzählt, was für ein feines Auto er sich gekauft hat. Hat er denn so gut verdient?«
    »Das muß er wohl. Und er hatte niemanden, dem er etwas hinterlassen konnte — weder Weib noch Kind.«
    »Was für ein leeres Leben! Mr. Purdy sagt, er habe in der Nähe seiner Stallung gewohnt.«
    »Das stimmt; dennoch hat Jim ihn kaum zu Gesicht bekommen. Der Alte wünschte offensichtlich keine Gesellschaft. Hat Ihnen Purdy von dem Unglück erzählt?«
    »Ja. Er kam zum Tanken, kurz nachdem Sie abgefahren waren. Er sieht richtig nach Pferd aus, nicht wahr? Wenigstens habe ich mir einen Mann, der zeitlebens mit Pferden zu tun hat, so vorgestellt. Allein sein struppiger Pullover... Ist er Ihnen sympathisch?«
    Annabel zögerte. »Ich war noch nicht viel mit ihm zusammen, aber Jim scheint große Stücke auf ihn zu halten. Natürlich kennt auch er ihn noch nicht lange, aber er sagt, Purdy sei ein anständiger Chef. Kommen Sie, trinken wir eine Tasse Kaffee!«
    Während sie am gedeckten Kaffeetisch saßen und auf den See schauten, bat Lucia: »Erzählen Sie mir doch von den Leuten, die den Lagerplatz hier betreiben. Haben sie Kinder, mit denen James spielen könnte?«
    »Aber nein. Sie sind gar nicht verheiratet. Zwei Geschäftspartner, aber ganz unterschiedliche Menschen. George Owens verwaltet die Lager, und die einzige Freude seines Lebens scheint die Herstellung von Fliegen zum Forellen-Angeln zu sein. Das kann er wirklich hervorragend. Nigel Howard ist der Typ des Unternehmers; er versorgt Flugzeug und Rennboot und ist ein ganz fideles Haus. Gleich sollen Sie sie beide kennenlernen. Aber erst müssen Sie mir etwas von sich selbst erzählen. Wie kamen Sie darauf, sich ausgerechnet hierher verschlagen zu lassen? Einem Mädchen wie Ihnen würde man das gewiß nicht ohne weiteres zutrauen.«
    Fröhlich schwatzten sie weiter, bis das Baby erwachte und sie unterbrach. Lucia begleitete die Mutter ins Schlafzimmer. »Eve ist Ihnen ja wie aus dem Gesicht geschnitten!« rief sie aus. »Ganz anders als James. Ich dachte immer, Jungen schlügen der Mutter und Mädchen dem Vater nach!«
    »James würde sich niemals an irgendeine Regel halten. Er ist ein schrecklicher Querkopf. Er sieht Jim ungemein ähnlich, und er hat auch die gleiche Leidenschaft für Pferde. — Später, als wir Eve erwarteten, wünschte sich Jim ein Mädchen, und er verlangte, sie müsse mir ähnlich sehen. Das tat die Kleine dann auch; sie ist überhaupt unwahrscheinlich fügsam!«
    Lucia lachte, und das Mädchen durfte hinaus zu seinem Bruder. Aber von James war keine Spur zu entdecken. Lucia bekam einen Schrecken. Immerhin führte die Straße unmittelbar am Lager vorbei, und auf der anderen Seite lag der See. Aber Annabel trug sein Fehlen mit Fassung.
    »Vermutlich sieht er Mr. Owens beim Fliegenmachen zu«, meinte sie, während sie sich zum Wohnhaus der Besitzer aufmachten, wobei sie Eve im Sportwagen vor sich herschoben.
    George Owens saß an einem kleinen Schraubstock in der Küche, tatsächlich seiner Lieblingsbeschäftigung hingegeben. Er war groß und kräftig, und in seinem dunkelfarbenen Gesicht stand ein grimmiger Ausdruck. Lucia konnte sich vorstellen, daß es kein Vergnügen war, sich mit ihm anzulegen; aber sie bemerkte ganz deutlich auch, daß ihm Annabel gefiel, und als er die beiden Besucherinnen anlächelte, sah Lucia ein: Ein ausgesprochener Brummbär ist er doch nicht, nur ein kantiger, schweigsamer Klotz. Anscheinend ist er mit dem Kopf weniger gewandt als mit den Fingern. Dieser subtilen Arbeit jedenfalls war er wie kein zweiter gewachsen.
    »Nein, der junge Herr ist nicht da. Er ist zum Strand hinuntergelaufen, um Nigel zu suchen.«
    Während sie weitergingen, meinte Annabel gelassen: »Bestimmt spielt er im Sand. Zu nahe ans Wasser geht er nie. Er haßt alles kalte Wasser und ist am liebsten von Kopf bis Fuß dreckig.«
    »Ein komisches Steckenpferd für einen so großen, ungeschlachten Mann: winzige Fliegen zu fabrizieren! Er verdient wohl ganz gut dabei, wie?«
    »O ja. Die

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