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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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zu ihm auf. »Ist Ihnen wieder einmal im letzten Augenblick eingefallen, daß Sie nichts zu rauchen haben?«
    »Sehr richtig. Mein Gedächtnis läßt schrecklich nach, und ich habe wirklich nur noch eine oder zwei Zigaretten.«
    Lucia wagte, das zu bezweifeln. Bestimmt lagen noch ein paar ungeöffnete Päckchen in seinem Bungalow.
    »Weshalb kaufen Sie nicht immer gleich ein halbes Dutzend Packungen auf einmal? Dann könnten Sie sich Ihre Spritztouren sparen.«
    »Ein ausgezeichneter Gedanke. Man merkt sofort, daß da eine gottbegnadete Geschäftsfrau spricht!« Tatsächlich nahm er sich sechs Päckchen aus dem Ständer. »Das nenne ich Gespür für die rechte Gelegenheit.«
    »Und wie geht es Ihrem Wild?« fragte Lucia höflich, während sie ihm auf eine Pfundnote herausgab.
    »Es ist ausgesprochen scheu«, erwiderte er lächelnd. »Aber lassen Sie nur: Eines Tages bringe ich Ihnen noch ein tüchtiges Stück Fleisch vorbei!«
    »Warum drängt er sich uns nur so auf?« schimpfte Lucia, nachdem er fort war. »Ich mag überhaupt kein Wildbret, und ich kann Leute nicht ausstehen, die einen aus allen Winkeln belauern!«
    »Vielleicht unterhält er sich gern mit Ihnen, Luce«, bemerkte Len freundschaftlich.
    Lucia hielt es für angebracht, diese Bemerkung zu überhören.
    Zwei Tage später vergaß der Busfahrer ein Paket mit tierärztlichen Medikamenten, die oben für die Stallungen bestimmt waren. Lucia, die sich ohnehin nach einer Abwechslung sehnte, war sofort entschlossen, damit hinaufzufahren. Sie hoffte, auch Annabel bei Jim anzutreffen.
    Gewöhnlich ließ Len es sich nicht nehmen, ihr den kleinen Wagen vorzufahren und Reifendruck und Benzinstand zu überprüfen; heute früh aber war er stark beschäftigt, und Lucia rief ihm zu, er solle sich nur nicht stören lassen. Sie hatte schon erfreuliche Fortschritte gemacht und kam auch rückwärts stets gut aus der Garage heraus. So setzte sie sich hinters Steuer und winkte Len einen fröhlichen Abschiedsgruß zu. Sie solle ja vorsichtig fahren, rief er ihr nach, denn die Straße sei eng und kurvenreich.
    »Das macht mir nichts aus. Ich war ja schon mal oben und bin auch nicht übers Geländer gerutscht!« rief sie selbstbewußt zurück.
    Es dauerte aber gar nicht lange, da bereute sie ihre Überheblichkeit: Knapp die Hälfte des steilen Anstiegs hatte sie hinter sich, da begann der Motor zu spucken! Zwar kam er für ein paar Meter wieder zu sich, aber dann gab er es endgültig auf und blieb stehen — mitten auf der Straße, dazu in einer scharfen Haarnadelkurve. Dem Heulen nahe, zog Lucia die Bremse an und stieg aus. Aber langanhaltendes Starren unter die Motorhaube brachte sie keinen Schritt weiter, und schließlich drückte sie noch einmal auf den Starter, in der verwegenen Hoffnung, daß der Wagen sich besonnen habe. Aber der dachte nicht daran. Lucia schaute sich um. Woher sollte ihr nun Hilfe kommen? Zwar war sie nur noch knapp zwei Kilometer von Jims Hütte entfernt, jedoch konnte sie den Wagen nicht mitten auf der Straße stehenlassen! Angestrengt überlegte sie. Ja, es blieb wohl nichts anderes übrig, als sich vor der Kurve hinzusetzen und jeden Herannahenden zu warnen; vielleicht war es sogar jemand, den sie kannte und der ihr aus der Patsche half... Eine halbe Stunde verging, dann erst hörte sie einen Motor bergauf brummen, aber als dann tatsächlich ein Wagen heranrollte, brachte sie nur ein herzhaftes »Verdammt!« hervor.
    Natürlich mußte es ausgerechnet Philipp Ross sein! Sie winkte und gab sich alle Mühe, ein fröhliches »Hallo!« hervorzubringen, als er anhielt. Im Augenblick war es gewiß nicht ratsam, ihre wahren Gefühle zu zeigen.
    »Was ist denn? Fahren Sie per Anhalter?«
    »Viel schlimmer. Hinter der Kurve steht mein Wagen mitten auf der Straße. Das blöde Ding hat einfach ausgesetzt, und ich bringe es keinen Zentimeter weiter.«
    Hilfsbereit lief Philipp Ross zu dem kleinen Auto. Er ließ den Starter summen, öffnete dann die Motorhaube und tastete überall mit kundiger Hand herum. Lucia glaubte, ein Wort der Entschuldigung stammeln zu müssen. »Es ist eben ein alter Wagen. Da bleibt es nicht aus, daß er gelegentlich schlappmacht.«
    Ross musterte das Armaturenbrett — und meinte dann sanft: »Auch ein neuer Wagen würde streiken, wenn der Benzintank leer wäre!«
    »Was?« Lucia lief blutrot an. Wie blöd von ihr, daß sie daran nicht gedacht hatte! Sie, die stundenlang täglich nichts anderes tat, als Benzin in die Tanks anderer Wagen

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